REUTLINGEN. Als sich der GEA an diesem Novembervormittag auf die Straßenumfrage begibt, zeigt sich das Wetter in Reutlingen grau in grau und nicht rot, gelb und grün. Die Parteifarben einer Bundesregierung, die es so nicht mehr gibt. Alle Befragten zeigten eine gemeinsame Reaktion auf das Ampel-Aus: keine Überraschung. So auch Johann Jeiter: »Es ist gut, dass es vorbei ist. Ich hatte erwartet, dass dieser Bruch eigentlich schon viel früher passiert«, findet er. Ziemlich schlecht findet er den Zeitpunkt, an dem das Aus der Koalition vollzogen wurde: »Dies gleichzeitig mit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten zu machen, ist schlecht.« Er glaube allerdings nicht, dass dies bewusst an diesem Tag so geschehen sei. Jetzt habe man eine verfahrene Situation, die so schnell wie möglich aufgelöst gehöre, am besten durch Neuwahlen: »Wenn die früher kommen, umso besser.«
Auch Erich Wurster hat eine klare Haltung zum Auseinanderfallen der Bundesregierung: »Toll ist das nicht, aber davor war es auch nicht toll«, fasst er seine Meinung kurz zusammen. Dann wird er konkreter: »Dass die sich vorher immer nur gezankt haben, war ganz und gar nicht richtig.« Angesichts dessen sei es schon erstaunlich gewesen, dass die Dreier-Koalition so lange gehalten habe. Der Zeitpunkt des Endes sei nicht gut gewesen, aber er sei sich sicher, dass der nicht mit Absicht auf den Tag der US-Präsidentschaftswahlen gelegt wurde. Spannend sei jetzt allerdings, wie die CDU als größte Oppositionspartei sich jetzt verhalte. Rasche Neuwahlen seien nötig, denn eine Bundesregierung im Wackelzustand dürfe es nur so kurz wie möglich geben.
Für Christa Klein ist klar: »Das Ampel-Aus ist doch fällig gewesen.« Dann redet sie Klartext: »Wenn man so eine Koalition eingeht, dann weiß man doch vorher, dass ein Dreierbündnis nicht funktioniert, wenn man es andauernd torpediert.« Der Schuldige ist für sie leicht auszumachen: Es ist vor allem FDP-Finanzminister Christian Lindner. »Seine Alleingänge waren schlecht und nicht zielführend. Eine Konsensfindung wäre dagegen richtig gewesen.« Sie sei nicht überrascht gewesen, als das Ampel-Aus gekommen ist und fügt hinzu: »Sie hätten sich früher fragen sollen, wollen wir regieren oder nur zanken?«
Marcel Karala zeigt Bedauern, dass die Ampel-Koalition in Berlin auseinandergefallen ist: »Das Auseinanderbrechen ist schlecht, weil die Zeiten gerade nicht besser werden.« Das betreffe vor allem die einfachen Menschen, die jetzt mit den Ergebnissen von schlechter Politik leben müssten. Er sei wirklich gespannt, wie es jetzt weitergehe. Sicher ist er, dass durch die Regierungskrise in Deutschland Europa geschwächt werde. Mit Blick auf den gerade zum neuen US-Präsidenten gewählten Donald Trump habe er ein mulmiges Gefühl.
Daniela Sailer freut sich regelrecht über das Ampel-Aus: »Juchhu sage ich und schreiben Sie das ruhig«, meint sie lachend. »Ich warte eigentlich schon lange darauf, dass dies passiert und jetzt ist es halt so.« Sie ist sich nicht ganz sicher, ob der Zeitpunkt des Bruchs bewusst gewählt wurde: »Hatten die vielleicht Angst vor Trump?« Auf jeden Fall sei jetzt viel Bewegung im Politbetrieb. Sie wünsche sich jedenfalls für die Zukunft mehr gesunden Menschenverstand bei den politischen Entscheidungen. (GEA)