REUTLINGEN. Wer heute zur Mittagszeit in der Reutlinger Innenstadt unterwegs war, der bewegte sich stellenweise zwischen zwei Welten: Auf der einen Seite zeugten zahlreiche Maskenträger davon, dass etwas ganz anders ist als sonst. Manche Menschen trugen auch Handschuhe, andere gingen zielstrebig ihren Weg, immer bemüht, niemandem zu nahe zu kommen. Manche Wochenmarktbesucher wuschen sich im Maximilianbrunnen die Hände. Auf der anderen Seite herrschte stellenweise auf dem und um den Marktplatz herum ein regelrechtes Getümmel, dazu prächtiger Sonnenschein und fröhliche Straßenmusik - Krise stellt man sich dann doch irgendwie anders vor.
Die Stadtverwaltung hatte sich bewusst dafür entschieden, den Wochenmarkt auch weiter stattfinden zu lassen. Die Stände wurden großflächiger verteilt, Imbissstände haben keine Stehtische mehr, es wird darauf hingewiesen, dass sich Kunden nicht mehr selbst bedienen sollen. Auf dem privaten Facebook-Profil eines Reutlingers gab es gleich am Samstagmittag zum Thema Wochenmarkt eine Diskussion, in die sich auch einige Stadträte einmischten. War das Getümmel auf dem Wochenmarkt zu groß für Corona-Zeiten? Die Meinungen gingen auseinander: Man hätte ihn nicht uneingeschränkt offen lassen dürfen, war eine Position. Die Menschen seien sehr diszipliniert gewesen und auf Sicherheit bedacht, war eine andere Position - außerdem sei es auf dem Wochemarkt ungefährlicher als beim Einkaufen im Supermarkt. Und man unterstütze zudem noch den lokalen Handel.
Die Linke Liste reagierte gleich am Nachmittag auf die Geschehnisse und eigene Beobachtungen. Per Mail schlugen Carola Rau und Rüdiger Weckmann der Stadtverwaltung vor, den Wochenmarkt schon jetzt in den Bürgerpark zu verlegen. Dieser Schritt stehe sowieso an, wenn der Marktplatz umgestaltet wird - »aus Gründen der Corona-Pandemie« sei das doch jetzt »ein begründeter und vermittelbarer Zeitpunkt«, heißt es weiter. (GEA)
