REUTLINGEN . Der Weihnachtscircus von Familie Sperlich ist aus dem Reutlinger Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Für viele Familien, ob mit oder ohne Kinder, gehört er zur Weihnachtszeit wie Lametta, Glühwein und ein geschmückter Christbaum. Auch im 21. Programm haben die Veranstalter wieder einmal Topartisten aus aller Welt an die Kreuzeiche gelockt, die ein zweieinhalbstündiges Programm bieten, das kurzweilig, abwechslungsreich und magisch ist.
Apropos Magier: Zauberkünstler Timo Marc führt voll Witz und Esprit durchs Programm. Die Zeit zwischen den Hauptattraktionen vergeht wie im Flug. Wobei Flug ein gutes Stichwort ist, denn gleich mehrere Akrobaten begeben sich in die Lüfte und zeigen Kunststücke, die einen sprachlos machen. Das »Duo Reflection« etwa, deren Luftakrobatik die Schwerkraft außer Kraft setzt. Ein Handstand auf den Füßen des anderen, hochgezogen werden an einem Seil, das der Partner im Mund hat: Unmöglich? Bei ihnen nicht.
Der Traum vom Fliegen
Auch die Truppe »Flying Henriquez« macht den Traum vom Fliegen wahr: Sie schwingen am Trapez und fliegen durch die Lüfte hinüber zum Fänger - und das mitunter sogar im dreifachen Salto mortale. Die Hochseil-Truppe Hametov dagegen stapelt hoch: Mehrstöckig, bis zu zehn Meter hoch ist die menschliche Pyramide, die übers Seil tanzt. Aus ihren Reihen stammt der jüngste Akrobat in diesem Jahr - der 16-jährige Daler Khametov, ein Talent, das es noch weit bringen wird.
Tja, und was ist mit den längeren Umbauphasen? Von denen merkt man kaum etwas, dank den Clowns Pasha und Morris, die herumalbern, sich und das Publikum auf liebevolle Art und Weise veräppeln. ist der Trampolin- und Comedy-Akteur Plamen Metodiev - Akrobatik gepaart mit Komik: Da bleibt kein Auge trocken. Ebenfalls ein Hingucker und Hinhörer sind Sängerin Sandy Müller und die Ballett-Tänzerinnen.
Tiere in der Manege
Katzen und Elefanten in der Manege? Vorab hat das für Proteste gesorgt, auch zur Premiere haben sich rund zehn Demonstranten von »Act for animals« vor dem Zirkus aufgebaut, um friedlich gegen den Auftritt der Elefanten und Katzen zu demonstrieren. Auch wenn es sicherlich berechtige Einwände gibt, muss man zugeben: Sowohl die Katzen-Dressur von Fatime Horváth als auch die preisgekrönte Show der Elefanten-Flüsterer Elvis und Cvetomira Kirova Errani sind beeindruckend. Die Katzen-Nummer besticht vor allem durch ihre humorvolle Art, denn eigentlich lassen sich Katzen nicht dressieren - oder doch? Und die drei Dickhäuter sind faszinierend anzuschauen, ihre langsamen, bedachten Bewegungen, wie sie nur auf einen Fingerzeig Erranis gehen, sich legen oder über einen Ast steigen, lässt einen Staunen.
Das absolute Highlight, der Wahnsinn auf zwei Rädern ist jedoch die Motorradtruppe »Hell Riders«, die in einer fünf Meter großen Kugel Vollgas geben: Erst zwei, dann drei und am Ende bis zu sechs Motorrädern. Wow, kann man da nur sagen - das furiose Finale eines absolut gelungenen Weihnachtscircus. (GEA)