REUTLINGEN. Aktuell wird die Sperrung des Fahrstreifens in der Lederstraße wieder heiß in Reutlingen diskutiert. Die Bürgerinitiative (BI) »Keine Dietwegtrasse« hat Verkehrszahlen bei der Verwaltung eingeholt und möchte die Diskussion um einen neuen Aspekt erweitern. Es gehe nicht nur um Luftreinhaltung, sondern das übergeordnete Thema sei die Klimaneutralität. Aus diesem Grund schlägt die BI vor, eine permanente Umweltspur in der Lederstraße einzurichten.
»Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen und durchgeführten Maßnahmen werden sich jetzt und für Tausende von Jahren auswirken«, zitiert Dr. Stefan Oberhoff den aktuellen Synthesebericht des Weltklimarats. Es gelte also zu überprüfen, inwiefern sich die Lage in der Lederstraße auf das Ziel der Stadt Reutlingen auswirke, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein. Bundesweit schneidet der Verkehrssektor bekanntlich schlecht ab und reißt regelmäßig die Klimaziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes.
Dazu hat die Bürgerinitiative die Entwicklung der Verkehrszahlen in der Lederstraße und im Scheibengipfeltunnel ausgewertet: "Im Jahr 2019 hatten wir das absolute Maximum an Verkehr in Tunnel und Lederstraße, in Summe fast 70.000 Fahrzeuge pro Werktag. Die Schließung des Fahrstreifens in der Lederstraße führte dort zu einem nachhaltigen Rückgang der Verkehrsmenge.
Deutlich mehr Tunnel-Verkehr
Gleichzeitig steigen die Zahlen im Scheibengipfeltunnel seit 2020 wieder kontinuierlich an. Ursprünglich wurde der Tunnel geplant und gebaut für weniger als 20.000 Fahrzeuge pro Werktag, nach nur wenigen Jahren liegt die Verkehrsmenge schon 35 Prozent darüber."
Das sei eine schlechte Nachricht für die Anlieger des nördlichen Tunnelportals, die unter zunehmender Lärmbelastung leiden. Wenn jetzt allerdings der Fahrstreifen in der Lederstraße wieder geöffnet werde, bestehe die Gefahr, dass in kurzer Zeit die Verhältnisse von 2019 wiederhergestellt seien, also auch in der Lederstraße die Verkehrsmenge wieder auf Rekordzahlen explodiere.
" Damit würden aber die CO2-Emissi onen weiter ansteigen, was wir uns schlichtweg nicht mehr leisten können." so Andreas Frosch. "Warum ist die Stadtverwaltung nicht konsequent und richtet eine permanente Umweltspur ein? Das würde Reutlingen in mehrfacher Hinsicht auf dem Weg zur Klimaneutralität helfen: weniger Autoverkehr, mehr Platz für klimafreundliche Mobilität von Fahrrad und ÖPNV."
Auch die Dietwegtrasse muss laut Bürgerinitiative unter diesem Aspekt betrachtet werden. "Die Trasse hat einen enormen CO2-Rucksack und wird die Klimaziele von Reutlingen torpedieren". (eg)