REUTLINGEN. 80 Einsatzkräfte aus dem Landkreis Reutlingen waren im Sommer 2021 im Ahrtal im Einsatz. Sie bargen Autos aus überfluteten Garagen, halfen dabei, kaputte Gebäude zu entrümpeln, befreiten Bachläufe von Unrat, hatten ein offenes Ohr für zahlreiche tief traumatisierte Menschen. Nun wurden die Feuerwehrleute, Rettungsdienstler und Notfallseelsorger für ihren Einsatz ausgezeichnet. Bei einer Feierstunde in der Reutlinger Feuerwache erhielten sie die Fluthilfemedaille des Landes Rheinland-Pfalz.
80 Einsatzkräfte aus Kreis Reutlingen ausgezeichnet
Ausgezeichnet wurden sechs Notfallseelsorger, neun DRK’ler, 45 Feuerwehrleute aus Reutlingen, sechs aus Engstingen, zwei aus Lichtenstein, zwei aus Metzingen und zehn aus Pfullingen. »Größten Respekt« zollte ihnen Landrat Dr. Ulrich Fiedler, der den Einsatz »sehr beeindruckend« fand. Oberbürgermeister Thomas Keck erinnerte daran, dass unter den vielen Todesopfern der Flut auch sechs Feuerwehrleute waren. Rettungskräfte begeben sich bei solchen Unwetterlagen immer in Lebensgefahr. Regierungspräsident Klaus Tappeser konnte – unfreiwillig aktuell – etwas aus der direkten Nachbarschaft zum Thema beitragen: Denn am Wochenende hatte ein Zehnjahres-Hochwasser den Zollernalbkreis heimgesucht. »Schon das hat uns alle bis zum Anschlag gefordert«, resümierte er. Und es sei noch lange nicht mit der Katastrophe im Juli 2021 vergleichbar gewesen.
Der Einsatz im Ahrtal damals war körperlich wie seelisch kräftezehrend. Vor Ort wurden die Helfer mit großer Verwüstung konfrontiert. »Es sieht dort aus wie nach einem Bombenangriff im Krieg«, hatte der ehemalige Reutlinger Feuerwehrkommandant Harald Herrmann nach seiner Rückkehr nach Reutlingen berichtet. Zerstörte Straßen, eingestürzte Brücken, weggerissene Eisenbahnschienen: Eindrücke, die auch ein Berufsfeuerwehrmann nicht mehr so schnell los wird. Die Berufsfeuerwehrleute hatten das zerstörte Gebiet auch teilweise aus der Luft erkundet.
Eine Abordnung des DRK Kreisverbandes Reutlingen hatte im Landkreis Ahrweiler Rollstuhlfahrer aus einem Altenheim evakuiert. Diese waren im Gebäude festgesessen, ohne Strom, ohne Wasser, mit versperrtem Zugang. »Es ist dramatisch«, hatte Timo Merz, Bereitschaftsleiter beim DRK Eningen, damals dem GEA geschildert. »Man fährt durch Berge von Hausrat, alles ist voll mit Matsch, überall Schlamm. Straßen sind blockiert, wenn du nach Navi fährst, stehst du plötzlich vor einer eingestürzten Brücke.« Ein Einsatz, der bei den Einsatzkräften Spuren hinterlassen hat. Und für den sie nun eine Anerkennung erhalten haben. (GEA)