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Reutlingen: So haben sich die Mietpreise entwickelt

Der Mietspiegel sorgt für Transparenz und Rechtssicherheit. Für Reutlingen wird er in diesem Jahr fortgeschrieben, am Donnerstag befasst sich der Gemeinderat damit. Vorab gaben die Beteiligten Einblick in das Werk und wie sich die Vergleichsmieten entwickelt haben.

Ist meine Miete angemessen? Diese Frage beantwortet der qualifzierte Mietspiegel.
Ist meine Miete angemessen? Diese Frage beantwortet der qualifzierte Mietspiegel. Foto: Foto: Archiv/Franz-Peter Tschauner/dpa
Ist meine Miete angemessen? Diese Frage beantwortet der qualifzierte Mietspiegel.
Foto: Foto: Archiv/Franz-Peter Tschauner/dpa

REUTLINGEN. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist und bleibt angespannt. Das wirkt sich auch auf die Mietpreise aus, die in vielen deutschen Großstädten ordentlich steigen. Weniger dramatisch stellt sich die Situation in Reutlingen dar - »Mieten in Reutlingen bleiben bezahlbar«, stellt Haus & Grund, der Verein für Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, in einem Positionspapier fest. Auch der Mieterbund zeigt sich »zufrieden« mit den Ergebnissen der Mietspiegelfortschreibung der Stadt Reutlingen, Geschäftsführer Marc Roth erkennt für Mieter »eine kleine Verschnaufpause«.

Gemeinsam mit der Stadtverwaltung haben die beiden Institutionen in harmonischer Eintracht das neue Zahlenwerk präsentiert, das am 1. Februar veröffentlicht wird, wenn der Gemeinderat es am Donnerstag beschließt - wovon OB Thomas Keck fest ausgeht. Anhand einer umfangreichen Stichprobenbefragung wurde der qualifizierte Mietspiegel aus dem Jahr 2023 fortgeschrieben: 2.500 Fragebögen wurden an Haushalte verschickt, 71 Prozent (1.780) davon kamen beantwortet zurück, 676 konnten komplett ausgewertet werden. 500 reichen für verlässliche Aussagen aus, sodass die Erhebung als fundiert gilt. Bewusst habe man sich für diese aufwendigere Befragung entschieden, betonen die Beteiligten, hätte man sich am Verbraucherindex orientiert, hätte dies aufgrund der Inflation ein Zerrbild abgegeben, erklärt Haus & Grund-Geschäftsführer Uwe Alle.

Steigerung von 2,88 Prozent in den letzten zwei Jahren

Das Ergebnis, das für Reutlingen ermittelt wurde, ist besser als der Landesschnitt: Um 2,88 Prozent sind die Mieten in den vergangenen zwei Jahren gestiegen (im Land um etwa fünf Prozent), damit liegt die durchschnittliche Nettomiete bei 9,39 Euro pro Quadratmeter. »Wir sind sehr gut am Markt unterwegs«, sagt Alle dazu. Das liege zum einen daran, dass einer der Hauptakteure auf dem Wohnungsmarkt die Reutlinger Wohnungsgesellschaft GWG sei. Etwas, das auch der Mieterbund-Geschäftsführer Marc Roth bestätigen konnte. Der zweite Grund sind viele private Kleinvermieter in Reutlingen, die sich bei Mietsteigerungen eher zurückgehalten habe. »Sie wissen, dass sie ihre Mieter nicht überfordern dürfen und sie wollen sie auch nicht verlieren«, erklärt Alle. Roth wertet dieses unterdurchschnittliche Ergebnis als gutes Signal, wobei er dennoch darauf hinweist, dass der Wohnungsmarkt sehr angespannt sei. Auch Keck spricht von einem »hohen Zuzugsdruck«.

Marc Roth (Mieterbund), OB Thomas Keck, sowie Uwe Alle und Fabian Stolz (Haus & Grund) mit dem neuen Mietspiegel, der am Donners
Marc Roth (Mieterbund), OB Thomas Keck, sowie Uwe Alle und Fabian Stolz (Haus & Grund) mit dem neuen Mietspiegel, der am Donnerstag dem Gemeinderat vorgestellt wird. Foto: Anja Weiß
Marc Roth (Mieterbund), OB Thomas Keck, sowie Uwe Alle und Fabian Stolz (Haus & Grund) mit dem neuen Mietspiegel, der am Donnerstag dem Gemeinderat vorgestellt wird.
Foto: Anja Weiß

Ein qualifizierter Mietspiegel sei ein »wichtiges Instrument für beide Parteien«, sowohl Mieter als auch Vermieter, denn es zeigt Vergleichsmieten auf. So kann man relativ einfach berechnen, wieviel Miete für eine Wohnung angemessen ist, sowohl vom Alter als auch von Größe, Lage und Ausstattung her. »Das schafft Rechtssicherheit und Transparenz«, sagen Roth, Alle und Keck unisono. »Das wirkt befriedend und viele Streitigkeiten können vermieden werden«, betont Keck.

Mietpreisbremse: ja oder nein

Bei aller Einigkeit gab es beim Thema »Mietpreisbremse« dann aber doch noch entgegengesetzte Positionen von Mieterbund und Eigentümerverband. Haus & Grund würde sie am Liebsten abschaffen - es handle sich um staatliche Regulierungsmaßnahmen, sagt Uwe Alle, diese wirken nur begrenzt und hätten auch schädliche Nebenwirkungen. Als Beispiel nannte er den »Lock-in-Effekt«, also dass Menschen in ihrer bisherigen Wohnung bleiben, weil sie es sich nicht leisten können, umzuziehen, obwohl die Wohnung nicht mehr passend ist. Er wünscht sich statt der Mietpreisbremse politische Maßnahmen, um das Wohnangebot zu stärken, etwa Abschreibungsmöglichkeiten für Menschen, die Wohnraum schaffen.

Anders die Sicht des Mieterbundes, der sich eine Fortsetzung der Mietpreisbremse auch unter einer neuen Bundesregierung wünscht. Ein Wegfallen dieses wichtigen Instruments würde künftig auch die Preise für bestehende Mietverhältnisse erhöhen, warnt Roth. »Das schwebt natürlich wie ein Damoklesschwert über dem Ganzen.« Allerdings würden diese Entscheidungen in Berlin und nicht in Reutlingen gefällt. Deshalb hofft er darauf, dass auch in Zukunft weiter in den kommunalen Wohnungsbau investiert wird. »Wir werden in den nächsten Jahren 1.400 Mieteinheiten schaffen«, versicherte Keck. Und auch den qualifizierten Mietspiegel werde man im Vier-Jahres-Rhythmus neu erheben, die Kosten von 25.000 Euro seien gut investiert, denn mit seiner Hilfe sieht man, wie hoch eine angemessene Miete in der Stadt ist - und kann sich im Zweifelsfall auf ihn berufen. (GEA)

Hier ist der Mietspiegel erhältlich

Ab Donnerstag wird der neue Mietspiegel online eingestellt: www.reutlingen-mietspiegel.de. Zudem gibt es eine kostenlose Mietspiegel-Broschüre: Sie ist an der Rathausinformation, in den Bezirksämtern und der Stadtbibliothek erhältlich.