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Sprachmodelle revolutionieren die Produktion

Kombination aus KI und digitalen Zwillingen bietet der Industrie innovative und effiziente Lösungen

Wissenschaftler erforschen, wie  Produkt- und  Nutzungsdaten intelligent genutzt werden können, um daraus automatisiert Informat
Wissenschaftler erforschen, wie Produkt- und Nutzungsdaten intelligent genutzt werden können, um daraus automatisiert Informationstexte zu generieren. FOTO: BERND MÜLLER
Wissenschaftler erforschen, wie Produkt- und Nutzungsdaten intelligent genutzt werden können, um daraus automatisiert Informationstexte zu generieren. FOTO: BERND MÜLLER

REUTLINGEN. Gibt es eigentlich etwas, das ChatGPT nicht kann? Romane, Reden und sogar Programme schreiben gehört zu seinen Fähigkeiten. Auch Code für die Steuerung von Maschinen und Anlagen kann der OpenAI-Chatbot verfassen. Der Mensch beschreibt, was die Maschine tun soll, und der Chatbot schreibt das passende Programm dazu.

In der Industrie und Fertigung zeigen KI-Tools wie ChatGPT großes Potenzial, dies hat auch das Interesse der Forschung geweckt. Im Werk150, der Lernfabrik der Hochschule Reutlingen, untersuchen Professorin Vera Hummel und Professor Daniel Palm den Einsatz von großen Sprachmodellen vergleichbar mit ChatGPT sowie anderen KI-Tools in der Produktion.

Fragen an den Chatbot

Per Prompt oder in Zukunft auch per Spracherkennung kann das Bedienpersonal Ereignisse oder Zusammenhänge in der Fabrik analysieren. Eine Frage an den Chatbot könnte zum Beispiel lauten: »Warum lagert an diesem Arbeitsplatz so viel Material?« Der könnte antworten: »Weil der Krankenstand heute besonders hoch ist« oder »Weil zu viel Material angeliefert wurde«.

Eine Herausforderung besteht darin, die KI mit ausreichend Wissen zu versorgen. Dafür muss der Chatbot mit Informationen aus der Fabrik gefüttert oder mit anderen Programmen verknüpft werden. Das Reutlinger Team trainiert exemplarisch einen Chatbot, der spezifisches Wissen über die Fabrikprozesse und Produktmontagen besitzt.

Derzeit laufen im Werk 150 mehrere Projekte zur KI-Nutzung. Im vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg geförderten Projekt »KISprachtec« entwickelt das Team Lösungen, wie auch kleine und mittelständische Unternehmen KI und Sprachmodelle in der Produktion einsetzen können. Dazu arbeiten sie mit AX Semantics zusammen. Das Startup in Stuttgart hat eine Sprachsoftware entwickelt, das aus strukturierten Daten Texte generiert.

In der Lernfabrik nutzt die Software von AX Semantics Informationen aus der sogenannten Verwaltungsschale, einer standardisierten Datenstruktur, die von Industriebranchenverbänden wie VDMA oder ZVEI entwickelt wurde. Diese enthält umfassende Informationen zu einem Produkt, seinen Merkmalen, seinem Lebenslauf oder seinen Einzelteilen – ähnlich einem digitalen Zwilling.

Intelligente Datennutzung

Im Werk150 wird die Verwaltungsschale beispielhaft für ein E-Bike aufgebaut. Am E-Bike-Demonstrator zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie Produkt- und Nutzungsdaten oder zustandsbasierte Serviceinformationen intelligent genutzt werden können, um daraus Informationstexte wie Produktbeschreibungen, Serviceanleitungen, Eigentumsnachweise oder Vorschläge zur Wiederverwertung automatisiert zu generieren.

Die Kombination aus künstlicher Intelligenz und digitalen Zwillingen bietet der Industrie innovative und effiziente Lösungen. Sie helfen zukünftig nicht nur, den Fachkräftemangel auszugleichen, sondern bieten auch neue Ansätze zur Verbesserung von Produktionsprozessen. Erste Anwendungsfälle zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse in der Automatisierung von Abläufen und der intelligenten Nutzung von Daten.