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Wiedereröffnung der Reutlinger Kitas: Wunder kann keiner vollbringen

Die Kinder müssen sich gedulden.foto: dpa
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Für Entscheidungsträger muss es leichter sein, einen Brunnen mit der hohlen Hand leer zu schöpfen als es in Corona-Zeiten allen recht zu machen. Das bekommen nun die Verantwortlichen in der Reutlinger Kinderbetreuung zu spüren, wenn es um die Öffnung der Kitas am kommenden Montag geht. Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Gesetze und Praxis: Allem gerecht zu werden, schafft sonst nur die Wunschfee.

Jetzt sollen Menschen Wunder vollbringen: Dabei ist allein die Gruppe der Eltern nicht homogen. Da sind Eltern, die Hygienemaßnahmen ablehnen, weil Corona für sie keine Rolle spielt. Dort gibt es jene, die ihr Kind panisch schützen wollen. Für sie sind alle Maßnahmen zu milde. Da sind Eltern, die abwägen, dort jene, die fordern. Andere Eltern suchen verzweifelt einen Betreuungsplatz. Ihre Sorgen, Wünsche sind alle berechtigt – und stehen doch konträr zueinander.

Vielleicht wäre dieses Problem noch lösbar, die Verhakung von Corona-Verordnung und Praxis ist es nicht. Kinder haben Schnullnasen, Schnullnasen triefen, Kinder haben Spucke und vor der ist nichts sicher. In der Praxis für jede kindliche Lebensäußerung ein Hygienekonzept zu entwickeln: Wer hier eine Lösung findet, hat einen Orden verdient.

Wenn am Montag die Kitas öffnen, hat am Dienstag ganz Reutlingen eine Meinung dazu. Auf Anerkennung für die Mühen der Träger ist zu hoffen. Zu rechnen ist eher mit bitteren Vorwürfen: »Zu unkonkret, zu einengend, zu lasch.« Wer zum Telefon greift, um Stimmung zu machen, sollte erst überlegen, wie er wohl entschieden hätte, hätte er die Verantwortung gehabt.

 

mareike.inhoff@gea.de