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Pendler in Reutlingen und Tübingen: Woher sie kommen und wohin sie gehen

Immer mehr Menschen im Land pendeln zur Arbeit. Zu den größten Arbeitsmarktzentren im Land gehören Reutlingen und Tübingen. Wie die Pendelverflechtungen zwischen einzelnen Städten und Gemeinden aussehen.

Pendler
Menschen fahren mit Autos, Fahrrädern und in einer Straßenbahn. Foto: Jan Woitas/DPA
Menschen fahren mit Autos, Fahrrädern und in einer Straßenbahn.
Foto: Jan Woitas/DPA

REUTLINGEN. Die Zahl der Pendler in Baden-Württemberg nimmt zu. Im vergangenen Jahr fuhren 3,81 Millionen Menschen über die Grenzen ihres Wohnortes hinweg zur Arbeit, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte. Das war ein Zuwachs von 1,5 Prozent. Rund 2,26 Millionen Menschen arbeiteten in der Gemeinde, in der sie auch wohnten. Drei der 20 einpendelstärksten deutschen Städte lagen im vergangenen Jahr im Südwesten, und zwar Stuttgart (312.000 Einpendler), Mannheim (137.300) und Karlsruhe (130.400). Außerdem zogen die Hochschulstädte Ulm (80.800), Heidelberg (77.100) und Heilbronn (59.100) viele Beschäftigte aus anderen Gemeinden an.

Zu den 20 einpendelstärksten Städten in Baden-Württemberg zählen auch zwei Städte aus der Region Neckar-Alb. 41.010 Menschen pendeln für ihre Arbeit nach Reutlingen, was Platz 10 im Landes-Ranking bedeutet. Das sind 56,4 Prozent aller Einwohner (117.034). Zwei Ränge dahinter landet Tübingen mit 39.799 Einpendlern. Das entspricht 57,8 Prozent aller Einwohner (92.434). 

Ein wichtigerer Faktor ist der sogenannte Pendelsaldo, also die Differenz zwischen Einpendelnden und Auspendelnden. Je höher dieser Wert ist, desto mehr Bedeutung kann einer Stadt als Arbeitsmarktzentrum für ihr Umland beigemessen werden. Der Pendelsaldo ist in der Universitätsstadt deutlich höher als in der benachbarten Großstadt. In Tübingen (19.674 Auspendelnde) liegt dieser Wert bei 20.125 Menschen, während er in Reutlingen (29.813 Auspendelnde) nur bei 11.197 liegt.

Die meisten Arbeitnehmer pendeln aus den Nachbargemeinden nach Reutlingen

Woher kommen die Arbeitnehmer, die nach Reutlingen und Tübingen pendeln? Eine Antwort darauf liefert der Pendleratlas des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter. Demnach kommen die meisten, nämlich 3.638, aus dem Nachbarstadt Pfullingen. Es folgen Tübingen (2.266), Eningen (2.246), Metzingen (1.901) und Lichtenstein (1.514) - allesamt Orte aus der Umgebung mit einem Anfahrtsweg von unter 15 Kilometern. Auf Platz sechs folgt Stuttgart (1.300) mit einer Anfahrt von rund 30 Kilometern. Auch bei Tübingen sind in den Top fünf der Einpendler nur Kommunen mit einem Anfahrtsweg von weniger als 15 Kilometern: Sie kommen aus Rottenburg (5.526), Reutlingen (4.392), Mössingen (2.122), Ammerbuch (1.688) und Kusterdingen (1.392). Auch hier folgen die Einpendler aus der Landeshauptstadt auf Rang sechs (1.172).

Einpendelströme- und gebiete für die Stadt Reutlingen. SCREENSHOT: PENDLERATLAS

Auspendler häufig auch bis Stuttgart unterwegs

Und wohin pendeln die Arbeitnehmer aus Reutlingen und Tübingen? Im Pendleratlas fällt auf, dass deutlich mehr Menschen für ihre Arbeit nach Stuttgart fahren als umgekehrt. Sowohl in Reutlingen (2.865 Auspendler) als auch in Tübingen (2.798) belegt die Landeshauptstadt im Ranking der Auspendelgebiete Position zwei. Die meisten Reutlinger, nämlich 4.392, pendeln ins benachbarte Tübingen. Nach Stuttgart folgen Metzingen (2.500), Pfullingen (2.025) und Kusterdingen (1.514) - allesamt Orte mit einer Anfahrt von weniger als zehn Kilometern. Die meisten Tübinger (3.266) pendeln wiederum in die Nachbarstadt Reutlingen. Bei den im Ranking folgenden Orten fällt auf, dass die Tübinger häufiger einen längeren Weg zur Arbeit auf sich nehmen: Hinter Stuttgart sind im Ranking Rottenburg (1.001), Böblingen (644) und Sindelfingen (515) - alles Städte mit einer Distanz zwischen 10 und 30 Kilometern zur Unistadt.

Auspendlerströme- und Gebiete für die Stadt Reutlingen. SCREENSHOT: PENDLERATLAS

Pendeln ist laut Statistischem Landesamt definiert als das Zurücklegen der Wegstrecke zwischen Arbeits- und Wohnort. Diese erwerbsbedingten Pendelbewegungen müssen nicht zwangsläufig täglich sein, sondern können auch an verschiedenen Wochentagen erfolgen und von Woche zu Woche variieren. Auf Basis dieser Definition beziehen sich die Daten ausschließlich auf das potenzielle Pendelverhalten. Nach Angaben des Statistischen Landesamts gab 2022 fast ein Viertel aller Erwerbstätigen in Deutschland an, mindestens einmal in den letzten vier Wochen von zu Hause aus gearbeitet zu haben (24,2 Prozent). Im Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie, waren es lediglich rund halb so viele (12,8 Prozent). (GEA/pm/dpa)