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Aktuell Gesundheit

Fragebogenaktion zu »Long Covid« geht in Reutlingen weiter

Universitätskliniken des Landes und Gesundheitsämter haben eine weitere Phase der Studie gestartet.

Long Covid
Ein Long-Covid-Patient macht ein Atemtraining in einer Reha-Klinik. Foto: Friso Gentsch
Ein Long-Covid-Patient macht ein Atemtraining in einer Reha-Klinik.
Foto: Friso Gentsch

REUTLINGEN. »Long Covid«: Nach Beginn der vom Land geförderten umfassenden Studie zu bleibenden Beschwerden nach einer akuten Covid-19-Infektion werden jetzt nochmals Fragebögen versandt, um die Situation nach der Omikron-Welle besser beurteilen zu können – die ausgefüllten Fragebögen können bis Ende Oktober zurückgeschickt werden. Mitmachen ist wichtig. Medizin und Wissenschaft brauchen dringend solche Daten.

Die Universitätskliniken des Landes und die Gesundheitsämter der entsprechenden Regionen haben Mitte August eine weitere Phase der vom Land Baden-Württemberg geförderten Studie zu verzögerter Heilung und bleibenden Beschwerden nach einer akuten Covid-19-Infektion gestartet. An die im letzten Sommer in diesen Regionen an Corona erkrankten Menschen wurden jetzt Fragebögen versandt, die nahezu identisch mit denen sind, die bereits Ende 2021 versandt wurden – damals an Menschen, die sich im Winter 2020/2021 infiziert hatten, jetzt an Menschen, die sich letzten Sommer infiziert haben – zum Ende der Omikron-Welle.

»Wir hoffen sehr und bitten darum, dass alle, die einen Fragebogen zugeschickt bekommen haben, auch tatsächlich an der Erhebung teilnehmen«, sagt Dr. Siri Göpel, die als Oberärztin am Tübinger Universitätsklinikum die dortige Covidnachsorge-Ambulanz leitet und von Beginn an bei der Studie dabei ist.

Hohe Teilnahmerate ist wichtig

»Eine sehr hohe Teilnahmerate ist wichtig, um repräsentativ zu sein und zuverlässig Angaben zu diesem Krankheitsbild machen zu können« ergänzen die Leiterinnen und Leiter der Gesundheitsämter Dr. Birgit Walter-Frank (Tübingen), Dr. Kersten Wolfers (Reutlingen) und Dr. Benedict Blankenhorn (Zollernalbkreis). Die Fragen sollten bitte in jedem Fall auch dann beantwortet werden, wenn die Infektion mild verlief und/oder alle Beschwerden wieder komplett verschwunden sind.

Wie in der vorherigen Untersuchung werden mit der jetzigen Erhebung Informationen zur damaligen (Juli 2022) akuten SARS-CoV-2-Infektion, zur Entwicklung der Beschwerden bis heute und zur aktuellen Gesundheitssituation und Lebensqualität abgefragt. Das Projekt wird erneut auch in den Regionen um Freiburg, Heidelberg und Ulm gestartet. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert nicht länger als 15 Minuten. Ein portofreier Rücksendeumschlag liegt bei. Die Bögen werden zunächst an die Studienzentrale in Freiburg geschickt und in Ulm eingelesen und ausgewertet. Der Datenschutz ist gewährleistet, persönliche Daten werden nicht weitergegeben.

Die Forscherinnen und Forscher wollen über den Vergleich der neuen mit den damaligen Daten herausfinden, ob »Long Covid« ähnlich häufig wie in den vorherigen Corona-Wellen war, und ähnliche oder vielleicht andere Beschwerden verursacht. Nur mit dieser neuen großen bevölkerungsbezogenen Studie in Baden-Württemberg gelingt es, zu einem besseren Verständnis des Krankheitsbildes und Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten beitragen zu können. (eg)

 

EPILOC-STUDIE

Eine ganze Reihe von Patientinnen und Patienten berichtet von einer verzögerten Heilung und bleibenden Beschwerden über Wochen bis Monate nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion. In der ersten Phase der baden-württembergischen so-genannten EPILOC-Studie (Epidemiologie von Long Covid) wurde ermittelt, dass die Häufigkeit von langanhaltenden Beschwerden nach Covid-19 beträchtlich ist, jedoch bei einer Reihe von Menschen die Beschwerden auch ohne medizinische Behandlung wieder abklingen. Bei anderen bleiben die Beschwerden bestehen, und die Erkrankung kann zu dauernder Arbeitsunfähigkeit und manchmal sogar Pflegebedürftigkeit führen. Die medizinische Untersuchung von einigen der EPILOC-Studienteilnehmenden in Tübingen und den anderen baden-württembergischen Universitätskliniken haben bisher nicht zu eindeutigen Ergebnisse geführt, warum dies individuell so unterschiedlich ist, und mit welchen Untersuchungen zum Beispiel im Labor eine solche Vorhersage des weiteren Verlaufs möglich ist. Wie Göpel berichtet, ist das Corona-virus selbst jedenfalls nicht mehr nachweisbar – auch nicht bei Menschen, die schwere anhaltende Beschwerden haben. Es sind aber noch nicht alle Untersuchungsergebnisse verfügbar. Das Land Baden-Württemberg hat den Forscherinnen und Forschern nun weitere Mittel genehmigt, mit denen die Untersuchungen im Labor erweitert werden können.