REUTLINGEN. Wer durch die Charlottenstraße fährt, sieht seit kurzem die Straße vor lauter Schildern nicht mehr, könnte man meinen. Zumindest wenn man die Zuschriften einiger Bürger liest, die den GEA erreicht haben. »Schilder zu produzieren ist für die Stadt offensichtlich kein Problem, hier scheint genügend Geld vorhanden zu sein«, heißt es in einer Mail. »Jede Woche lese ich im GEA, wie klamm die Kassen Reutlingens sind – und dann muss ich täglich so eine Verschwendung ansehen«, moniert eine andere Leserin.
Seit etwas mehr als zwei Wochen ist die Charlottenstraße zwischen Aulber- und Schillerstraße eine gegenläufige Einbahnstraße. Schon allein diese Einbahnstraßen-Regelung sorgte Monate vor Inkrafttreten für Unverständnis bis Wut bei Anwohnern und Autofahrern. Der Schilder-Wald, der seitdem die Straßenränder ziert, ruft bei vielen ebenfalls Kopfschütteln hervor.
Parkschilderwald auf 400 Metern
Der GEA hat nachgezählt: Allein 23 Stangen mit Parkplatzschildern stehen am Rand des 400 Meter langen Straßenabschnittes zwischen Schiller- und Aulberstraße. »Was total irre ist: Sie haben immer zwischen zwei Parkplätzen eine Lücke gelassen«, heißt es weiter in einer der Mails, die den GEA erreicht haben.
Das führt dazu, dass immer zwei Schilderstangen für einen Parkplatz notwendig sind. Eine, um anzuzeigen, dass man ab diesem Schild parken darf. Und eine, um anzuzeigen, dass man bis zu diesem Schild parken darf. Dazwischen die Schilder, die auf die Parkautomaten hinweisen.
Dazu kommen diverse weitere Verkehrszeichen, die auf die gegenläufige Einbahnstraßen-Regel und die Fahrradstraße hinweisen. Viele Autofahrer scheinen bei der Durchfahrt gar nicht mehr zu verstehen, auf welches Schild sie nun achten sollen. Das führt zu unterschiedlichen Reaktionen. Manche fahren einfach durch und ignorieren die Einbahnstraßen-Regel. Andere halten am Straßenrand und blicken verdutzt aufs Handy. Wieder andere wenden teilweise ziemlich halsbrecherisch.
Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?
Herbert Hohloch bezeichnete die Einbahnstraßen-Regelung und die vielen Schilder jüngst in einem Leserbrief im GEA als »reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme«. Auch viele Gemeinderäte sind nicht erfreut über die neue Situation in der Charlottenstraße. WiR-Stadtrat Marco Wolz veröffentlichte beispielsweise einen Screenshot einer Whatsapp-Nachricht auf Facebook, die er offensichtlich erhalten hatte. Ein Foto, auf dem die viele Schilder zu erkennen sind, garniert mit der süffisanten Frage: »Ist das ein Schildbürgerstreich?« Wolz moniert, dass die Charlottenstraße im Alleingang von der Stadtverwaltung verändert worden war und fordert »mehr Miteinander von Verwaltung und Bürgern«.
Apropos Verwaltung: Im Rathaus scheint man erkannt zu haben, dass die Situation in der Charlottenstraße nachjustiert werden muss. »Wir werden uns um die Beschilderung kümmern und werden auch interessierte Bürger zu einem Termin vor Ort einladen«, heißt es aus dem Presseamt. Mehr war zum Schilder-Thema am Freitag nicht zu erfahren – die zuständige Person war im Urlaub. (GEA)