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Schnee im Kreis Reutlingen: Unfälle, Bahnchaos, Skilifte vor Saisonstart

Gefrierender Regen und starker Schneefall sorgen in Reutlingen und der Region Neckar-Alb für Chaos im Straßen- und Bahnverkehr. Der Streudienst kommt an seine Grenzen. Ein Überblick, welche Auswirkungen der Wintereinbruch hat.

Auch am Nachmittag sind in Reutlingen noch nicht alle Straßen vom Schnee befreit. Der Winterdienst kommt an seine Grenzen. Foto: Frank Pieth
Auch am Nachmittag sind in Reutlingen noch nicht alle Straßen vom Schnee befreit. Der Winterdienst kommt an seine Grenzen.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Stürzende Fußgänger, rutschende Radfahrer und kollidierende Autos: Der gefrierende Regen sorgte am Mittwoch für Unfälle und Verletzte in Reutlingen und Region und hielt die Rettungskräfte auf Trab. In der Nacht ging der teils heftige Regen in Schneefall über. Die Situation auf den Straßen verbesserte das am Donnerstag nicht. Im Gegenteil.

Rutschige Straßen führen zu vielen Unfällen

Zu den gestern Nachmittag gemeldeten 40 Unfällen im Zuständigkeitsbereich des Reutlinger Polizeipräsidiums kamen bis in die Morgenstunden 13 Unfälle auf rutschigen Straßen und Wegen dazu. »Fast alle Unfälle stehen im Zusammenhang mit den Witterungsbedingungen«, sagt Polizei-Pressesprecherin Simone Mayer dem GEA. Bei den insgesamt 53 witterungsbedingten Verkehrsunfällen »gab es elf Verletzte Personen.« Außerdem entstand ein Schaden in Höhe von rund 440.000 Euro. 

Massive Verspätungen, Fahrtausfälle und Unfälle bei Bussen in Reutlingen

Auch den Bussen in Reutlingen macht das Wetter zu schaffen, sagt Bernd Kugel, Prokurist bei der RSV. »Es kam zu vereinzelten Fahrtausfällen, massiven Verspätungen und kleinen Unfällen«, präzisiert er. So rutschte beispielsweise im Bereich der Pestalozzistraße ein Bus auf ein Auto und verursachte einen leichten Schaden.

Auch am Schradinbuckel in Eningen sorgte der Neuschnee für Probleme: Zwei Busse blieben auf der Straße im Schnee stecken, als sie aneinander vorbeifahren wollten und auf den nicht geräumten Bürgersteig auswichen, berichtet Kugel. Die Fahrzeuge mussten von einem Bergungsunternehmen freigeschleppt werden. Personen kamen bei den Unfällen nicht zu Schaden. 

Winterdienst in Reutlingen kommt an seine Grenzen

Gerade in den Morgenstunden waren viele Straßen noch nicht frei von Schnee. »Am Mittwoch kamen wir aufgrund der extremen Wetterverhältnisse an unsere Leistungsgrenzen«, sagt Dirk Kurzschenkel von den Technischen Betriebsdiensten Reutlingen (TBR). Und das, obwohl der Winterdienst mit 125 Mitarbeitern und 32- Streu und Räumfahrzeugen im Einsatz war. Im Laufe des heutigen Tages habe sich die Lage aber »etwas entspannt«. 

Dass manche Straßen bis in den Nachmittag hinein trotzdem noch voller Schnee und Matsch waren, liegt an der Räumordnung der TBR: "Bundes- und Landesstraßen, Buslinien und wichtige Verkehrsknotenpunkte sowie Brücken und Zufahrten zu Rettungseinrichtungen haben oberste Priorität", erklärt Kurzschenkel. Nebenstraßen und Radwege werden erst geräumt, wenn alle anderen verkehrswichtigen Stellen sicher und befahrbar sind."

Aufmerksam macht Kurzschenkel darauf, dass Gehwege der Streu- und Räumungspflicht durch Anlieger unterliegen. Die TBR übernimmt die Gehwegreinigung nur bei städtischen Liegenschaften, in der Fußgängerzone und an Bushaltestellen.

Steigen im Landkreis befahrbar

Erstaunlich gut dagegen war die Situation auf den Steigen im Landkreis Reutlingen. »Es gibt keine größeren Schwierigkeiten oder Sperrungen«, sagt Frank Söll, Abteilungsleiter Bau und Betrieb beim Landratsamt Reutlingen. »Wir waren gut vorbereitet«, erklärt er und ergänzt: »Wir bekommen genaue Wettermeldungen vom Deutschen Wetterdienst. So konnten wir bereits am Dienstagabend präventiv streuen.« Für den Winterdienst im Landkreis stehen bis zu 25 Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, die auf insgesamt 703 Kilometern Bundes- Land- und Kreisstraßen zum Einsatz kommen. 

Kälte führt zu Zugausfällen und Verspätungen

Groß war der Ärger hingegen bei zahlreichen Bahnpendlern in der Region Neckar-Ab. Beim Blick in die App der Deutschen Bahn verdeutlichten viele rote Zahlen unter den Zugverbindungen, dass nicht nur Autofahrer auf den Straßen mit der Witterung zu kämpfen hatten. »Natürlich sorgt der Schneefall und die Kälte für Probleme«, sagt eine Bahn-Pressesprecherin.  

Besonders große Schwierigkeiten gab es bei der Regionalbahn 63 zwischen Herrenberg und Bad Urach. Der Verkehr kam am Vormittag auf dem Streckenabschnitt zwischen Tübingen und Herrenberg komplett zum Erliegen. Betroffen waren dadurch auch viele Pendler aus Reutlingen. Grund für die bis zum Nachmittag andauernden Zugausfälle waren laut der Bahn gefrorene Weichen, »die nicht wieder warm zu bekommen waren«. Gegen 15 Uhr konnte der Zugverkehr zwischen Herrenberg und dem Tübinger Hauptbahnhof wieder aufgenommen werden. Es kam jedoch weiter zu Verspätungen und Zugausfällen.

Auch in Reutlingen war zwischenzeitlich eine Weiche gefroren. Sie wurde umfahren. Deshalb kam es bei Zugverbindungen durch Reutlingen zu minimalen Verspätungen. Die DB schrieb zur schwierigen Situation auf der Schiene: »Bitte berücksichtigen Sie die Änderungen im Zugverkehr bei Ihrer Reiseplanung und rechnen Sie für die Dauer der Störung mehr Reisezeit ein.« Auskunft über die Verbindungen und Störungen gibt es in der DB-App und auf www.bahn.de/aktuell.

Skilifte auf der Alb vor Saisonstart

Froh über den Wintereinbruch war Jochen Gekeler. Auf seinem Pisten-Bully hatte er an den Pisten der Wintersportarena Holzelfingen einiges zu tun. »In der Nacht auf Donnerstag soll es noch mal schneien«, sagt der Medienbeauftragte mit Blick auf den Wetterbericht. Sollte es so kommen, »starten wir am Freitag um 13.30 Uhr mit den fünf Skiliften in die Saison«. Die Chancen, dass die ersten Skifahrer am Freitag die Pisten runterfahren, sind laut Gekeler hoch: »Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit liegt bei 80 Prozent.« Auf alle Fälle ausreichend sei der Schnee für Schlittenfahrer auf der Rodelpiste. Für die Langlauf-Loipe reiche die Schneeschicht jedoch noch nicht aus.

So wird das Wetter in den kommenden Tagen

Der heutige Wintereinbruch war erst der Anfang. »In der Nacht auf Freitag wird es in der Region Neckar-Alb erneut zu Schneefällen durch ein Niederschlagsgebiet aus dem Süden kommen«, sagt Maco Puckert vom DWD. Die Gefahr von gefrierendem Regen, der für spiegelglatte Straßen sorgt, sei jedoch nicht gegeben. Auch am Wochenende bleibt die Gefahr gering. »Es gibt niederschlagsarmes, aber extrem kaltes Wetter«, sagt der Experte. In den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag können Tiefstwerte von bis zu minus 15 Grad erreicht werden.

In der Nacht auf Montag soll es dann deutlich wärmer werden. »Bei Temperaturen von bis zu sieben Grad wird der Niederschlag wieder als Regen fallen«, sagt Puckert. Gefrierender Regen sei dann unter Umständen wieder möglich. (GEA)