REUTLINGEN. Der Besuch kultureller Veranstaltungen ist für viele eine Selbstverständlichkeit und gehört für sie zur Freizeitgestaltung dazu. Wenn die finanziellen Mittel allerdings nicht ausreichen, um ins Kino, Theater, Konzert oder Ballett zu gehen, ist Schluss mit Kulturgenuss. Oder auch nicht. Denn in Reutlingen gibt es seit 2014 einen Verein, der Menschen mit kleinem Portemonnaie unterstützt, und ihnen trotz monetärer Not die Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht: die Kulturpforte.
Eine Herzensangelegenheit
Deren Schirmherr, Oberbürgermeister Thomas Keck, weiß um das wichtige Wirken des gemeinnützigen Vereins. Für ihn sei es, wie er jetzt auf einer Pressekonferenz betonte, eine »Herzensangelegenheit«, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu unterstützen.
Seit ungefähr einem Monat kooperiert der Verein mit dem Kulturbüro »Klick« im Spitalhof. Antragsformulare für kostenlose Eintrittskarten können nun auch im Kulturbüro ausgefüllt werden. Weitergereicht werden die Bewerbungsbögen dann an Wohlfahrtsorganisationen, die prüfen, ob eine Berechtigung für Gratis-Tickets vorliegt.
»Klick«, das von der »Aktion Mensch« gefördert wird, besteht seit zwei Jahren. Das Ziel des Kulturbüros entspricht dem Konzept des Vereins: Die Teilhabe an Kultur soll nicht am Einkommen scheitern. Leoni Wodetzky, Mitarbeiterin von »Klick«, hebt dabei den »Inklusionsgedanken« hervor und führt weitere Projekte des Kulturbüros an. So fördert »Klick« unter anderem eine Theatergruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Teilhabe an Kultur soll nicht am Einkommen scheitern
Der Standort des Kulturbüros in unmittelbarer Nachbarschaft zur belebten Wilhelmstraße ist aus Sicht der »Kulturpförtner« ideal. Bietet er doch die Möglichkeit, persönlicher Ansprache und sorgt für Laufkundschaft, die immer mal wieder spontan ins Büro reinschaut, wie Rüdiger Weckmann, Vorsitzender der Kulturpforte, weiß. Für ihn ist das gelebte Niederschwelligkeit.
Die Corona-Pandemie wirkte sich auf die Arbeit des Vereins aus. Kulturveranstaltungen wurden abgesagt und die Kulturpforte konnte keine Freitickets vergeben. Waren es vor der Pandemie deutlich mehr verschenkte Karten, die der Verein an den Mann oder die Frau bringen konnte, steigt die Nachfrage allmählich wieder. Kassierer Sven Plietzsch führt an, dass derzeit 30 bis 40 Gäste für Freikarten angemeldet sind.
Beim Pressegespräch kündigt Weckmann mit Freude an, dass nun auch die Verwaltung des Reutlinger Kunstmuseums dem Verein kostenlose Eintrittskarten für Berechtigte zur Verfügung stellen wird. Womit sich der Markt der kulturellen Möglichkeiten Bedürftige vergrößert.
Die Gründung von »Klick« lag inmitten der Corona-Pandemie und wurde somit erschwert. Deshalb sei die jetzt eingegangene Kooperation eine »wichtige Erweiterung« für das Kulturbüro, so »Klick«-Mitarbeiter Markus Christ, der ebenso wie Vize-Vorstand Friedrich Länge darauf hofft, dass sich der Bekanntheitsgrad des Vereins weiter vergrößert. Ihr Traum: eine Kooperation mit der Stadthalle. (GEA)