REUTLINGEN. Rund 200 Menschen haben am Freitagabend friedlich auf dem Weibermarkt gegen den Herbstempfang der Kreistags- und Gemeinderatsfraktion der Alternative für Deutschland (AfD) im Spitalhofsaal demonstriert. Kurz vor Beginn dieser Veranstaltung versammelten sich dann an den Polizeiabsperrungen einige Dutzend schwarz gekleidete meist junge Menschen, die lautstark Sprüche wie »für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen« riefen. Ein starkes Polizeiaufgebot inklusive Reiterstaffel war auf dem Marktplatz sowie in der Metzgerstraße zu sehen.
Während die AfD sich im Saal in Form eines Vortrages ihres Parteimitgliedes und »Klimaingenieurs« Günther Schöttle mit dem Thema »20 Jahre Energie(w)ende – Untergang oder Weltrettung« beschäftigte, warfen die Gegendemonstranten der rechten Partei einiges vor. »Die AfD ist bekannt wie keine andere dafür, die menschgemachte Klimakrise zu leugnen und gegen Klimaaktivisten zu hetzen. Mehr als berechtiger Protest gegen die aktuellen Teuerungen von Strom und Gas wird reaktionär kanalisiert, indem der Schutz der Erde gegen die Bedürfnisse der Menschen ausgespielt wird«, sagte eine der Rednerinnen des »Bündnis gemeinsam und solidarisch gegen Rechts«.
Schrade: Bundesregierung verursacht gigantische Wohlstandsvernichtung
Vor Ort ist auch Rüdiger Weckmann als Gemeinderat der Linken. Es spricht außerdem ein Vertreter der Jugend der IG Metall, der die AfD als »Partei der Reichen« bezeichnet. »Das Einzige, was sie können, ist Spaltung«, meint der Gewerkschafter. Eine junge Frau von »Rosa« verkündet, »Nazis und Faschisten hassen die Gesellschaft. Sie nutzen die Krisen, um in Reutlingen Fuß zu fassen«.
Demgegenüber warnt AfD Stadtrat Hansjörg Schrade, es finde »von der aktuellen und vorigen Bundesregierung verursacht eine gigantische Wohlstandsvernichtung statt: Hunderttausende oder gar Millionen von Arbeitsplätzen sind in Gefahr«. Schrade nennt als Gründe dafür »Niedrigzinspolitik und Gelddruckerei« sowie die Energiepreise und Steuerbelastung.
Laut Polizei formierte sich ein Teil der Versammlungsteilnehmer, die größtenteils dem linken politischen Spektrum zuzuordnen waren, nach Beendigung der Versammlung mit Transparenten an den von der Polizei gesicherten Zugängen zum Spitalhof. Dabei wurden teilweise die Zugänge zur Versammlung der AfD blockiert. Mehrmalige Aufforderungen, diese wieder frei zu machen, wurden missachtet.
Personen schlugen auf Polizeipferd ein
Um den ungehinderten Zutritt zu dem Empfang zu gewährleisten, mussten die Einsatzkräfte gegen 18.50 Uhr die Personen im Bereich der Wilhelmstraße mit Unterstützung der Polizeireiter zurückdrängen. Dabei schlugen Personen auf ein Polizeipferd ein. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte wurde eingeleitet.
Ab etwa 19.15 Uhr zogen etwa 100 Demonstranten von der Wilhelmstraße in einem Aufzug unter Polizeibegleitung zum Bahnhof, wo sich der Aufzug nach und nach auflöste. Bis zum Stand der Pressemeldung - 20.30 Uhr - kam es nach Polizeiangaben zu keinen besonderen Vorkommnissen mehr.
(zen/pol)