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Aktuell Soziale Arbeit

Eine neue Kultur des Sozialen an der Theologischen Hochschule Reutlingen

Die Theologische Hochschule will zunehmend auch Menschen, die unter Krieg, Verfolgung und Vertreibung gelitten haben, fürs Studium gewinnen.

Christliche Kirche
Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster. Foto: Nicolas Armer/DPA
Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster.
Foto: Nicolas Armer/DPA

REUTLINGEN. Die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) arbeitet nach eigenen Aussagen daran, dass »eine neue Kultur des Sozialen heranwächst«. Ganz wesentlich trügen dazu Menschen bei, die selbst unter Krisen gelitten haben, konkret: unter Krieg, Verfolgung und Vertreibung.

Im Studienjahr 2022/2023 waren bereits 25 Prozent der Studienanfänger in »Soziale Arbeit und Diakonie« junge Frauen, die in Syrien geboren wurden und vor dem Krieg geflohen sind. Eine schreibt in ihrer Bewerbung: »Ich habe mich für diesen Studienbereich entschieden, da ich einen Teil meiner Kindheit im Krieg verbracht habe und die Schwierigkeiten kenne, gerade als Kind mit widrigen Lebensumständen umgehen zu müssen. Aus diesem Grund möchte ich Menschen helfen, insbesondere Kindern, die aus vielen verschiedenen Gründen leiden oder beeinträchtigt sind.«

Die Frauen haben unterschiedliche religiöse Hintergründe. Trotzdem studieren sie laut einer Pressemitteilung »Soziale Arbeit und Diakonie« an der christlich (und freikirchlich-methodistisch) geprägten Theologischen Hochschule Reutlingen, weil hier Religion und persönlicher Glaube als soziale Werte anerkannt und als persönliche Kraft gestärkt werden. Dieses Konzept zeichne sich dadurch aus, dass allen Religionen mit Respekt und Interesse begegnet wird. Erst so könne eine neue Kultur des Sozialen entstehen.

Diese Kultur werde jetzt noch gestärkt durch die Berufung von Dr. Marziyeh Bakhshizadeh zur Professorin der THR auf dem Lehrstuhl »Theorien, Methoden und Konzepte der Sozialen Arbeit im Kontext gesellschaftlicher Diversität«. Bakhshizadeh hat nach ihrem Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Teheran (Iran) in Bochum promoviert mit einer Arbeit über »Women’s Rights in Different Interpretations of Islam in Iran after the 1979 Revolution«. Sie arbeitet seit 2016 an der Hochschule Rhein-Waal in der Fakultät für Gesellschaft und Ökonomie im Studienprogramm Gender and Diversity. Zudem ist sie in der sozialpädagogischen Betreuung von Flüchtlingsgemeinschaftsunterkünften tätig.

Nach sieben Semestern sind die jungen Frauen und Männer ausgebildete und diplomierte Sozialarbeiterinnen – und Kulturvermittler aus eigener Erfahrung. »Davon braucht es in diesem Land ganz dringend noch viel mehr«, so die Hochschule. Bewerbungen für den Studiengang mit Beginn im Wintersemester 2023/2024 sind noch möglich. (pr)