REUTLINGEN. Im Landkreis steigt die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten. In den Kreiskliniken Reutlingen ist die Lage noch eher ruhig, aktuell betreut man im Klinikum am Steinenberg drei Covid-19-Patienten. Sie sind jedoch nicht so schwer erkrankt, dass Intensivmedizin nötig wäre, berichtet Professor Dr. Jörg Martin, Vorsitzender Geschäftsführer der Kreiskliniken. Auf dem Höhepunkt der ersten Welle im Frühjahr wurden zeitweise über 50 Covid-19-Kranke in Reutlingen, Bad Urach und Münsingen gleichzeitig behandelt. Das Virus ist jüngst ins Klinikum am Steinenberg hineingetragen worden (der GEA berichtete), vier Stationen sind derzeit unter Quarantäne, auch zwei Mitarbeiter sind infiziert. Sicherheitshalber wurde das Umfeld der Betroffenen großflächig getestet, auch Folgeabstriche werden gemacht.
Ist das die Ruhe vor einem zweiten Sturm? Die Zunahme der Infizierten und Erkrankten macht dem Management der Kreiskliniken durchaus Sorgen. »Es ist eine schleichende Zunahme, keine exponentielle wie im Frühjahr«, sagt Martin. Seit dieser Woche trifft sich die Klinikeinsatzleitung wieder regelmäßig, ein Führungsstab, der dafür sorgen soll, dass kommende Herausforderungen gemeistert werden. Besser gerüstet als im Frühjahr sei man in jedem Fall, sagt Martin. Das Wichtigste: »Wir haben genug Schutzausrüstung.« Das Team sei eingespielt, die organisatorischen Maßnahmen zum Beispiel bei der Isolierung infizierter Patienten habe man im Griff. Im Frühjahr habe man oft improvisieren müssen.
Strittige Corona-Zulage
Beschäftigte der Kreiskliniken hatten nach der ersten Welle eine Corona-Zulage gefordert, wie sie in der Altenpflege gewährt wurde. Inzwischen ist der Bund bereit, auch für das Klinikpersonal zu zahlen – aber nicht für alle. Nur an das Personal von Kliniken mit einer bestimmten Anzahl von Covid-19-Patienten soll Geld gehen, und nur an examinierte Pflegekräfte. Ob in den Kreiskliniken Reutlingen Geld ankommt, kann Jörg Martin derzeit noch gar nicht sagen, das wird sich vermutlich in den nächsten zwei Wochen zeigen. Er ist sich aber jetzt schon sicher: »Das wird viel Unruhe geben.« Denn dass nur examiniertes Pflegepersonal in den Genuss einer Zulage kommen soll, sei anderen Mitarbeitern, die ebenfalls an der Corona-Front eingesetzt wurden, nur schwer zu vermitteln. Agnes Lamparter, stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende, bedauert ebenfalls, dass nur das Pflegepersonal bedacht werden soll, »wenngleich die Pflege die meiste Zeit an vorderster Front kämpft«. Aber auch Ärzte, Servicekräfte, Physiotherapeuten und alle anderen, die bei der Betreuung von Covid-19-Patienten mithelfen, hätten die Corona-Zulage verdient.
In den Krankenhäusern der Regionalen Klinik Holding (RKH), die auch die Kreiskliniken managt, habe man eine Betriebsvereinbarung, sagt Jörg Martin: Alle Mitarbeiter, die intensiv mit Covid-19-Patienten zu tun hatten, »von der Reinigungskraft bis zum Oberarzt«, hätten eine schichtbezogene Prämie erhalten. Eine solche Vereinbarung strebt er auch für die Kreiskliniken Reutlingen an. (sä)