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Aktuell Bauvorhaben

Firma Mez will in Gönningen »bauen, wo man nicht bauen kann«

Firma Mez in Gönningen will am Stammsitz die Produktionsflächen erweitern. Teile einer neuen Halle liegen aber im Überschwemmungsgebiet der Wiesaz. Doch es soll eine Lösung geben.

Zwischen L230 und Wiesaz will das Gönninger Unternehmen die Produktionsflächen erweitern - in akut gefährdetem Überschwemmungsge
Zwischen L230 und Wiesaz will das Gönninger Unternehmen die Produktionsflächen erweitern - in akut gefährdetem Überschwemmungsgebiet. Foto: Norbert Leister
Zwischen L230 und Wiesaz will das Gönninger Unternehmen die Produktionsflächen erweitern - in akut gefährdetem Überschwemmungsgebiet.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Vor rund zwölf Jahren wurde schon einmal über die Erweiterung des Unternehmens Mez am Standort zwischen Gönningen und Genkingen an der L230 diskutiert. Ein Aufstellungsbeschluss war sogar schon gefasst worden. »Warum das damals nicht weiterverfolgt wurde, weiß ich gar nicht«, sagte Corinna Greulich am Donnerstagabend im Gönninger Bezirksgemeinderat.

Die Projektleiterin sei erst seit kurzem beim Reutlinger Amt für Stadtentwicklung und nun für Gönningen und Bronnweiler zuständig. »Das Verfahren für dieses rund fünf Hektar große Plangebiet muss nun nach so langer Zeit wieder neu aufgerollt werden«, erklärte Greulich. Aber es steht ein gewaltiges Hindernis im Weg: »Hier soll an einer Stelle gebaut werden, an der man nicht bauen kann«, betonte der beauftragte Architekt Axel Walk am Donnerstagabend. Konkret sprach er damit die Wiesaz und das akut gefährdete Überschwemmungsgebiet an, in dem sich zumindest eine der beiden geplanten Hallen befinden würde.

»Wir müssen hier mit Tricks arbeiten«

»Wir müssen hier mit Tricks arbeiten«, sagte Walk. Diese »Tricks« bestehen nach den Ausführungen von Corinna Greulich darin, dass »zuerst die Hochwassergefahr durch Gewässerumbaumaßnahmen beseitigt wird«. Ansonsten wäre nämlich der Bau in solchen Überschwemmungsgebieten der Gefährdungslage HQ100 oder gar HQextrem schlicht und einfach verboten.

Ein weiterer Kniff: Planfeststellungsverfahren und Bauleitplanungsverfahren sollen parallel laufen – um die ansonsten extrem lange Bearbeitungsdauer abzukürzen. Schrittweise sollen der Gewässerumbau sowie die Fortschreibung (und Änderung) der Hochwassergefahrenkarte vollzogen werden. Gleichzeitig könnte die Firma Mez in zwei Bauabschnitten die neuen Hallen mit je 3.200 und 4.300 Quadratmetern angehen.

Im dritten und wichtigsten Schritt würde die bisherige Produktionshalle mit 4.900 Quadratmetern abgerissen und dort eine Retentionsfläche für die Wiesaz erstellt werden. »Dort entsteht dann begrünter Naturraum«, führte Walk aus. »Der Familie Mez ist es durchaus bewusst, dass da dicke Bretter gebohrt werden müssen – und dass das nicht so schnell geht«, so der Architekt.

»Dann wäre ja noch Platz für einen Radweg«

Fünf Jahre werden laut Greulich für das Planfeststellungsverfahren angesetzt, drei Jahre für das Verfahren der Bauleitplanung. Wenn beides parallel bearbeitet würde, sei das zum einen völlig ungewöhnlich und wurde nach den Worten der städtischen Projektleiterin bislang noch nicht angewandt. Der Hintergrund sei natürlich, die Verfahrensdauer zu verkürzen und dem Unternehmen eine nicht allzu weit entfernte Perspektive zu bieten. Damit könnten die Arbeitnehmer vor Ort gehalten werden, sagte Greulich.

Aber: Der Schwierigkeiten gebe es viele, alle müssten nach und nach abgearbeitet werden. Ratsmitglied Siegfried Randecker lobte die Planung, »auch, dass die Hallen 20 Meter von der Straße entfernt liegen sollen – dann wäre ja noch Platz für einen Radweg, den wir uns schon so lange wünschen«.

»Endlich ein Fußweg bis zu den Gönninger Seen«

Wenn die Wiesaz in ihr altes Bachbett zurückverlegt werden soll, dann ändere sich auch die Abflussgeschwindigkeit des Bachs – und zwar nicht nur für das Gelände der Firma Mez, sondern für den gesamten Ort, sagte Randecker. Das sei richtig, antwortete Corinna Greulich. »Die Wassergefährdungskarte muss für ganz Gönningen neu berechnet werden.« Zuständig dafür sei die Stadtentwässerung Reutlingen (SER), es bestehe die Hoffnung, dass die Überschwemmungsgefahr für ganz Gönningen vermindert werde, sagte die Projektleiterin.

Christof Ziegler äußerte die Hoffnung, dass im Rahmen dieses Verfahrens »endlich ein Fußweg bis zu den Gönninger Seen angelegt wird – das müsste doch irgendwie mit drin sein«. Siegfried Randecker sagte, dass im Verlauf der Baumaßnahmen die Ein- und Ausfahrt zur Firma Mez »aus der Kurve an der L 230 heraus verlegt würde – das wäre schon eine deutliche Verbesserung«.

Und somit eine Gefahrenreduzierung für alle Verkehrsteilnehmer an dieser Stelle zwischen Gönningen und Genkingen. Der Gönninger Bezirksgemeinderat stimmte der Aufstellung eines Bebauungsplans »Südlich der Lichtensteinstraße« einstimmig zu. (GEA)