ENINGEN. Kreisverwaltung und Kreispolitiker atmen auf, denn ein langer und unbefriedigender Prozess steuert seinem Ende zu: Nach jahrelangen zähen Verhandlungen mit dem Land Baden-Württemberg konnte der Landkreis die Straßenmeisterei in Eningen im vergangenen Jahr für 1,5 Millionen kaufen, nun kann die dringend notwendige Sanierung des Areals und ein Teilneubau auf den Weg gebracht werden. Der Kreistag stimmte in seiner jüngsten Sitzung einem Ausschreibeverfahren zu, vor der Vergabe von Arbeiten soll das Areal an der Reutlinger Straße vor Ort besichtigt werden. Der dann neu gewählte Kreistag wird sich über den zum Großteil desolaten Zustand der Gebäude und der Notwendigkeit der Investitionen mit einem Gesamtvolumen von etwa 14,9 Millionen Euro überzeugen können. Darin sind der Kauf des Grundstücks, der Abriss der Hallen und die Anpassungsarbeiten für Büro und Wohngebäude nicht enthalten. Im Doppelhaushalt 2024/25 sowie in der mittelfristigen Finanzplanung sind für das Vorhaben bisher Mittel in Höhe von insgesamt 11,6 Millionen Euro vorgesehen.
Fakt ist, so Verwaltungsdezernent Gerd Pflumm: Der Standort der Straßenmeisterei in Eningen, gelegen zwischen Scheibengipfel- und Ursulabergtunnel, sei ideal. Die Gegebenheiten seien es indes schon lang nicht mehr, energetisch wie auch in Bezug auf die Arbeitssicherheit und die Arbeitsabläufe gebe es erhebliche Mängel. Ein zeitgemäßes Arbeiten sei an verschiedenen Stellen nicht möglich, führte er weiter aus. So seien die Dimensionen der Hallen in der Tiefe und der Höhe für die heutigen Fahrzeuge und das vorzuhaltende Material nicht geeignet. Durch die zu kurze Montagegrube und die grundsätzlich beengten Verhältnisse könne der Arbeitsschutz nur eingeschränkt sichergestellt werden. Einige Bereiche seien aufgrund gefährlicher und erheblicher Mängel bereits stillgelegt worden.
Dass derlei Mängel auftreten, ist nicht verwunderlich. Die Straßenmeisterei wurde vom Land 1965/ 66 erstellt und 1974 um eine Fahrzeughalle erweitert. Sie seien seit ihrem Bau nicht saniert worden, deshalb würden sie auch den heutigen energetischen Standards nicht mehr entsprechen. Daher bleibe, so Pflumms Ausführungen, nur der Abriss der Fahrzeughalle mit Schilderlager und der offenen Gerätehalle, der Werkstatthalle und der Streuguthalle aus den Jahren 1965 und 1966 sowie der 1974 gebauten Fahrzeughalle übrig. Ob eine weitere, 2002 gebaute Fahrzeughalle erhalten bleiben könne, werde im Zuge der weiteren Planung untersucht. Das ebenfalls in jenem Jahr gebaute Büro- und Wohnhaus wird erhalten.
Der Teilneubau der Straßenmeisterei solle kompakt und mit geringer Grundfläche konzipiert werden, man werde dabei der besonderen Vorbildfunktion der öffentlichen Hand gerecht werden und einen Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2024 leisten, so Pflumm. Geplant sei, das Regenwasser in einer Zisterne zu sammeln und für die Fahrzeugreinigung sowie für die Soleerzeugnisse im Straßenwinterdienst zu nutzen. Auch soll zur Stromversorgung eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher installiert werden. Da die Gemeinde Eningen für die nächsten Jahre im Umfeld der Straßenmeisterei kein Fernwärmenetz plane, sollen die aus Baumschnitt und Fällungen entlang der Straßen entstandenen Holzabfälle als Hackschnitzel verarbeitet und so die Energieversorgung für Warmwasser und Heizung gesichert werden.
Abriss und Baubeginn sind für Winter 2025 geplant, mit der Fertigstellung des Baus wird für 2028 gerechnet. Kreisrat Erich Fritz (FWV) begrüßte, dass der Landkreis nach langen und zähen Verhandlungen mit dem Land endlich agieren könne, er bezeichnete die Gebäude als heruntergekommen. »Eigentlich hätte man dem Land nur noch den Bodenwert zahlen müssen«, machte Florian Weller (CDU) deutlich. (GEA)