REUTLINGEN. Vier junge Frauen im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden innerhalb von zehn Tagen in Reutlingen von einem bislang unbekannten Mann begrapscht und geschlagen. Die Hinweise verdichten sich, dass es sich bei allen Fällen um denselben Täter handelt. Auch die Polizei schreibt: »Ein Tatzusammenhang dürfte bestehen«.
Am 11. Juli traf es eine 18-Jährige, am 18. Juli eine 17- und eine 16-Jährige, und am 20. Juli dann eine weitere 16-Jährige. Alle vier Frauen wurden zunächst begrapscht, bevor der Mann gewalttätig wurde. Er schlug sie, auch ins Gesicht. Auf die 17-Jährige, die zu Boden fiel, trat er nach Polizeiangaben auch noch ein. So stark, dass sie danach vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden musste. Grapscher gebe es leider immer wieder, heißt es aus der Reutlinger Polizei-Pressestelle. Doch die Kombination mit dem gewalttätigen Vorgehen des Mannes sei »ungewöhnlich«.
»Der absolute Großteil der Fälle passiert im sozialen Nahfeld«
Auch bei Wirbelwind - der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend im Landkreis Reutlingen - seien solche Fälle bislang nicht bekannt, heißt es auf GEA-Anfrage. »Der absolute Großteil der Fälle passiert im sozialen Nahfeld«, sagt Manuela Lieb, eine der Geschäftsführerinnen. Von 269 Fällen, mit denen es Wirbelwind im Jahr 2023 zu tun hatte, wurden in 217 Fällen Menschen aus der Familie oder dem sozialen Nahfeld beschuldigt. Nur in 15 Fällen handelte es sich um Fremde.
Doch zurück zu den aktuellen Geschehnissen: In drei von vier Fällen war der Mann auf einem Fahrrad unterwegs. Er wird immer ähnlich beschrieben. So soll er zwischen 20 und 30 Jahre alt sein, schlank, seine Haare sollen kurz und braun sein. Einmal ist von einer Frisur die Rede, die einem Irokesenschnitt ähnelt, einmal von einer »auffälligen Zahnlücke zwischen den Frontzähnen«. Ein Phantombild des Mannes existiert nicht. Denn ein solches zu erstellen, ist sehr schwierig, wie Polizei-Pressesprecher Christian Wörner erklärt. »Dafür muss man den Täter wirklich haargenau beschreiben können«, sagt er. Doch die vier jungen Frauen wurden vom Täter überrumpelt.
»Dafür muss man den Täter wirklich haargenau beschreiben können«
Alteburgstraße, Bushaltestelle Kreuzeiche, Hermann-Ehlers-Straße: Auch die Tatorte liegen auffällig nah beieinander. Einzig die Eisenbahnstraße in Betzingen weicht etwas ab. Was man tun sollte, wenn man angegriffen wird? »Aufmerksamkeit erregen, schreien. Wenn von außen jemand dazu kommt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass die Täter aufhören«, sagt Manuela Lieb von Wirbelwind.
Zum Wochenbeginn folgte dann direkt die nächste Mitteilung der Polizei: So wurde eine Jugendliche am Samstagabend gegen 18 Uhr im Freibad von einem »unbekannten Mann« im Wellenbecken »unsittlich berührt«. Er habe ihr in den Intimbereich gefasst, so die Beamten. Der Mann wird als 20 bis 40 Jahre alt beschrieben, mit blonden oder grauen Haaren. Die Vorgehensweise weicht ab, das Opfer wurde nicht geschlagen. Doch das Freibad passt genau in den Radius des Täters. Besteht ein Zusammenhang? Die Polizei sagt: »Im Rahmen der Ermittlungen haben das die Kollegen natürlich im Auge. Aber wir haben keine konkreten Hinweise, dass es derselbe Täter ist – ohne es ausschließen zu können.« (GEA)