KREIS REUTLINGEN. Die zerstörerische Kraft von Hochwasser kennt man im Landkreis Reutlingen nur zu gut. Ende Juni hatten Unwetter und Starkregen hierzulande für zahlreiche Überflutungen gesorgt und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Im Kampf gegen die Wassermassen waren sie auf Hilfe von Kameraden aus anderen Städten angewiesen. Für Michael Reitter, den Ersten stellvertretenden Kommandant der Reutlinger Feuerwehr, ist deshalb klar: »Wenn man uns in Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfalen braucht, sind wir da.«
Mehr als 100 Menschen sterben bei Hochwasserkatastrophe
Im Westen Deutschlands spielt sich derzeit eine Hochwasserkatastrophe ab, die bislang mindestens 100 Menschen das Leben kostete. Ganze Orte versinken in braunen Fluten, Dämme drohen zu brechen, Ortschaften müssen evakuiert, Vermisste gesucht werden. Zur Unterstützung haben sich zahlreiche Rettungskräfte aus Baden-Württemberg auf den Weg in die betroffenen Gebiete gemacht. 200 Helfer brachen in Bruchsal mit 100 Krankenwagen in die Region rund um Ahrweiler auf. Gleiches gilt für 22 Malteser Einsatzkräfte aus Aalen, Freiburg, Göppingen, Konstanz, Nürtingen, Offenburg, Stuttgart, Villingen-Schwenningen, Wiesloch und Winnenden, die mit elf Krankentransport-Fahrzeugen vor Ort sind. Außerdem wurde ein Hubschrauber samt Besatzung entsendet, die bereits mehrere Menschen vor den Fluten gerettet hat.
Reutlinger Feuerwehr hat 60 Einsatzkräfte in Bereitschaft
Die Reutlinger Feuerwehr wurde vom Innenministerium zwar noch nicht ins Katastrophengebiet beordert, ist aber für den Ernstfall vorbereitet, bestätigt Michael Reitter auf GEA-Anfrage. »Wir haben in Absprache mit dem Landratsamt zwei Hochwasserzüge und eine mobile Führungsunterstützungseinheit vorgeplant«, sagt er. Ein Hochwasserzug besteht aus etwa sechs bis sieben Fahrzeugen, die Pumpen und technisches Gerät an Bord haben, erklärt Reitter. Die mobile Führungsunterstützungseinheit, dazu gehört auch ein großer Bus, sollen vor Ort als eigene Führungsstelle fungieren oder eine bestehende ergänzen. Insgesamt sind 60 Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis in Bereitschaft, außerdem 18 Fahrzeuge. Wenn eine Anfrage kommt, sei man innerhalb von einer guten Stunde abfahrbereit.
Reitter: »Das Ausmaß ist auch mir neu«
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Reutlinger Feuerwehr bei großen Flutereignissen unterstützt. »Wir haben schon beim Hochwasser in Pirna, bei unserer Partnerstadt in Ungarn und in anderen Städten Baden-Württembergs ausgeholfen«, sagt Reitter. Mit der aktuellen Katastrophe im Westen Deutschlands seien diese Einsätze jedoch nicht vergleichbar. »Das Ausmaß ist auch mir neu«, sagt Reitter. Aus Erfahrung weiß er aber: Falls die Reutlinger Kameraden gebraucht werden, wird das ein spezieller Einsatz, da er sicher mehrere Tage dauern wird.
Das bedeutet zusätzlicher logistischer Aufwand. »Wir müssen darauf gefasst sein, dass die Infrastruktur in den Hochwassergebieten nur noch teilweise oder gar nicht mehr vorhanden ist«, sagt Reitter. Da man der Region nicht noch zusätzlich zur Last fallen wolle, müsse man sich selbst versorgen. Kraftstoff, Getränke, Verpflegung, Hygieneartikel müssen mitgenommen werden. Hinzu kommt persönliches Gepäck der Feuerwehrleute, was bei alltäglichen Einsätzen nicht nötig sei.
DRK-Ortsvereine aus der Region helfen
Ob die Feuerwehrleute ihre Kameraden im Kampf gegen die Fluten unterstützen müssen, sei laut Reitter schwierig einzuschätzen. Die Bereitschaft sei aber ganz klar da. Wir waren in der jüngsten Zeit dankbar, dass wir Hilfe erfahren haben. Diese Hilfe wollen wir jetzt auch anbieten", betont Reitter. Währenddessen haben sich zahlreiche andere Rettungskräfte aus der Region schon auf den Weg gemacht. Darunter beispielsweise ein Hochwasserzug der Feuerwehr aus dem Landkreis Tübingen mit sieben Fahrzeugen und Personal der Freiwilligen Feuerwehren Mössingen und Bodelshausen. Auch Krankenwagen und Helfer der DRK-Ortsvereine Münsingen, Eningen und Kirchentellinsfurt-Kusterdingen, Nehren/Gomaringen und Ergenzingen sind vor Ort. (GEA)