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Kundgebung auf Reutlinger Marktplatz beklagt menschenverachtende Flüchtlingspolitik

Die Seebrücke und das Asylpfarramt haben auf dem Marktplatz in Reutlingen auf die katastrophalen Zustände an den Außengrenzen aufmerksam gemacht.

Kundgebung auf dem Reutlinger Marktplatz. Foto: Anne Leipold
Kundgebung auf dem Reutlinger Marktplatz.
Foto: Anne Leipold

REUTLINGEN. Mehr als 1.300 Menschen sind dieses Jahr im Mittelmeer gestorben. Einige Namen von Verstorbenen haben die Seebrücke und das Asylpfarramt auf dem Marktplatz ausgelegt. Menschen verhungern, verdursten oder erfrieren auf der Flucht aus ihrer Heimat. An den europäischen Außengrenzen harren sie aus, werden verprügelt, in Lager verfrachtet. »Wir sehen Menschen auf der Flucht,Menschen, die Europa nicht haben will. Menschen, die wir lieber verrecken lassen«, fand Friedhold Ulonska am Samstag deutliche Worte. Den rund 80 Teilnehmern der Kundgebung auf dem Marktplatz schilderte er, wie er als Kapitän auf einem Seenotrettungsschiff erlebt hat, wie die EU die libysche Küstenwache nutzt, um Menschen an der Flucht zu hindern, und Malta seiner Pflicht zur Seenotrettung nicht nachkommt. »Es ist kalt geworden in Europa«, stellte Ulonska fest. »Flüchtenden schlägt an den Grenzen ein eisiger Wind entgegen.«

Friedhold Ulonska, Kapitän eines Seenotrettungsschiffs, schilderte beieiner Kundgebung von Seebrücke und Asylpfarramt Reutlingen
Friedhold Ulonska, Kapitän eines Seenotrettungsschiffs, schilderte beieiner Kundgebung von Seebrücke und Asylpfarramt Reutlingen am Samstagauf dem Reutlinger Marktplatz die Situation an den EU-Außengrenzen. Foto: Anne Leipold
Friedhold Ulonska, Kapitän eines Seenotrettungsschiffs, schilderte beieiner Kundgebung von Seebrücke und Asylpfarramt Reutlingen am Samstagauf dem Reutlinger Marktplatz die Situation an den EU-Außengrenzen.
Foto: Anne Leipold

Die kalte Schulter wird den Flüchtenden auch von Deutschland gezeigt, monierte der Kapitän. Die baden-württembergische Landesregierung hat sich im Mai ein Landesaufnahmeprogramm in den Koalitionsvertrag geschrieben. 37 Städte in Baden-Württemberg wollen Geflüchtete aufnehmen. Geschehen ist bislang nichts, kritisierte Asylpfarrerin Ines Fischer. »Ich will nicht, dass Menschen so behandelt werden«, sagte Franziska Rinn, Aktivistin bei der Seebrücke und verurteilte das Verhalten der Politik als zynisch und menschenverachtend. Die Zivilgesellschaft wartet nicht, wie das Beispiel von Belinda Kalender aus Gomadingen zeigt. Sie sammelt Sachspenden für Menschen in griechischen Lagern und diejenigen, die auf der Balkanroute unterwegs sind. Diese Route endet in Triest. Dorthin fuhr sie im Oktober gemeinsam mit Pfarrer Johannes Streib, um warme Kleidung, Schlafsäcke und Hygienebeutel der »Oma gegen rechts« zu verteilen.

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Dort waren sie bei Loren, die täglich die Menschen versorgt, die mit zerschlissener Kleidung, kaputten Schuhen und wunden Füßen bei ihr ankommen. Teils malträtiert von Grenzsoldaten. »Einen sicheren Fluchtweg gibt es nicht«, stellte Streib fest, während Kalender sich mehr Gerechtigkeit für die Menschen wünscht, die ihre Heimat verloren haben. (GEA)