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Igel bekommt im Tierheim Reutlingen neue Stacheln

Ins Reutlinger Tierheim wird ein Igel ohne Stacheln eingeliefert. Zwei Monate lang wird das Tier aufgepäppelt. Der Vorher-Nachher-Vergleich ist verblüffend.

Was auf den ersten Blick aussieht, wie eine Art Steckrübe, ist in Wirklichkeit der Rücken der Igel-Dame ohne Stacheln. So war da
Was auf den ersten Blick aussieht, wie eine Art Steckrübe, ist in Wirklichkeit der Rücken der Igeldame ohne Stacheln. So war das Tier ins Tierheim Reutlingen gebracht worden. Foto: Tierheim Reutlingen
Was auf den ersten Blick aussieht, wie eine Art Steckrübe, ist in Wirklichkeit der Rücken der Igeldame ohne Stacheln. So war das Tier ins Tierheim Reutlingen gebracht worden.
Foto: Tierheim Reutlingen

REUTLINGEN. »Wir konnten unseren Augen kaum trauen, aber das war tatsächlich ein Igel«, erinnert sich Sabine Mayer an den Moment, als die Igeldame im März zu ihr ins Tierheim Reutlingen gebracht wurde. Das bemitleidenswerte Tier war in einem Garten in Pliezhausen-Gniebel gefunden worden und die Finder hatten es ins Reutlinger Tierheim gebracht. »Sofort war uns klar, dieser Igel benötigt professionelle Hilfe«, so Mayer. Denn durch den Ausfall aller Stacheln war das Tier nicht nur völlig schutzlos, eine Krankheit hatte dem Igelweibchen so zugesetzt, dass es ziemlich abgemagert war.

Das Tier kam zunächst zum Arzt, der nach einer eingehenden Untersuchung herausfand, wieso das schützende Stachelkleid abhandengekommen war. »Der Tierarzt stelle die Diagnose: Hautpilz.« Offensichtlich ein wirklich heftiger Befall, wenn der Pilz alle Stachel ausfallen ließ.

Nach regelmäßiger Behandlung mit Heilsaft und Anti-Pilzbädern zeigte sich schon eine Besserung: Erste Stacheln wuchsen nach.
Nach regelmäßiger Behandlung mit Heilsaft und Anti-Pilzbädern zeigte sich schon eine Besserung: Erste Stacheln wuchsen nach. Foto: Tierheim Reutlingen
Nach regelmäßiger Behandlung mit Heilsaft und Anti-Pilzbädern zeigte sich schon eine Besserung: Erste Stacheln wuchsen nach.
Foto: Tierheim Reutlingen

Nach der Diagnose folgte die Behandlung. Die Igeldame bekam täglich einen speziellen Saft eingeflößt. Zusätzlich gab es regelmäßige Kurbäder. »Alle vier Tage wurde sie in einem speziellen Anti-Pilzmittel gebadet und jeweils einen Tag später gab es für sie Bäder in Kokosöl«, berichtet Sabine Mayer, die sich um das Wohl der Igel im Tierheim kümmert. »Das Pilzmittel hat schon ziemlich gerochen, sodass die Kokosölbäder nicht nur eine pflegende Unterstützung für die empfindliche Igelhaut waren, sondern auch den üblen Geruch vertrieben haben«, sagt Mayer.

Sieht fast wie eine gesunde Igeldame aus: Nach zwei Monaten Behandlung war das Stachelkleid nahezu vollständig nachgewachsen.
Sieht fast wie eine gesunde Igeldame aus: Nach zwei Monaten Behandlung war das Stachelkleid nahezu vollständig nachgewachsen. Foto: Tierheim Reutlingen
Sieht fast wie eine gesunde Igeldame aus: Nach zwei Monaten Behandlung war das Stachelkleid nahezu vollständig nachgewachsen.
Foto: Tierheim Reutlingen

Nach rund zwei Monaten Pflegebehandlung zeigten sich Erfolge. Zunächst zaghaft, aber zuletzt doch deutlich, wuchsen die Stacheln wieder nach. »Der Pilz konnte erfolgreich bekämpft werden und die Stacheln machen einen stabilen und gesunden Eindruck. Jedenfalls sind sie hart und piksen auch«, sagt Sabine Mayer voller Freude. Außerdem fühle sich ihr stacheliger Schützling offensichtlich wieder so wohl in seiner gesunden und stacheligen Igelhaut, dass die Nahrungsaufnahme wieder ordentlich funktioniert: »Sie hat deutlich zugenommen. Wog unsere nackte Igeldame bei ihrer Einlieferung nur 300 Gramm, so bringt sie mittlerweile gesunde 600 Gramm auf die Waage«, berichtet Mayer.

Noch ist das Stachelkleid nicht dicht genug, aber wenn es so weit ist, dass es dem Tier wieder kompletten Schutz in der Natur bietet, kann es wieder in die Freiheit ausgesetzt werden, blickt Sabine Mayer in die unmittelbare Zukunft. (GEA)

Was tun, wenn Igel Hilfe brauchen?

Tipps und Infos vom NABU Baden-Württemberg und dem Verein Pro Igel.

Hilfsbedürftige Igel 

Wenn Igel verletzt, krank oder verwaist sind, brauchen sie wahrscheinlich Hilfe. Kranke Igel erkennt man meist daran, dass sie tagsüber Futter suchen, herumlaufen, -torkeln oder -liegen. Auch sind sie oft mager und apathisch. Zur Erstversorgung sollten besonders Jungtiere zunächst warmgehalten werden, indem sie in ein Tuch oder eine Jacke gehüllt werden. Keinesfalls sofort Futter oder Trinken anbieten, sondern Kontakt mit einer Wildtierauffangstation aufnehmen. Verletzte Tiere sollten einem Tierarzt vorgestellt werden. 

Igelfreunde 

Gartenbesitzer können Igeln, die sich Reserven für den Winter anfressen, behilflich sein, indem sie ihren Garten naturnah gestalten. So finden Igel Nahrung und Unterschlupf. (GEA) 

https://www.pro-igel.de/

https://baden-wuerttemberg.nabu.de

www.tierschutzverein-reutlingen.de