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Aktuell Armut

Wie die Tafeln der Region mit Migranten umgehen

Die Essener Tafel nimmt nur noch Neukunden mit deutschem Pass auf. Günter Klinger, Geschäftsführer des Diakonieverbands Reutlingen findet diese Entscheidung »ganz schwierig«. Die Tafelläden der Region haben andere Lösungen gefunden.

Im Reutlinger Tafelladen herrscht dank strenger Regeln eine entspannte Einkaufsatmosphäre.   FOTO: TRINKHAUS
Im Reutlinger Tafelladen herrscht dank strenger Regeln eine entspannte Einkaufsatmosphäre. FOTO: TRINKHAUS
Im Reutlinger Tafelladen herrscht dank strenger Regeln eine entspannte Einkaufsatmosphäre. FOTO: TRINKHAUS

REUTLINGEN. Nachdem die Essener Tafel erklärt hatte, nur noch Bedürftigen mit deutschem Personalausweis neue Berechtigungen für Lebensmittelpakete auszustellen, hagelte es von verschiedenen Seiten heftige Kritik. Auch Günter Klinger, Geschäftsführer des Diakonieverbands Reutlingen, findet diese Regelung »ganz schwierig, weil damit Vorurteile und Ausgrenzung geschürt werden«. Der Diakonieverband Reutlingen ist Träger der Tafeln in Reutlingen, Metzingen, Bad Urach und Münsingen.

»Jeder Kunde ist gleich viel Wert – egal, ob er aus Syrien, Eritrea oder der Reutlinger Sozialsiedlung ‹Kleiner Bol› kommt.« Im Gegensatz zu vielen Politikern will Klinger die Essener Tafel aber jetzt nicht verteufeln. »Dort wird sehr gute Arbeit geleistet«, sagt er. »Wenn sie Unterstützung bekommen hätten, hätte man vielleicht eine andere Lösung finden können.«

Klinger erinnert daran, dass auch die Tafeln des Diakonieverbandes Reutlingen zu Zeiten der ersten Flüchtlingswellen in den Jahren 2015 und 2016 nicht weit weg waren von Zuständen wie in Essen. Dass die Situation nicht eskaliert sei, habe »vielleicht auch etwas mit Glück zu tun gehabt«, so Klinger. Aber auch damit, dass Flüchtlings-Experten aus den Asylkreisen der Diakonie vor Ort ihr Wissen eingebracht haben.

»Vor allem aber haben die vielen Reglements geholfen, dass wir den Ansturm gut bewältigen konnten«, betont Klinger. In der Reutlinger Tafel gibt es eine Art Losverfahren, das bestimmt, in welcher Reihenfolge die Wartenden Einlass in den Laden bekommen. In Metzingen, Bad Urach und Münsingen bekommen die Kunden Zeitfenster für ihren Einkauf zugewiesen. »Diese Systeme haben sich bewährt«, sagt Klinger, der den Essener Kollegen empfiehlt, sich einmal die Konzepte anderer Tafeln anzuschauen. (GEA)