REUTLINGEN. Der Arbeitskreis Oststadt (AKO) berichtet über das Ergebnis einer Umfrage, die er unter Gewerbetreibenden in der Charlottenstraße durchgeführt hat. Darin ging es um die von der Verwaltung geplante Verkehrsberuhigung der Fahrradstraße durch die Einführung einer gegenläufigen Einbahnstraße.
Befragt worden seien 13 von 18 Gewerbetreibenden und Solo-Selbständigen, quer durch alle Branchen, wobei Dienstleistungen überwogen. Bis auf einen seien alle Befragten direkte Anlieger der Charlottenstraße und deren nahe Zufahrten. »Bis auf einen kritisieren alle die vorgesehene gegenläufige Einbahnstraße deutlich«, teilt der Arbeitskreis Oststadt mit.
Neue Verkehrsregelung soll Sicherheit bringen
Wie der GEA berichtete, beabsichtigt die Stadtverwaltung, die Fahrradstraße durch eine neue Verkehrsregelung für Radfahrer sicherer und attraktiver zu machen. Ab der Urbanstraße will sie gegenläufige Einbahnstraßen ausweisen. Alle Punkte wären demnach immer noch mit dem Auto zu erreichen, für den vierrädrigen Durchgangsverkehr wäre die Charlottenstraße aber uninteressant. Was genau sie vorhat, wird die Verwaltung der Presse am Donnerstag vor Ort erläutern, bevor das Thema dann am Nachmittag in einer Ausschusssitzung des Gemeinderats behandelt wird.
Der AK Oststadt hatte bereits vor wenigen Wochen eine mangelhafte Bürgerbeteiligung kritisiert – und nun offenbar selbst Meinungen unter Geschäftsleuten eingeholt. "Gegenläufige Einbahnstraße bedeutet mehr CO2 und mehr Staus, beispielsweise in der Kaiserstraße", wird ein Grafik-Designer vom AKO zitiert. "Zufahrtssperren sind Verschwendung von Steuern, die wir als Unternehmer bezahlen", habe ein Ingenieur kritisiert.
Auto beliebt
Fast alle Befragten nutzen nach Informationen des Arbeitskreises alle Verkehrsmittel, inklusive ÖPNV. Allerdings werde dem Auto in Sachen Erreichbarkeit und Verfügbarkeit in sechs von zehn Fällen der Vorzug gegeben. Für Kunden und Mitarbeiter »gut und einfach erreichbar zu sein, hat für den Fortbestand unseres Büros höchste Bedeutung«, beschreibe ein Inhaber eines Architekturbüros seine Situation.
Die Befragten wünschen sich laut Arbeitskreis Oststadt mehr Regulierung und Kontrolle des Radverkehrs, der selbst für Gefahrensituationen sorge. Die Geschäftsleute hätten von schweren Unfällen unter Radfahrern in der Charlottenstraße, Beinahe-Zusammenstößen durch deutlich zu schnell fahrende Pedelecs, von rüpelhaftem oder rücksichtslosem Verhalten berichtet: »Fahrradfahrer meinen, sie seien die Kings, gefährden andere und sind nicht bereit zu bremsen, auch wenn ein Lieferwagen gerade ordnungsgemäß aus einer Einfahrt herausgefahren ist«, habe der Betreiber eines technischen Labors geklagt.
Lieber Smiley-Tempoanzeiger
Knapp 35 Prozent der Befragten bevorzugen als regulatorische Maßnahme für die Verkehrsberuhigung einen Smiley-Tempoanzeiger, der für alle gleichermaßen gilt. 26 Prozent seien für temporäre Durchfahrtsbegrenzung mit mobilen Pollern und Ampeln, der man unverändert eine Chance einräumt. Als ebenfalls sinnvoll werden spezielle Fahrbahnbeläge und Fahrbahnkanten vor und nach dem Stadtgarten gesehen (22 Prozent).
Die Gewerbetreibenden hätten auch kritisiert, dass die Stadtverwaltung sie nicht in die Entscheidungsfindung mit einbezogen habe. (eg/GEA)