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Schwarzer Adler in guten Händen

30 Jahre danach: Max Steinhart arbeitet erneut am Aarau-Mosaik. Es kehrt in die Rathausstraße zurück

Das Stadtwappen von Aarau in Stein: Max Steinhart hat es aufgefrischt.  FOTO: CONZELMANN
Das Stadtwappen von Aarau in Stein: Max Steinhart hat es aufgefrischt. FOTO: CONZELMANN
Das Stadtwappen von Aarau in Stein: Max Steinhart hat es aufgefrischt. FOTO: CONZELMANN

REUTLINGEN/WALDDORFHÄSLACH. »Machen Sie etwas Nachhaltiges«, soll der Tiefbauamtsleiter gesagt haben. Nachhaltig war zu damaliger Zeit etwas, was möglichst lange hielt, ohne dass man es reparieren musste. Und so folgten die Straßenbauer dem Wunsch von Stefan Stark und taten das, was sie am Besten konnten – sie bauten etwas Unzerstörbares aus Stein und Beton, ein Mosaikpflaster aus rotem und hellem Granit und schwarzem Basalt. Ein Rütteltest 31 Jahre später bestätigt die Standfestigkeit: Nichts wackelt, alles ist an seinem Platz.

»Dass es so lange hielt, ist fast unglaublich«

Anlass für die Mühe war der »Tag des Handwerks«. Dieser Tag wurde früher in Form eines kleinen Stadtfestes gefeiert. Jede Innung setzte ihr Handwerk möglichst publikumswirksam in Szene. Die Straßenbauer hätten sich 1989 schwer getan, wären in ihren Reihen nicht zwei Männer gewesen, die dem Straßenbau etwas Künstlerisches abgewinnen konnten: der Reutlinger Max Steinhart und der Metzinger Alexander Brodbeck. Sie besorgten sich Steine in Würfelform und legten los – direkt vor dem Rathaus, dort, wo die Freitreppe vom Sitzungssaal zur Rathausstraße führt.

Was passt besser vor ein Rathaus als ein staatstragendes Wappentier, noch dazu jenes einer Partnerstadt? Also klopften Steinhart und Brodbeck den schwarzen Adler von Aarau in den Beton. Das Städtchen in der Schweiz war zwar erst vor kurzem offiziell Reutlinger Partnerstadt geworden, doch die Beziehungen reichen viel länger zurück. Zum Beispiel schickte Aarau eine gut bestückte Gulaschkanone, als die Reutlinger nach der Inflation 1924 nichts mehr zu essen hatten. Zeit also, danke zu sagen, und sei es auch nur als Gruß in Stein gemeißelt.

Beflügelt vom Beifall des Publikums, gelang den Straßenbauern das Aarauer Wappen derart famos, dass es als Meisterleistung herumgereicht wurde – gewichtsbedingt mit Kran und Tieflader. Höhepunkt dürfte eine Ausstellung in Köln gewesen sein, wo es um »Stadtmöblierung« ging. Dorthin wurde das mehrere Hundert Kilo schwere Mosaik geschleppt. In Fachkreisen soll die präzise Arbeit aus Granit und Beton regelrecht gefeiert, worden sein, wie man hört.

Das war 1990. Nach dieser Erfolgstournee kehrte das Mosaik wieder zurück nach Reutlingen, wo es zunächst auf dem Bauhof in der Christophstraße zwischengelagert und fünf Jahre später in der Rathausstraße fest in den Straßenbelag eingelassen wurde. Dort lag es bis vor wenigen Tagen, als die Fair-Energie eine Leitung verlegen wollte. Das Mosaik musste weg und fand seinen Weg zurück zum Erfinder, zu Max Steinhart, heute 72.

Steinhart, im Land bekannt für die erfolgreiche Sanierung von zweifelhaft gepflasterten Fußgängerzonen, staunte nicht schlecht, als er das Mosaik auf seinem Lagerplatz in Walddorfhäslach näher untersuchte. Es war so gut wie unbeschädigt. Das ist umso erstaunlicher, weil der Straßenbelag am Marktplatz ordentlich strapaziert wird – vor allem durch die Marktbeschicker mit ihren Lastwagen. Für Steinhart ein kleines Wunder: »Das ist fast unglaublich.« Er musste lediglich die Umrandung mit dem Stöffchen stabilisieren, das so etwas wie sein Markenzeichen geworden ist: mit Epoxidharz. Damit klappert nichts mehr.

Der schwarze Adler ist also in guten Händen, bis er abgeholt und an gleicher Stelle nach den Bauarbeiten wieder eingebaut wird. Das versicherte die Stadtverwaltung gestern – immerhin hatte sie das Mosaik vor 31 Jahren von den Straßenbauern geschenkt bekommen. Steinhart ist sich sicher: »Das Mosaik überdauert auch die nächste Pflasterung des Reutlinger Marktplatzes.« (GEA)