REUTLINGEN. Mit der Prognose für den ersten Spatenstich auf dem Gelände von RT-unlimited war er dann doch etwas zu optimistisch, sagt Reutlingens Wirtschaftsförderer Peter Wilke. Aus »im ersten Halbjahr 2024« ist nichts geworden, »das werden wir so nicht hinkriegen«. Aber »ich hoffe nach wie vor, dass wir im Jahr 2024 noch den ersten Spatenstich haben werden«. Mit blumigen Worten hatte die Stadt das »Leuchtturmprojekt« RT-unlimited angekündigt, auch der Gemeinderat war vom Plan, auf dem ehemaligen Gelände der Spedition Willi Betz Industrie 4.0 anzusiedeln, damals begeistert. Doch nach dem Abriss tat sich lange Zeit: nichts. 2022 platzte dann das auf Fernwärme basierende Energiekonzept aufgrund des Ukrainekriegs und geänderter Förderrichtlinien.
Die Suche nach einem neuen Energiekonzept zog sich. Und verunsicherte interessierte Unternehmen. Im Juli 2023 wurde der städtischen Tochterfirma GER (Gewerbeimmobilien Reutlingen), der das Gelände gehört, der erste Entwurf einer auf dezentralen Wärmepumpen basierenden Versorgung präsentiert. Mittlerweile, fast ein Jahr später, sind nun Probebohrungen abgeschlossen, sagt Wirtschaftsförderer Wilke, »und zwar mit sehr guten Ergebnissen«. Die mit der EnBW geplante Infrastruktur, welche auf Geothermie in Kombination mit Photovoltaik basiere, sei umsetzbar. Das finale Energiekonzept mit allen Kalkulationen und einem Preiskorridor für die interessierten Unternehmen »wird uns im Juli vorliegen«, so Wilke.
»Ich hoffe nach wie vor, dass wir im Jahr 2024 noch den ersten Spatenstich haben werden«
Erste Entwürfe des Energiekonzepts hätten die Interessenten schon bekommen. »Nach unserer Einschätzung bieten wir ein sehr nachhaltiges und zukunftsfähiges Energiekonzept«, das auch eine gewisse Abkoppelung von Krisen auf dem Energiemarkt ermögliche. »Wir haben es verglichen und finden, es ist durchaus marktfähig.«
Apropos Interessenten: Neben den schon lange Zeit der Öffentlichkeit bekannten Firmen Bitbase und BEC nennt Wilke mittlerweile die Zahl von drei weiteren ansiedlungswilligen Firmen. »Und in den vergangenen Tagen hatten wir noch weitere Gespräche«, sagt er. Mehrere Unternehmen würden bereits in der Architektenplanung stecken und sich damit beschäftigen, wie ihr Vorhaben potentiell aufs Gelände passen könnte. Das wertet Wilke als gutes Zeichen, »denn die Erstellung solcher Planungen kostet ja Geld«. Das zeige, dass die Firmen auch ernsthaft an einer Ansiedlung interessiert seien.
»Bei uns stehen die Planungen schon lange«
Weiterhin an einer Ansiedlung interessiert: die Bitbase Group. Geschäftsführer José Enrique Gómez bestätigt das im GEA-Gespräch. »Bei uns stehen die Planungen schon lange. Der nächste Schritt wäre das Baugesuch.« Doch bis es soweit ist, müsse man noch einige Unsicherheitsfaktoren abwarten. »Für uns ist natürlich auch interessant, wer sich noch ansiedeln will«, sagt Gómez. Außerdem gebe es weiterhin viele volatile Faktoren für Unternehmen, die bauen wollen. Und auch das finale Energiekonzept samt Preisspanne spiele für seine Entscheidung eine wichtige Rolle.
Diese ersten vom GER-Aufsichtsrat genehmigten Verkaufsbeschlüsse für Firmen seien Ende 2023 vorgelegen, so Wilke. Wären die Unternehmen dann direkt in die Planungen eingestiegen, hätte man den Spatensticht im ersten Halbjahr 2024 wahrscheinlich schaffen können, sagt er. Bitbase-Geschäftsführer Gómez findet dagegen, dass von Stadt-Seite »zu wenig Zug hinter der ganzen Geschichte« ist.
»Einige Sachen aus dem Gestaltungshandbuch sind bindend, andere aber auch nur eine Empfehlung«
Stehen die Pläne der Architekten, können ansiedlungswillige Unternehmen entweder direkt ein Baugesuch bei der Stadt einreichen, oder eine sogenannte Bauvoranfrage. Mit dieser können sie unverbindlich bei der Behörde prüfen lassen, ob ihr Vorhaben umsetzbar und mit den Richtlinien kompatibel ist. Bis eine Baugenehmigung durch ist, dauert es mindestens drei Monate, sagt Wilke. »Und das wäre dann schon sehr schnell.«
Er sieht aber wenig Stolpersteine diesbezüglich. »Ich sehe das alles recht unkritisch, weil es sich vom Baurecht her um ein Industriegebiet handelt und das Gebiet deswegen extrem viel zulässt.« Man habe den alten Bebauungsplan bewusst unberührt gelassen, um sich einen großen »Spielraum« zu sichern. Für ansiedlungswillige Unternehmen gibt es ein recht detailliertes Gestaltungshandbuch, das auf viele Teile einer Bebauung eingeht. Bremsen diese Details Unternehmen möglicherweise aus? Wilke verneint: »Einige Sachen aus dem Gestaltungshandbuch sind bindend, andere aber auch nur eine Empfehlung.« (GEA)