REUTLINGEN. Der Biergarten ist voll, und das Bier fließt in Strömen, als der Weltmeister mit der Titelverteidigung beginnt. Alle sind sich sicher, wer dieses Spiel gewinnt. »2:0 für Deutschland« meint Bastian. Der 17-jährige Schüler kommt aus Pfullingen, findet Fussball toll, und ist ein bekennender Deutschlandfan. So wie die Reutlingerin Vanessa, die mit ihren 20 Jahren selbst schon mal beim TSV Sondelfingen gekickt hat, und im Fan-Shirt angetreten ist. Ihr Tipp: »2:1 für Deutschland«. Und was ist, wenn Deutschland verliert? Vanessa schaut irritiert, »das wird nicht passieren«. An so etwas denken auch zwei Damen in der ersten Reihe (noch) nicht.
Nadine, 23 Jahre jung, und ihre fünfzigjährige Mutter Sabine sind absolut überzeugt: »Wir erwarten einen 4:1-Sieg der Deutschen gegen Mexiko. Dazu gute Stimmung und ein friedliches Feiern«. Letzteres geht in Erfüllung, doch mit dem haushohen Sieg wird das nichts. In der 35. Minute bekommen alle deutschen Fahnen eine tiefe Falte. 0:1 für die Mexikaner? Echt jetzt?
Die Gesichter vor der Markthalle werden immer länger, die Gesten immer abwinkender. Irgendwie haut das nicht so hin, wie sich das alle hübsch gedacht haben. Während die Fernsehkommentatoren zunehmend deutlicher auf die Mängel im deutschen Spiel hinweisen, und sich dunkle Wolken über dem Schauplatz an der Oberen Wässere zusammenbrauen, geschieht das Undenkbare: Der Weltmeister verliert! Immerhin war's dennoch zumindest ein leckerer Abend im Biergarten.
Mit Blick auf die Massen von Plastikbechern auf den Tischen wird klar: hunderte Liter Bier, aber auch reichlich alkoholfreie Getränke, sind die Kehlen hinuntergeflossen. Dazu hat die frittierte Kartoffel allenthalben mit oder ohne Ketchup gesättigt. Nur das Spiel von Jogis Jungs macht Appetit auf mehr. (GEA)