REUTLINGEN. Leere Weinflaschen oder Gurkengläser landen im Landkreis Reutlingen so gut wie immer in den mehr als 240 Altglascontainern. Die Menschen im Kreis sind fleißige Sammler. Doch der Weg einer alten Flasche ist nicht am Sammelcontainer zu Ende. Und ab hier wird es erst spannend. Das beginnt schon mit der Leerung der Behälter. Die hat die Firma Alba mit Sitz in Metzingen im Auftrag des Landratsamtes übernommen. Wer einmal dabei zugeschaut hat, dürfte bemerkt haben, dass der Inhalt der Container an unterschiedlichen Stellen der Lkw-Ladefläche landet. Denn die ist dreigeteilt, genau wie die Altglascontainer: Weiß, Braun, Grün. Dabei gehören die etwas selteneren roten oder blauen Flaschen übrigens zum Grünglas.
Dieses Trennen sei mit das Wichtigste beim Altglas-Sammeln, so das Landratsamt, das für die Entsorgung die verantwortliche Behörde ist. Denn die Farbtrennung sei auch beim späteren Recyclen entscheidend. Auch das fällt den Menschen in Reutlingen, Metzingen, Pfullingen, Münsingen oder Bad Urach offensichtlich nicht schwer.

Die knapp 300.000 Einwohner im Landkreis Reutlingen haben im vergangenen Jahr rund 6.700 Tonnen Altglas gesammelt. Das hat das Landratsamt auf Anfrage des GEA mitgeteilt. Umgerechnet etwa eine große Lkw-Ladung am Tag. Gleichzeitig bedeutet es, dass jeder Einwohner im Kreis im vergangenen Jahr etwa 23 Kilo Altglas korrekt entsorgt hat. Hinter diesen Zahlen steckt aber viel mehr: Altglas-Sammeln ist in der Region Neckar-Alb offensichtlich zur Selbstverständlichkeit geworden. Das gilt übrigens auch für den Rest der Republik.
»Glasflaschen und Lebensmittelgläser können wieder und wieder recycelt werden. Rein rechnerisch unendlich oft«
Nach der Leerung setzen sich die Alba-Lastwagen mit dem Altglas in Bewegung nach Metzingen und dem firmeneigenen Wertstoffhof, oder zur Umladestation nach Dußlingen. Die Trennung nach Weiß, Braun und Grün wird beibehalten. Ab hier übernehmen Transportunternehmen und Speditionen den Weitertransport des Altglases.
Tausende Tonnen Altglas machen sich von Metzingen und Dußlingen aus auf den Weg in die Altglasaufbereitungsanlagen und Glashütten in Süddeutschland. Die befinden sich unter anderem im badischen Achern, in Germersheim bei Karlsruhe oder in Neutraubling bei Regensburg. Der Löwenanteil des Reutlinger Materials landet allerdings beim Platzhirsch unter den Altglasverwertern, der Verallia-AG im oberschwäbischen Bad Wurzach, etwa 110 Kilometer von Reutlingen entfernt.
»Bei uns landet etwa ein Drittel des gesamten Altglases aus dem Kreis Reutlingen. In diesem Jahr waren es bereits 1.200 Tonnen«, weiß Unternehmenssprecherin Cornelia Banzhaf. Es sei hauptsächlich Weißglas und Braunglas, das in Bad Wurzach recycelt werde. Sie bestätigt die hohe Wiederverwertungsquote von Altglas: »Wir liegen bei mehr als 90 Prozent.« Das ist im bundesweiten Vergleich ein Topwert. Deutschlandweit liegen die Quoten sonst zwischen 80 und 90 Prozent.

Banzhaf erklärt gleichzeitig, weshalb es besser ist, Flaschen und Glasbehälter ohne Deckel, Verschlüsse und Kronkorken in die Altglascontainer zu geben: »Wir haben zwar in unseren Anlagen Trennmagnete, um Metallverschlüsse und auch Kunststoffdeckel aussortieren zu können, aber schneller und energieärmer geht's ohne die Deckel.« Deshalb empfiehlt auch das Landratsamt Reutlingen allen fleißigen Flaschensammlern, Deckel und Kronkorken nicht auf den Flaschen und Gläsern zu lassen und getrennt in den gelben Sack zu entsorgen. Die Verschlüsse sollten auch nicht einfach achtlos oben auf die Altglascontainer gelegt werden. Auf keinen Fall gehöre Keramik oder Porzellan hinein, ebenso wie Fensterglas, aber auch keine Spiegel, Trinkgläser, hitzebeständiges Glasgeschirr oder Glühbirnen.
In Bad Wurzach wird das Altglas - meist sind es nur noch Scherben, die ankommen - auf 1.600 Grad erhitzt, das Glas schmilzt und so können neue Flaschen und Lebensmittelgläser geformt werden. »Aus unseren Öfen kommt ausschließlich Material für neue Glasflaschen und Lebensmittelgläser. Und diese können später wieder und wieder recycelt werden. Rein rechnerisch unendlich oft«, so Cornelia Banzhaf. Verallia hat unter den Kunden für seine Produkte aus Recyclingglas auch bekannte Namen. So sind Sektflaschen von Henkell oder Fürst von Metternich aus Bad Wurzach. Auch Bierflaschen von Veltins haben ihren Anteil aus dem Altglas, das im Kreis Reutlingen gesammelt wurde. (GEA)