REUTLINGEN. Seit vielen Jahre erfreute das äsende Reh in dem kleinen Park hinter dem Reutlinger Achalmbad viele Menschen, die sich eine Pause auf der Bank gönnen. Mit dem Reh wurden Fotos von Kindern gemacht, die heute längst erwachsen sind. Am Wochenende wurde es zerstört. »Das Reh wurde so getreten, dass die Beine aus der Bodenplatte gerissen wurden, ein Vorderbein brach dabei ab«, schreibt die Stadt Reutlingen in einer Pressemeldung.
Kulturamtsleiterin Anke Bächtiger reagiert entsetzt: »Es ist kaum zu fassen, welche rohen Kräfte hier eingesetzt wurden gegen dieses Kunstobjekt.« Aufmerksame Bürger haben den Schaden der Polizei gemeldet, diese hat aus Sicherheitsgründen das gestürzte Reh mitgenommen, die Bodenplatte wurde abmontiert. Ob die Schäden repariert werden können und was mit dem Reh dann passiert, bleibt derzeit noch offen.
Seit 1956 ist das Reh im Besitz der Stadt. Der Künstler Fritz von Graevenitz hatte es 1921 als sein Erstlingswerk gefertigt und wurde damit sofort berühmt. In einem Aufsatz von Heinrich Dilly von 1992 steht dazu: »Wir möchten es fassen, streicheln, ihm schmeicheln. Wir schleichen uns um es herum, gewinnen dann wieder Abstand und fragen verwundert, wie Graevenitz wohl darauf kam?« Inspiriert wurde er sicher von dem expressionistischen Künstler Franz Marc, Mitglied der Gruppe »Der blaue Reiter«. (GEA/pm)