REUTLINGEN. Viele Urlauber aus der Region trifft die FTI-Pleite hart. Im schlimmsten Fall werden die Kosten für die gebuchten Reisen nicht zurückerstattet - oder die Urlauber müssen zu lange auf ihr Geld warten und können deshalb keine neue Reise buchen. Für manche geht es dabei um mehrere Tausend Euro.
So auch für Alexander Schäfer. Warmer Wüstensand, eine sanfte Brise am Roten Meer und ein kühles Getränk - so hat sich der Oferdinger seine Flitterwochen im ägyptischen Hurghada vorgestellt. Über 2.000 Euro hat der Oferdinger für die Pauschalreise bereits bezahlt, nun wurde sie storniert. Wann das Geld wieder auf dem Konto ist, kann Schäfer nur schätzen: »Bei der Thomas-Cook-Pleite haben Betroffene damals zwischen zwei Wochen und vier Monaten auf ihr Geld gewartet.« Ärgerlich sei das zwar alles, man habe schließlich auch andere Ausgaben für die Hochzeit. »Aber wir kriegen das hin«, sagt Schäfer. Da das frisch vermählte Ehepaar »erst« im Oktober nach Ägypten reisen wollte, könne man immerhin noch umplanen und sich notfalls ein neues Reiseziel suchen.
Nadine Rilling aus Metzingen fehlt diese Planungssicherheit komplett. »Es wäre der erste richtige Familienurlaub seit sieben Jahren gewesen«, erzählt die zweifache Mutter. Eine Woche All-Inclusive-Hotel im bulgarischen Warna, an der Küste des Schwarzen Meeres - das war der Plan. Eine Anzahlung von 800 Euro hat die junge Familie für den September-Urlaub an FTI bereits geleistet. Unklar ist, ob Rilling das Geld zurückbekommt oder die Reise überhaupt antreten kann. »Wir haben zwar eine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen, bei zwei Kindern weiß man ja nie. Aber ob dieser Spezialfall davon abgedeckt ist - keine Ahnung«, sagt die Metzingerin. Sollte das Geld nicht rückerstattet werden, fallen die Urlaubspläne in diesem Jahr gänzlich ins Wasser. Auch das Reisebüro wisse gerade nicht weiter. Für deren Betreuung sei die 37-Jährige aber dankbar: »Ich will nicht wissen, wie das für Leute ist, die ohne Büro gebucht haben.«
Hotelgäste müssen Urlaub nochmal bezahlen
Das weiß Tugce Kücükoglu. Zusammen mit ihrem Mann geht es zwischen Juli und August für einen Monat in die Türkei. Ein Großteil des Urlaubs war bereits geplant, als sich das Ehepaar dazu entschlossen hat, für sechs Nächte ein Fünf-Sterne-Hotel in Fethiye über FTI zu buchen. Nun bangen die Eninger um ihre 2.600 Euro: »Es sieht so aus, als würden wir auf den Kosten sitzenbleiben«, sagt Kücükoglu. Das Ehepaar wisse, dass Pauschalreisen über den Deutschen Reiseversicherungsfonds (DRSF) abgesichert seien. Dieser Schutz gelte aber wohl nicht, wenn man nur das Hotel über FTI gebucht habe. »Wir haben versucht, mit FTI Kontakt aufzunehmen, aber da geht keiner ran.« Besonders bitter: »Wir haben das Geld am Sonntagabend überwiesen. Am Montag hat FTI Insolvenz angemeldet.« Dabei hätte das Ehepaar noch bis Anfang Juli Zeit gehabt, das Hotel zu bezahlen.
Auch für Sabrina Kornacker und ihre Familie ist das Timing denkbar schlecht: »Theoretisch würden wir am 18. Juni in die Flitterwochen fliegen«, erzähl die Bad Uracherin dem GEA. »Wir wissen nicht, ob die Reise klappt und haben nur die Infos auf der Homepage von FTI.« Am Montag habe sie anderthalb Stunden in der telefonischen Warteschleife des Unternehmens verbracht, ohne jemanden zu erreichen. Ihre Schwiegereltern habe die Insolvenz ganz akut im Urlaub getroffen: »Die sind seit Sonntagnacht in Ägypten und am Dienstag wurden sie vom Hotel aufgefordert, wegen der Firmenpleite erneut ihren Aufenthalt zu zahlen.« Das Geld würden sie vom DRSF zurückbekommen. Einer Freundin von Kornacker gehe es genauso, ebenfalls während des Urlaubs in Ägypten. Die anstehenden Flitterwochen und die Hochzeit will sich die Bad Uracherin aber nicht vermiesen lassen: »Wir stornieren erstmal nicht. Sollten wir nicht in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen können, dann schmeißen wir die Koffer ins Auto und fahren nach Kroatien.« (GEA)