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Fahrrad-Klimatest: Nur Note »Ausreichend« für Radverkehr in der Region Reutlingen

Fahrradclub ADFC: Für Reutlingen, Metzingen und Pfullingen ist noch viel Luft nach oben.

Radschnellwege sind per Definition ausschließlich für Radfahrer, Pedelecs und E-Roller zugelassen, nicht für andere, motorisiert
Radschnellwege sind per Definition ausschließlich für Radfahrer, Pedelecs und E-Roller zugelassen, nicht für andere, motorisierte Verkehrsteilnehmer oder Fußgänger. FOTO: DPA
Radschnellwege sind per Definition ausschließlich für Radfahrer, Pedelecs und E-Roller zugelassen, nicht für andere, motorisierte Verkehrsteilnehmer oder Fußgänger. FOTO: DPA

REUTLINGEN/METZINGEN/PFULLINGEN. Die Ergebnisse des Fahrrad-Klimatests 2020 zeigen für Reutlingen und Pfullingen leichte Verbesserungen, Metzingen wird weiterhin insgesamt am positivsten im Landkreis Reutlingen beurteilt.

Im Herbst des vergangenen Jahres führte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) erneut einen Fahrrad-Klimatest durch. Vom 1. September bis zum 30. November konnten Radfahrende in Deutschland wieder über das Fahrradklima in ihren Städten und Gemeinden abstimmen. Dazu konnten wieder viele Fragen zu einzelnen Themen mit Schulnoten benotet werden. Je nach Einwohnerzahl war eine Mindestbeteiligung notwendig, damit der Ergebnisse in die Auswertung aufgenommen wurden.

Reutlingen verbessert sich

Diese Ergebnisse liegen nun vor. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 3,9 und bleibt damit immer noch unbefriedigend. Aus dem Landkreis Reutlingen haben es wieder Reutlingen (4,2), Metzingen (3,8) und Pfullingen (4,3) in die Ergebnislisten geschafft. Die drei Kommunen liegen damit nahe am Bundesdurchschnitt oder gar darunter. Reutlingen verbessert sich damit von Rang 33 auf Platz 27 unter den Städten in Deutschland mit mehr als 100 000 aber weniger als 200 000 Einwohnern. Bei Metzingen und Pfullingen ist ein Vergleich mit den Vorjahren erschwert, da es bundesweit deutlich mehr Städte in den Größenordnungen von Metzingen und Pfullingen ins Ranking geschafft haben als beim letzten Mal. Metzingen liegt weiter im Spitzenfeld des zweiten Drittels, Pfullingen gehört zu den 15 Prozent der am schlechtesten bewerteten Städte und Gemeinden.

Die Radler in der Region stufen die Themen Sicherheitsgefühl, Konfliktfreiheit zwischen Rad- und Autoverkehr und die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer als am wichtigsten ein. Beim Sicherheitsgefühl reichen die Noten von 4,1 in Metzingen über 4,3 in Pfullingen bis 4,6 in Reutlingen und sind damit in allen 3 Städten inakzeptabel schlecht. Zwar hat es sich in Reutlingen und Pfullingen um 0,1 Punkte marginal verbessert im Vergleich zu 2018, in Metzingen jedoch hat sich der Wert um 0,4 Punkte verschlechtert. Etwas differenzierter wurde der Stellenwert des Radverkehrs bewertet. Hier haben sich die Noten in Reutlingen merklich verbessert. Fahrradförderung, Reinigung und Winterdienst auf Radwegen sowie Ampelschaltungen wurden besser bewertet. Dabei ist die 3,4 bei »Fahrradförderung in jüngster Zeit«, die drittbeste Note der Einzelbewertungen in Reutlingen, ein klarer Verdienst der Task-Force Radverkehr im Rathaus. Es besteht jedoch kein Grund zur Euphorie, auch hier liegen fast alle Einzelnoten zwischen 4 und 5. In Pfullingen wird die Situation im Großen und Ganzen unverändert schlecht eingeschätzt. Deutlich abgerutscht ist dagegen die Benotung für diese Punkte in Metzingen.

Trennung der Verkehrswege

Die Konflikte mit dem KFZ-Verkehr werden dagegen in Metzingen am besten benotet. Die Note 3,9 ist deutlich besser als die 4,4 für Pfullingen oder gar die Note 4,6 für Reutlingen. Eine deutliche Trennung der Verkehrswege ist hier klar der Wunsch der Radfahrenden. Keine Lösung ist dabei, Radfahrende und Fußgänger zusammenzuführen, denn auch die Konflikte mit den Fußgängern werden schlecht bewertet mit Noten zwischen 3,4 in Metzingen und 4,0 in Pfullingen.

Bei der Infrastruktur werden in allen drei Städten die Breiten der Radwege, die Führung an Baustellen und die mangelnden Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme im Öffentlichen Nahverkehr kritisiert.

In allen drei Städten ragt dagegen die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Fahrrad positiv aus der Bewertungsskala heraus und ist zügiges Radfahren möglich. Bestnoten erhalten Reutlingen und Metzingen bei geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung, hier sehen die Radfahrer in Pfullingen noch deutliches Verbesserungspotenzial.

Als Fazit bleibt: Alle drei Städte haben deutlich Luft nach oben, in Reutlingen besteht die Hoffnung, dass sich die Situation in näherer Zukunft verbessert, da das Thema Fahrradförderung angegangen wird und von den Radfahrenden auch wahrgenommen wird. Die in Metzingen in letzter Zeit ergriffenen Maßnahmen gehen an den Bedürfnissen der Radfahrenden vorbei, in Pfullingen hat die Verbesserung der Situation für die Radler noch nicht den Stellenwert gefunden, der notwendig wäre. (eg)