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Aktuell Notfälle

Was tun, wenn es Tieren plötzlich schlecht geht?

Was tun, wenn es dem tierischen Freund plötzlich nicht gut geht, oder ein Unfall passiert ist? Der gute Rat von Tierärzten kann Leben retten.

Wenn es der Mietze mies geht, können sich Frauchen und Herrchen auf den tierärztlichen Notdienst verlassen.
Foto: Stephan Zenke
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Ein Herz für Tiere zu haben, bedeutet auch sich auf medizinische Notlagen oder Unfälle vorzubereiten. »Machen Sie sich zum Ablauf bei Notfällen rechtzeitig Gedanken – nicht erst, wenn der Ernstfall schon eingetreten ist. Dies gibt Ihnen ein Gefühl der Sicherheit, im Notfall das Richtige zu tun«, raten die Fachleute des Anicura Kleintiermedizinischen Zentrums Hüttig in Reutlingen. Vieles von dem, was Frauchen und Herrchen beherzigen sollten, ähnelt der Ersten Hilfe für Menschen, ein wesentlicher Ratschlag aber nicht.

Lassen Sie sich nicht beißen! Das ist kein Scherz, sondern ernst gemeint, weil bei großen Schmerzen selbst die liebsten Hunde oder sanftesten Katzen ihren Besitzer angreifen können. »Legen Sie (sofern möglich) vorsorglich eine Maulschlinge oder einen Maulkorb an«, raten deshalb die Experten von Anicura. Woran ein Notfall zu erkennen ist, beschreibt die Bundestierärztekammer in einem Notdienst-Flyer.

Anzeichen eines Notfalls sind beispielsweise Bewusstseinsverlust oder Zusammenbruch, aber auch Atemnot. Selbstverständlich auch stärkere Blutungen oder Krampfanfälle. Ein Fall für den Tierarzt sind auch anhaltende blutige Durchfälle oder blutiges Erbrechen mit zunehmender Schwäche. Rasches Handeln ist natürlich auch bei Unfällen oder anderen schweren Verletzungen sowie dem Verschlucken von Fremdkörpern oder Giften nötig. »Sollte ihr Haustier bereits seit einiger Zeit Symptome zeigen, die Sie nun plötzlich beunruhigen, überlegen Sie, ob der Tierarztbesuch bis zum nächsten Werktag warten kann. Denn der Notfalldienst sollte Notfällen vorbehalten sein«, betont die Bundestierärztekammer aus gutem Grund. »Wir werden häufig mit Notfällen konfrontiert, die keine sind«, sagt Dr. Thomas Steidl als Präsident der Landestierärztekammer Baden-Württemberg. 

Denn ähnlich wie bei menschlichen Medizinern ist auch die Zahl der Tierärzte ebenso wie deren Kapazitäten beschränkt. Dabei ist die Hilfe im Notfall bestens organisiert. »Sowohl in Reutlingen als auch in Tübingen hat jeder Tierarzt abwechselnd Notdienst«, erklärt Steidl. Üblicherweise rufen besorgte Menschen zunächst den bekannten Tierarzt ihres Vertrauens an, und erfahren dann auf dessen Anrufbeantworter wer Notdienst anbietet. Darüber hinaus gibt es in der Region Reutlingen und Tübingen lediglich das Kleintiermedizinische Zentrum Hüttig in Reutlingen mit einem 24-Stunden-Notdienst.

Die Zahl der Tierarztpraxen in der Region sei, so Steidl, in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben. Laut aktuellen Statistiken der Landestierärztekammer gibt es im Landkreis Reutlingen 19 Praxen und ein Unternehmen, das tierärztliche Leistungen anbietet. Im Landkreis Tübingen zählt die Organisation 24 Praxen. »Aber die Verfügbarkeit der einzelnen Kollegen auch für den Notdienst nimmt ab«, verrät Steidl. Etwa weil immer mehr Tierärztinnen Beruf und Familie im Gleichgewicht halten wollen, weswegen sie nicht mehr selbstverständlich rund um die Uhr arbeiten. Zu Kenntnis nehmen müsse man auch, so der Präsident der Landestierärztekammer Baden-Württemberg, »dass Notdienste unterbezahlt werden«. Diese Aussage dürfte manchen Tierbesitzer erstaunen, kostet doch die Behandlung außerhalb der normalen Praxiszeiten deutlich mehr. Doch weil's letztlich nicht ums Geld, sondern geliebte tierische Familienmitglieder geht, raten Tiermediziner auch dazu sich rechtzeitig mit Grundlagen der Ersten Hilfe für Vierbeiner zu beschäftigen.

Viele nützliche Tipps etwa zur Zusammenstellung eines Verbandskastens gibt's direkt in der Tierarztpraxis. Ausführliche Ratschläge finden sich im Internet an vielen Stellen, so hat beispielsweise der Bayerische Rundfunk zahlreiche informative Seiten zu allen möglichen Verletzungen zusammengestellt. Wohl aus Erfahrung schreibt das Anicura Kleintiermedizinischen Zentrums Hüttig in Reutlingen auf seinen Internetseiten: »Versuchen Sie ruhig zu bleiben! Nervosität und Panik übertragen sich sofort auf den Patienten«, und appelliert auch wenn es schwer falle beim Transport zum Tierarzt nicht zu rasen. Damit aus einem Unglück nicht auch noch ein Unfall wird. (GEA) 

Kleintiermedizinisches Zentrum Hüttig: Notfall

Bayerischer Rundfunk: Erste Hilfe für Tiere

Bundestierärztekammer: Schnelle Hilfe für Hund, Katze & Co (Notdienst-Flyer)