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Im Kreis Reutlingen startet eine App, die Leben retten soll

Smartphone-App im Landkreis Reutlingen gestartet, um noch mehr Menschen mit Herzstillstand in wenigen Minuten zu retten. Dazu sind Ersthelfer gefragt.

Sie starteten am Dienstag symbolisch die App »Region der Lebensretter«: (von links) Konrad Steibli (DLRG), Peter Raach (Bergwach
Sie starteten symbolisch die App »Region der Lebensretter«: (von links) Konrad Steibli (DLRG), Peter Raach (Bergwacht), Felix Mayer (Malteser), Thomas Födisch (DRK), Landrat Ulrich Fiedler, Prof. Friedrich Pühringer (Kreiskliniken), Bürgermeister Roland Wintzen und Nicolaus Waitzinger (Kreis-Feuerwehrverband). Foto: Norbert Leister
Sie starteten symbolisch die App »Region der Lebensretter«: (von links) Konrad Steibli (DLRG), Peter Raach (Bergwacht), Felix Mayer (Malteser), Thomas Födisch (DRK), Landrat Ulrich Fiedler, Prof. Friedrich Pühringer (Kreiskliniken), Bürgermeister Roland Wintzen und Nicolaus Waitzinger (Kreis-Feuerwehrverband).
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN. »Heute ist ein wichtiger, ein lebensrettender Tag«, sagte Landrat Dr. Ulrich Fiedler am Dienstag in der Reutlinger Feuerwache in der Hauffstraße. An diesem Nachmittag wurde nämlich eine App des Vereins »Region der Lebensretter« gestartet. Möglichst viele Mitglieder von Feuerwehr, Rettungsdiensten, THW, der Kreiskliniken oder auch aus Arztpraxen – »also alle, die eine Ausbildung zum Ersthelfer gemacht haben« – können (und sollen) sich dort registrieren, so Fiedler.

Nah dran am Notfall

Der Grund ist nach den Worten des Landrats so einleuchtend wie einfach: um Menschen mit Herzstillstand noch schneller retten zu können. Denn: Die ersten drei bis fünf Minuten nach einem Herzstillstand seien entscheidend. Danach sei die Wahrscheinlichkeit enorm groß, dass das Gehirn der Patienten geschädigt werde. Und zwar umso massiver, je länger der Herzstillstand anhält. Mehr als 70.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr eine Kardioplegie außerhalb von Kliniken, wie Fiedler ausführte. »So ein Herzstillstand kann jederzeit jede und jeden treffen.«

Je schneller die Hilfe, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen den Stillstand des wichtigsten menschlichen Muskels ohne bleibende Hirnschäden überleben. Die neue Lebensretter-App wird registrierte Personen anfunken und zum Patienten leiten – aber nur, wenn sie schneller als der Rettungswagen vor Ort sein können. »Vier Lebensretter, die möglichst nah dran am Notfall sind, werden so gesucht«, erläuterte Thomas Brucklacher vom Freiburger Verein »Region der Lebensretter«, der die App auf den Weg gebracht hat.

Die ersten beiden Retter, die schneller als der Rettungswagen sein können, sollen eine Herzdruckmassage durchführen, der dritte einen Defibrillator (AED) besorgen und zum Patienten bringen – falls diese dritte Person immer noch schneller als der Rettungswagen ist. Die vierte Retterin oder der vierte Retter soll zur Unterstützung der beiden ersten Helfer auf den Weg geschickt werden, wie Brucklacher erläuterte.

Landkreis übernimmt Finanzierung

Der Landkreis hat laut Fiedler die Idee des Vereins aufgegriffen, sich in Verbindung mit den hiesigen Rettungsdiensten und Kliniken gesetzt, am Dienstag fiel nun also der App-Startschuss für den Reutlinger Kreis. Die Finanzierung für die Installation der App (50.000 Euro) sowie für die Folgejahre (23.000 Euro) übernimmt der Landkreis. »Wer sich beteiligen möchte, kann dies natürlich liebend gerne tun«, so der Landrat.

Momentan seien deutschlandweit 15.802 Lebensretter in der App registriert, im Kreis Reutlingen 260. »Unser Ziel ist natürlich, die Zahl deutlich zu steigern, denn: Je mehr Ersthelfende ansprechbar sind, umso größer ist die Chance, noch mehr Menschenleben zu retten«, so der Landrat. Gebraucht würden auch noch mehr Defibrillatoren: »Wer was Gutes tun will, kann solch einen AED finanzieren und ihn möglichst gut erreichbar installieren«, so Fiedlers Appell.

Aufruf zur Registrierung

Der Landrat rief alle Ersthelfer und Lebensretterinnen dazu auf, sich bei der App zu registrieren – und damit auch Teil der Reutlinger »Region der Lebensretter« zu werden. Die Koordination von Rettungswagen und freiwilligen Lebensrettern läuft über die Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdiensten.

In 60 Landkreisen werde die App schon genutzt, erläuterte Brucklacher. Zahlreiche Menschen seien schon gerettet worden, auf viele positive Ergebnisse könne der Verein bereits verweisen. »Ich bin guter Dinge, dass auch im Landkreis Reutlingen die App zu einer Erfolgsstory wird.« (GEA)