REUTLINGEN. Die Furcht vor dem Coronavirus ist immer noch nicht ganz vorbei. Deshalb wollte das Reutlinger Isolde-Kurz-Gymnasium auch in diesem Jahr wieder »der gegenwärtigen Gesundheitslage Rechnung tragen«, auf der sicheren Seite bleiben und auf Publikum verzichten: Es übertrug am Donnerstagabend sein Weihnachtskonzert mit rund 200 Mitwirkenden in Chören und Orchester zum zweiten Mal per Livestream auf seinem Youtube-Kanal aus der St.-Wolfgang-Kirche.
Mindestens vier Kameras
Festliche Bläserfanfaren auf der Empore eröffneten den Livestream. Die Musiker in feierliches Schwarz-Weiß gekleidet. Der Dirigent im schwarzen Anzug neben dem Schlagzeug dirigierte zum Beispiel ein sehr freies Arrangement von Händels »Tochter Zion«. Junior- und IKG-Brass-Band wurde eingeblendet. Zwischen mindestens vier Kameras wechselte die Perspektive. 451 Zuschauer waren zu diesem Zeitpunkt an den Geräten schon dabei.
Dann der Blick auf den von zwei lila Spots erleuchteten Chorraum und Moderatorin Eva Jünger, die den Stress der letzten Wochen beklagte. Gegenschuss auf die Empore. Nur kurz waren die Einblendungen der Stücke, etwa »Over the Rainbow«. Dann vor dem Adventskranz die Story von der Weihnachtsgeschichte und der Muschel in der Südsee: Der lange Weg ist ein Teil des Geschenks.
Im Chorraum folgt das Juniororchester mit der Hymne aus der Oper »Iphigenie auf Tauris« von Christoph Willibald Gluck. Der Hinweis auf den Komponisten fehlt, aber die Bildregie ist klasse. Und die kleinen Kontrabassisten sind es auch.
Den »Sehnsuchtswalzer« spielt das Juniororchester unter dem Dirigat von Carissa Marcu, »Arielles Wellenreise« leitet San Aydin Diaz. Ansage im Mittelgang. Ist das live? Eher nicht. Oder doch? Die Jüngsten der »Singe-Klasse 5« singen zuerst vom coolen Weihnachtsmann und stimmen auf der Empore mit Ulrich Krämer am Klavier dann nachdenkliche Töne an zur sozialen Ungerechtigkeit. 539 Zuschauer meldet der Untertext, wenn man auf volle Bildbreite zieht, es wird munter gechattet, nicht immer sachdienlich, sondern eher sehr subjektiv.
Lob für die aufwendige Technik mit der Bitte um Spenden für die Kosten des Technik-Arbeitskreises. Der Rest geht ans Medellin-Projekt, um das sich das IKG seit 40 Jahren kümmert.
Die Streicherklasse der Anfänger wieder im Chor, einstimmig: »Morgen kommt der Weihnachtsmann«. Manche tragen Rentier-Geweihe, der Pianist die rote Santa-Claus-Zipfelmütze. Viel Beifall kommt von den anderen Mitwirkenden.
Jetzt wieder der Blick auf die Empore. Sieben von zehn Finnen gehen in die Sauna an Heiligabend, weiß die Moderatorin. Musik verbindet. Der »PapriCHOR« auf Finnisch mit dem Kanon »Paimen laulaa«. Helena Straub am Klavier beim »Adventskalender im September«. Das Kammerorchester mit den drei virtuosen Vivaldi-Sätzen des Concerto-grosso d-Moll aus »L’estro armonico«. Mehrere Geigen-Solisten, toll die Cellistin Zehra Cay. Später ein Konzert für vier Soloviolinen, von Telemann. Auch Edvard Griegs »Halle des Bergkönigs« erklingt noch.
Der Chor der Mittelstufe »CHORka:in« mit »If You’re happy« und anderem Pop-Jazzigen. »Der Chor ist großartig!«, schreibt jemand im Chat. »Freut uns, dass es euch gefällt«, antwortet der Webmaster vom Isolde-Kurz-Gymnasium – mit Smiley. Nach der Ansprache von Rektorin Gabriele Häfele heißt es schließlich: »O, du fröhliche«, alle miteinander. (mab)