REUTLINGEN. »Wir alle sind sehr traurig, dass mit Jürgen Kempf einer der wichtigsten und profiliertesten Lokaljournalisten, der sich für den GEA über viele Jahre verdient gemacht hat, nicht mehr unter uns ist und seinen Ruhestand nicht länger genießen darf«, sagt Valdo Lehari jr., Verleger und Geschäftsführer des Reutlinger General-Anzeigers sowie Vorsitzender des Vereins »GEA-Leser helfen«. »Sein ganzes berufliches Leben galt dem GEA. Wir sind ihm nicht nur dankbar verbunden, sondern er ist auch Vorbild für lokalen Qualitätsjournalismus.«
Im April 1979 kam der in Würzburg geborene Franke nach seinem Volontariat bei der Heilbronner Stimme zum Reutlinger General-Anzeiger, arbeitete zunächst im Regionalressort und war der für Gomaringen zuständige Redakteur. 1988 nahm er seine Tätigkeit im neu eingerichteten Planungsressort der GEA-Redaktion auf.
Immense Themenvielfalt, riesiges Netzwerk
Dem Lokaljournalismus blieb er in der Reutlinger Stadtredaktion treu. Unzählige lange Sitzungen im Gemeinderat und Kreistag brachte er im GEA auf den Punkt. So manchen Finanzhaushalt hatte er besser verstanden als die Ratsmitglieder selbst. Ob Kommunalpolitik, Kunst im öffentlichen Raum, Weindorf, Architektur, kulturelle Ereignisse oder die journalistische Begleitung des Scheibengipfeltunnel-Baus: Die Vielzahl an Themen, die Jürgen Kempf in seiner langen Zeit beim GEA beackerte, ist immens – genau wie das Netzwerk, das er sich in all den Jahren aufgebaut hatte. Jürgen Kempf kannte gefühlt jeden und fast jeder kannte »Jük«, wie er dank seines Autorenkürzels genannt wurde.
Drei Jahrzehnte mit vollem Einsatz im Hilfsverein
Über die vielen sichtbaren Artikel hinaus hatte Jürgen Kempf noch eine weitere Aufgabe beim GEA, die für viele im Verborgenen blieb. Fast 30 Jahre lang seit Gründung war er Herz und Seele des Hilfsverein-Beirats von »GEA-Leser helfen« – und das auch noch einige Jahre im Ruhestand. Hunderte von Hilfsanträgen gingen zuerst über seinen Schreibtisch, ehe nach Beratungen in Beirat und Vorstand Menschen in Not geholfen wurde.
Der leidenschaftliche Roller- und Cabriofahrer war ein echter Genussmensch. Ein gutes, selbst gekochtes Essen, der passende Wein dazu, eine Zigarette danach: So kannten ihn vor allem die, die auch abseits der Redaktion mit ihm zu tun hatten. Darunter viele Mitglieder der Chöre, denen Jürgen Kempf über viele Jahre mit seiner Stimme zu mehr Bass verhalf. Jetzt wird es still. Mach’s gut, lieber Jük! (GEA)