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Wer zieht ins Reutlinger Breuninger-Gebäude ein?

Ende November schließt die Reutlinger Breuninger-Filiale. Was passiert danach mit dem Gebäude? Wie ist die Stadt involviert? Und was ist dran am Gerücht, dass die Biosphärenmanufaktur »M59« dort einziehen will? Eine Spurensuche.

Das Breuninger-Gebäude am Reutlinger Marktplatz: Ende November gehen hier erstmal die Lichter aus.
Das Breuninger-Gebäude am Reutlinger Marktplatz: Ende November gehen hier erstmal die Lichter aus. Foto: Frank Pieth
Das Breuninger-Gebäude am Reutlinger Marktplatz: Ende November gehen hier erstmal die Lichter aus.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Noch zweieinhalb Monate. Dann gehen im markanten Gebäude am Marktplatz erstmal die Lichter aus. Ende November schließt Breuninger seinen Standort in Reutlingen. Der Umsatz habe am Ende nicht mal mehr die laufenden Kosten gedeckt, verkündete ein Unternehmenssprecher im März 2024. Seitdem die Nachricht vom Breuninger-Aus in der Welt ist, scheint in Reutlingen etwas ins Rollen gekommen zu sein. Die Breuninger-Aussage, die »abnehmende Attraktivität der Innenstadt« habe maßgeblich zum rückgängigen Geschäft beigetragen, hat die Verwaltungsspitze mächtig getroffen.

»Ja, die Verwaltung führt Gespräche mit dem Eigentümer des Gebäudes«

Nun stellen sich viele Fragen. Wie geht’s am Marktplatz weiter? Was passiert mit dem mächtigen Gebäude? Klar ist: Sollte es zum Verkauf stehen, wird das für den Käufer eine wirklich teure Angelegenheit. Laut aktueller Bodenrichtwertkarte ist der Quadratmeter in diesem Bereich 5.200 Euro wert. Das ist absoluter Spitzenwert in der Innenstadt. Als Vergleich: Der Grund, auf dem das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof steht, ist 1.500 Euro pro Quadratmeter wert. Im Bereich Obere Metzgerstraße kostet der Quadratmeter rund 950 Euro.

Will die Stadt das Breuninger-Gebäude kaufen? Wäre sicher sinnig, handelt es sich doch um ein absolut stadtbildprägendes Gebäude. Doch die Kassen der Achalmstadt sind leer. Hat die Biosphärenmanufaktur »M59« Interesse an einem Umzug von der – laut Unternehmensberatung Ecostra – C-Lage Metzgerstraße in die A-Lage Marktplatz? Die Gerüchteküche brodelt jedenfalls. »Ja, die Verwaltung führt Gespräche mit dem Eigentümer des Breuninger-Gebäudes«, sagt Finanzbürgermeister Roland Wintzen. »Es vergeht fast keine Woche, in der wir nicht telefonieren.« Und: »Die M59 prüft den Breuninger als Standort.« Mehr könne er dazu aktuell aber nicht sagen, so Wintzen. Der Eigentümer sei grundsätzlich bereit dazu, im Gebäude auch andere Nutzungen als bisher zuzulassen. Das hatte die CDU-Fraktion unter anderem per Anfrage von der Stadt wissen wollen.

Reiner App von den »Köpfen für Reutlingen« will das Gerücht, dass die »M59« umziehen will, weder dementieren noch bestätigen. Nur so viel: »Ich habe immer gesagt, dass wir alle zur Verfügung stehenden Standort-Optionen in der Innenstadt kontinuierlich für dieses Projekt prüfen.« Die Stadt hat das Gebäude Metzgerstraße 59 angemietet, »M59« ist aktuell Untermieter. Miet- und Untermietverhältnis laufen bis 31. August 2025. Die Miete wird zu 90 Prozent aus Fördermitteln des Programms »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« (ZiZ) finanziert, den Rest schießt die Stadt bei. »M59« zahlt für das erste Jahr keine Miete, so App. Bis September 2024 sind 84.000 Euro Miete an den Eigentümer geflossen, so Finanzbürgermeister Wintzen.

»Wir werden nächstes Jahr eröffnen, das steht fest«

Der Start der Manufaktur verzögert sich laut Reiner App, auch wenn es laut ihm »erfreulich viele Interessenten« gibt, die sich am Projekt beteiligen wollen. Mit denen bespreche man gerade die Mietverträge, »da gibt’s irre viele Details, die geklärt werden müssen«. Es ist also nicht im Herbst 2024 mit einer Eröffnung der Manufaktur zu rechnen, wie es beispielsweise noch auf der Homepage steht. »Aber wir werden nächstes Jahr eröffnen, das steht fest«, so App. Und: »Es wird von unserer Seite in nicht allzu ferner Zukunft wirklich positive Schlagzeilen geben.« Ob er damit einen Umzug ins Breuninger-Gebäude meint? Es wird sich zeigen. Finanzbürgermeister Wintzen sagt vor den Mitgliedern des Finanzausschusses noch folgendes: »Das Mietverhältnis in der Metzgerstraße wurde nicht gekündigt.«

So soll’s aussehen, wenn alles fertig ist: In der Biosphärenmanufaktur »M59« sollen Bürger bei der Produktion ihrer Lebensmittel
So soll’s aussehen, wenn alles fertig ist: In der Biosphärenmanufaktur »M59« sollen Bürger bei der Produktion ihrer Lebensmittel zuschauen können. Foto: Visualisierung: M59
So soll’s aussehen, wenn alles fertig ist: In der Biosphärenmanufaktur »M59« sollen Bürger bei der Produktion ihrer Lebensmittel zuschauen können.
Foto: Visualisierung: M59

Fest steht: Die Einschläge in den vergangenen Wochen und Monaten haben in Reutlingen eine gewisse Dynamik entstehen lassen. Galeria-Aus, Breuninger-Rückzug, weitere kleinere und größere Läden, die geschlossen haben. Es schien, als befinde man sich in einer Negativspirale. Doch das Rathaus wurde aktiv. So präsentierte die Verwaltung im April bereits einen 16-Punkte-Plan gegen die Verödung der Innenstadt. »Es gibt viele Immobilieneigentümer, die in unser Projekt Hoffnung setzen«, sagt »M59«-Mitbegründer App. »Die sagen: Ich will einen Beitrag leisten zur Innenstadtentwicklung.« App lobt eine »wirklich gute und enge Zusammenarbeit mit der Stadt«.

Das Wasserspiel, das im Sommer auf dem Marktplatz stand.
Das Wasserspiel, das im Sommer auf dem Marktplatz stand. Foto: Schanz
Das Wasserspiel, das im Sommer auf dem Marktplatz stand.
Foto: Schanz

Das ebenfalls aus ZiZ-Mitteln finanzierte Wasserspiel auf dem Marktplatz hatte in den Sommerwochen für eine Belebung des sonst eher tristen Platzes gesorgt. »Wir haben ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten«, heißt es dazu aus der Stadt-Pressestelle. Und: »Deshalb wird die Stadt für eine nochmalige Aufstellung des mobilen Wasserspiels im Sommer 2025 alternative Finanzierungsmöglichkeiten prüfen.« Ebenfalls aus ZiZ-Mitteln wurde die »W109«, ein neuer Standort für die Kultur finanziert. Eine weitere Neu-Eröffnung in der Innenstadt: das Pop-up-Café am Weibermarkt. (GEA)