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Was der Reutlinger FWV-Rat Fuchs zu seiner Abwahl sagt

Die große Überraschung bei der Kommunalwahl: Jürgen Fuchs hat es weder in den Reutlinger Gemeinderat noch in den Kreistag geschafft. Der prominente FWV-Politiker und ehemalige Reutlinger Sozialbürgermeister über Reue, Ruhestand und Ruhmesblätter.

Ganz entspannt: Jürgen Fuchs hat das Gefühl, dass er seine Arbeit gut gemacht hat.
Ganz entspannt: Jürgen Fuchs hat das Gefühl, dass er seine Arbeit gut gemacht hat. Foto: Steffen Schanz
Ganz entspannt: Jürgen Fuchs hat das Gefühl, dass er seine Arbeit gut gemacht hat.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN. Ein guter Schluss ziert alles. Der blieb Jürgen Fuchs verwehrt. Sowohl für den Gemeinderat als auch für den Kreistag reichten die Stimmen nicht. Mehr noch: Jeweils rund 3.000 Stimmen weniger – rund ein Drittel als bei vorangegangenen Wahlen – für beide Gremien, das war wohl eine der größten Überraschungen der Kommunalwahl – nicht nur für das Aushängeschild der Freien Wählervereinigung (FWV) selbst.

Acht Jahre Sozial- und Verwaltungsbürgermeister im Reutlinger Rathaus, ab 1999 (mit Unterbrechung) Mitglied des Reutlinger Kreistags, seit 2004 im Gemeinderat lange Jahre als Fraktionsvorsitzender der FWV, prominent, präsent: Der gelernte Diplom-Verwaltungswirt war der Profi im Rat, der sich auf Grupenpressefotos stets optimal zu platzieren wusste und als Redner im Sitzungssaal mit Fachkenntnis und detailgespickten Ausführungen brillierte – gern auch zu später Stunde, wenn das Gros der Räte längst das Viertele in der Nachsitzung herbeisehnte. Jürgen Fuchs räumt Redeeifer ein (»Ich habe gern das Wort ergriffen.« ) Aber er reklamiert im GEA-Gespräch auch Qualitätsanspruch: »Ich habe nie Blödsinn geredet.«

""Ich wollte es wissen und ich habe eine Absage bekommen"

Was der demnächst 79-Jährige im Hinblick auf den Wahlausgang angestellt hat? Nichts nach Fuchsscher Selbsteinschätzung. »Meine Arbeit war es gewiss nicht. Ich habe das Gefühl, ich habe es gut gemacht. Entspannt und stolz verlasse ich das Rathaus.« Unerschüttert wirkt das Ego des gebürtigen Göppingers nach der Wählerklatsche. »Ich wollte es wissen und ich habe eine Absage bekommen.« Nein, er sei nicht sauer auf die Wähler und auch nicht auf sich selbst, dass er nicht beizeiten die Bremse gezogen hat.

Der hohe Stimmverlust rührt seiner Einschätzung nach auch daher, dass altersbedingt sein Umfeld schrumpfe, im Freundeskreis, in den Institutionen – und damit auch seine Stammwählerschaft. Vor einem guten Jahr hatte der FWV-Rat GEA-öffentlich darüber räsoniert, ob er überhaupt nochmal antritt. Bei der Kandidatenvorstellung vor Kurzem hatte er dann angekündigt, er wolle sich »zurücknehmen«. Das haben Wähler wohl zu ernst genommen.

23-mal habe er sich im Leben für verschiedene Ämter und Gremien zur Wahl gestellt. Nur drei Mal habe er nicht reüssiert. Für Fuchs eine gute Bilanz. Und: »Es hat furchtbar Spaß gemacht, ich habe viel mitgenommen.« Als Reutlinger Sozial- und Verwaltungsbürgermeister (1996 bis 2004) habe er unter anderem die Stadthalle mit ins Leben gerufen, die Kulturkonzeption mit vorangetrieben, die Verwaltungsreform und die Umstrukturierung der Reutlinger Altenhilfe umgesetzt. Ein Herzensanliegen war ihm das Thema Industriemuseum.

»Den Haushalt nachhaltig aufstellen, war mein Spezialgebiet«

Mit 59 Jahren ging Fuchs in Rente und erwog, eine Ausbildung als Heilpraktiker anzustreben. Doch schon bald war er von der Politik absorbiert. Als der Ex-Bürgermeister 2004 vom Verwaltungssessel nahtlos für die FWV in den Ratssaal weiterrückte, goutierte das nicht jeder. Fuchs hielt sich daher nach eigenen Worten »beim Sozialen« zurück, kaprizierte sich stattdessen aufs Thema Finanzen. »Den Haushalt nachhaltig aufstellen, war mein Spezialgebiet.«

Und was jetzt, nach dem vorgezogenen Polit-Ruhestand? Der Schrebergarten will beackert werden. Das Segeln, mit Freunden auf Törns gehen, bleibt die Leidenschaft des ehemaligen Langstreckenläufers, der vom Boston- bis zum Sahara-Marathon alles gelaufen ist, was Rang und Namen hat. Auch den Posten als ehrenamtlicher Richter am Bundessozialgericht in Kassel will er behalten.

Ach ja: Seine Frau ist berufstätig. Jürgen Fuchs geht einkaufen, kocht und staubt gern ab. Und so bleibt der Haushalt Thema. Wenn auch nur in den eignen vier Wänden. (GEA)