REUTLINGEN-BETZINGEN. Wenn der Betzinger Ortschaftsrat am 4. Februar zur ersten Sitzung in diesem Jahr zusammenkommt, steht auf der öffentlichen Tagesordnung nur ein wichtiger Punkt: das Ausscheiden von FDP-Rat Hagen Kluck. Für das Gremium bedeutet das ein Déjà-vu-Erlebnis, denn der Liberale hat schon in der vergangenen Amtsperiode sein Mandat vorzeitig niedergelegt. Die Gründe heute sind die gleichen wie damals: »Mir ist das einfach zu viel«, sagt Hagen Kluck. Stellt sich die spannende Frage, warum er dann überhaupt kandidiert hat.
Hagen Kluck ist nach wie vor Mitglied des Gemeinderats sowie des Kreistags, wo er auch Vorsitzender der FDP-Fraktion ist. Als er im Juni 2020, ein Jahr nach den Kommunalwahlen, auf eigenen Wunsch aus dem Betzinger Ortschaftsrat ausschied, nannte er die zunehmenden Aufgaben durch die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden im Kreistag als ausschlaggebenden Grund: Er könne, so Kluck damals, deshalb das Betzinger Mandat nicht mehr »mit der notwendigen Sorgfalt und Tatkraft ausfüllen«.
Absichtlich weiter hinten auf der Liste
Hagen Kluck bewarb sich im vergangenen Jahr erneut für Gemeinde-, Kreis- und Ortschaftsrat und wurde in alle drei Gremien gewählt. Es dürfte für den inzwischen 81-Jährigen absehbar gewesen sein, dass ihm auch diesmal die Puste ausgeht. Auf die Frage, warum er dennoch fürs Betzinger Gremium kandidierte, antwortet er in aller Offenheit: »Weil ich einfach viele Stimmen kriege.« Er habe sich aber absichtlich weiter hinten auf der Liste aufstellen lassen, um deutlich zu machen, dass er eigentlich gar nicht ins Gremium wolle. Ihm sei es nur darum gegangen, »mit meinen Stimmen die FDP-Liste zu stärken«.
Und zum Hinweis, dass der Rücktritt Nummer Zwei für so manche Betzinger ein »Gschmäckle« haben könnte und für seine Wähler eine Enttäuschung sein dürfte: »Es gibt auch in Betzingen ältere Menschen, die Verständnis haben, dass man sich verschätzen kann im Alter.« Ein schlechtes Gewissen, so Kluck, habe er nicht. Immerhin habe er noch den Bezirksbürgermeister gewählt und als ältestes Mitglied die Amtseinsetzung vorgenommen. Ein weiteres Mal kandidieren werde er in Betzingen nicht mehr, versichert er.
Am meisten Stimmen
Hagen Kluck hatte bei den Kommunalwahlen im Juni 2024 auf Platz fünf der FDP-Liste kandidiert und mit 715 Stimmen seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter deutlich hinter sich gelassen. Der altgediente und weit über den Ort hinaus bekannte Kommunalpolitiker zog als Einziger ins Betzinger Gremium ein, in dem er schon seit 2004 - also drei Amtsperioden - dabei war. Nachrückerin dürfte Karin Lenz werden, die auf Platz Eins kandidiert und 487 Stimmen bekommen hatte. Sie war auch 2020 für Hagen Kluck in den Ortschaftsrat eingezogen und hatte sich dort mit viel Engagement eingebracht.
Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp sieht das Ausscheiden von Hagen Kluck in erster Linie als formalen Akt. Wer sein Mandat niederlegen will, muss mindestens 62 Jahre alt und zehn Jahre im Gremium gewesen sein. »Die rechtlichen Gründe, nämlich Alter und Dienstzeit, sind gegeben, das wird wohl niemand ablehnen.« Eine große Verabschiedung wie 2020 werde es diesmal aber nicht geben. (GEA)