REUTLINGEN-BETZINGEN. Er ist aus der Achalmstadt nicht mehr wegzudenken: der jährliche Wohltätigkeitsbasar des Inner Wheel (IW) Clubs Reutlingen-Tübingen. Als sich am Samstag um 9 Uhr die Türen der Julius-Kemmler-Halle in Betzingen öffneten, war der Saal innerhalb weniger Sekunden gerammelt voll. Bestimmt 50 Leute hatten bereits eine halbe Stunde oder länger in der Kälte auf den Einlass gewartet, um die besten Schnäppchen zu ergattern.
»Wir hatten rund 600 Paar Schuhe und dachten, die bekommen wir nie los«
Das Angebot ist groß und vielfältig: »Unsere Haupteinnahmequelle sind die Damenkleider, wir haben aber auch eine Herrenabteilung und Taschen«, erklärt Hanna Šumski, die für die Tische mit den Schuhen verantwortlich war. »Wir hatten rund 600 Paar Schuhe, sodass wir erst dachten, die bekommen wir nie los.« Aber nach zweieinhalb Stunden war bereits mehr als die Hälfte verkauft. Außerdem gab es eine große Ecke mit Trödel, Kunst und Haushaltsgeräten sowie eine Schmuckecke. »Früher hatten wir auch Bücher und Kindersachen, aber das verkaufte sich nicht gut.«
Das Angebotene besteht aus Spenden der IW-Frauen. »Wir sammeln unsere eigenen Sachen das ganze Jahr und ver-suchen, durch super Qualität den Basar attraktiv zu machen.« Da finde meist jede ihre neuen Lieblingsteile. Eine Messinglampe mit Schirm im englischen Stil hatte es Šumski angetan, »aber bis ich mich dazu durchgerungen hatte, sie zu kaufen, war sie schon weg«. Unglaublich und »richtig toll« fand sie, dass eine Dame ihr Hochzeitskleid zum Verkauf angeboten hatte.
Šumski gefällt das »orientalische Ba-sarfieber«, das jedes Jahr aufs Neue entsteht: »Jeder verkauft sehr lustvoll. Wir haben keine festen Preise, sondern versuchen, viel günstig zu verkaufen und auch abzustimmen. Wenn jemand den ge-wünschten Preis nicht bezahlen kann, bekommt er es günstiger als jemand, der uns noch eine extra Spende macht.«
»Wir sind alle Menschen, die zu viel haben – jeder von uns«
Eines der besonderen Aushängeschilder des Basars sei, dass man auch Markenkleider zwischen 20 und 30 Euro bekomme, oder Handtaschen für zwölf Euro, die im Laden 200 gekostet hätten. In der Regel geht es human an den Ständen zu. »Mich wundert es manchmal, dass Leute auf einmal vier Taschen kaufen: eine für den Sommer, eine für den Winter, eine in Orange, eine in Grün – ganz toll.«
Die Idee eines Basars war aus Gründen der Nachhaltigkeit entstanden: Die Inner Wheelerin Irmgard Petry, die heute nicht mehr am Leben ist, habe vor vielen Jahren erkannt: »Wir sind alle Menschen, die zu viel haben – jeder von uns. Wir müssen schauen, was wir mit Dingen machen, die wir nicht mehr brauchen, aber die noch gut zu benutzen sind.« So hatten die IW-Damen bereits seit 1993 ein paar kleinere Basare in leerstehenden Etagen von Reutlinger Kaufhäusern organisiert. Im großen Rahmen finden sie seit 2001 statt.
Mittlerweile hat sich der Wohltätigkeitsbasar zu einer festen Institution entwickelt. Am Samstag ging er nach zwei coronabedingten Aussetzern in die 22. Runde. »Das macht uns mächtig stolz. Wir haben bei diesen 22 Basaren einige hunderttausend Euro eingenommen«, erklärt Hanna Šumski, die Vorsitzende des Inner Wheel Gemeindienst Reutlingen-Tübingen. Sie hofft auch 2024 wieder auf einen kleinen fünfstelligen Betrag.
Denn der Basar ist die Haupteinnahmequelle für die Spenden, mit welchen der Club regelmäßig lokale und regionale Projekte fördert. Mädchen und Frauen, Senioren, Flüchtlinge und Migranten stehen im Mittelpunkt des Engagements. »Das gibt uns auch das Feuer für diesen Basar: Wir wissen, wir schaffen dafür, dass wir durch unser eigenes Tun einen anständigen Batzen Geld verdienen, mit dem wir Gutes tun können.« (GEA)