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Friseurbetriebe in Reutlingen und der Region werden immer kleiner

Die Friseur-Innung Reutlingen sucht Nachwuchs- und Fachkräfte.

Friseur
Ein Schild mit der Aufschrift »Friseur« hängt an einem Gebäude. Foto: Monika Skolimowska
Ein Schild mit der Aufschrift »Friseur« hängt an einem Gebäude.
Foto: Monika Skolimowska

REUTLINGEN. Das Friseurhandwerk ist wie kaum ein anderer Bereich des Handwerks derzeit in einer Umbruchphase, so Innungsobermeister Roberto Laraia (Reutlingen) bei der Mitgliederversammlung der Friseur-Innung Reutlingen vor wenigen Tagen im Haus der Innungen in Reutlingen. Die Betriebe werden als Anbieter einer wichtigen Dienstleistung dringend benötigt, sind aber von steigenden Personal- und Energiekosten sehr stark belastet. Ebenso ist die Branche von der hohen Inflationen und der damit zusammenhängenden Zurückhaltung ihrer Kunden betroffen.

Weniger Auszubildende

Ein weiteres großes Problem für die Branche sind fehlende Nachwuchskräfte. Bei den Betrieben der Reutlinger Friseur-Innung ist diese Situation noch vergleichsweise zufriedenstellend. Aber auch in diesen Betrieben ist die Zahl der Auszubildenden gegenüber den Vorjahren zurückgegangen.

In den Nachbarlandkreisen hat dies mittlerweile ein solches Ausmaß angenommen, dass dort in den Kreisberufsschulen keine Friseurklassen mehr zustande gekommen sind. Roberto Laraia freut sich deshalb sehr, dass die Situation in Reutlingen noch deutlich besser ist. Dennoch wird sich die Innung besonders um den Berufsnachwuchs kümmern. Bei der Nachwuchswerbung wird verstärkt auch auf die Information der Elternhäuser und des Umfeldes der Jugendlichen Wert gelegt. In gleicher Weise soll die Qualität der Ausbildung weiter gesteigert werden, um die Attraktivität des Friseurberufs für Jugendliche zu erhöhen.

Tarifvertrag verbindlich

Um die Attraktivität des Berufs an anderer Stelle zu stärken, ist landesweit ein neuer Tarifvertrag für das Handwerk ausgehandelt worden. Den Friseuren ist es dabei auch sehr wichtig, dass dieser neue Tarifvertrag allgemein verbindlich ist und damit für alle Friseurbetriebe gilt und nicht nur für diejenigen, die sich freiwillig in der Innung zusammengeschlossen haben. Im Friseurhandwerk haben sich in den letzten Jahren immer mehr kleine Betriebe gebildet, die teilweise losgelöst von den bisherigen handwerklichen Strukturen arbeiten. Sie alle sollen von dem neuen Tarifvertrag erfasst werden, um das Image der Branche zu stärken und letztendlich deren Attraktivität zu erhöhen.

Strukturveränderungen

Bei der Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen im Haus der Innungen stellte der zweite stellvertretende Landesvorsitzende und Bezirksstellenleiter des Fachverbandes Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg, Dirk Reisacher, die Strukturveränderungen in dem Handwerk vor. Er stellte bundesweit einen Rückgang der Betriebszahlen und eine Konzentration der Betriebe fest. Die Betriebe werden immer kleiner. Bei vielen handelt es sich um reine Nebenerwerbsbetriebe, und viele haben derart geringe Umsätze, dass sie unter die Kleinbetriebsregelung fallen.

Um hier wieder eine Wettbewerbsgleichheit herzustellen, fordert die Branche einen reduzierten Mehrwertsteuersatz. Das Friseurhandwerk ist wie kein zweiter Wirtschaftszweig im Wettbewerb von den hohen Personalkosten belastet.

Drohende Rückzahlung von Corona-Soforthilfen

Belastend wirkt aktuell auch die drohende Rückzahlung von Corona-Soforthilfen, die das Friseurhandwerk bei der Schließung der Betriebe ab März 2020 erhalten hat. Die Branche hofft, dass die politischen Gespräche Ende des Monats auf Ebene der Landesregierung noch Erfolg haben und die drohenden Rückzahlungen abwenden können.

Obermeister Roberto Laraia und der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, informierten die Betriebe im Übrigen noch über wichtige Veränderungen, die von den Betrieben umzusetzen sind – beispielhaft die Änderungen in der Pflegeversicherung.

Heinzelmann hofft, dass die Betriebe alsbald auch von den derzeit wieder etwas niedrigeren Strom- und Gaspreisen profitieren können, und erwartet entsprechende Rahmenvereinbarungen, die das Handwerk auch mit regionalen Versorgern getroffen hat, beziehungsweise treffen wird. (pm)