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Aktuell Suchtberatung

Der Reutlinger Jugend- und Drogenberatung fehlt Geld

Fachstelle Sucht Reutlingen fürchtet die Auswirkungen der massiven sozialen Kürzungen

Wenn der Konsum aus dem Ruder läuft, wird Cannabis zum Problem.  FOTO: DPA
Ein Joint. FOTO: DPA
Ein Joint. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Eigentlich hätte die Fachstelle Sucht Reutlingen, eine Einrichtung des baden-württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation – kurz bwlv gGmbH – einen Grund zum Feiern: Vor 25 Jahren wurde das Kontaktcafé in Reutlingen eröffnet. Es ist eine Einrichtung für chronisch drogenabhängige Menschen. Ein Ort, an dem diese Menschen angenommen werden, einen kleinen Imbiss bekommen und Safer-Use-Materialien erhalten oder Unterstützung bei Behördenangelegenheiten.

Matthias Günzler, Nathalie Dennenmoser und Felix Gaser kennen die Hilfesuchenden seit vielen Jahren. Beide versuchen, die akute Not zu lindern und den Übergang in ein Hilfsangebot vorzubereiten. Doch nach Feiern ist ihnen im Moment nicht zumute. Sowohl das Kontaktcafé als auch die Jugend- und Drogenberatung sind seit Jahren unterfinanziert. Die zu erwartenden Personal- und Sachkostensteigerungen werden wohl zu spürbaren Einschnitten im Angebot der Jugend- und Drogenberatung Reutlingen führen. Die Fachstelle mit dem Kontaktcafé rechnet für das kommende Jahr mit einem Defizit von 100.000 Euro. Bereits die Tariferhöhung im letzten Jahr hat die Beratungsstelle belastet, nun steht eine weitere Tariferhöhung an.

20000 Euro fehlen

Dies hat im letzten Jahr zu einem Defizit von insgesamt 20.000 Euro geführt. »Wenn sich finanziell nichts mehr bewegt, wird das personelle Konsequenzen haben. Wir werden freiwerdende Stellen nicht mehr besetzen können, es wird weniger Beratungsangebote geben. Dies wird Folgen für die Betroffenen haben, eine Reduzierung unseres Angebotes und längere Wartezeiten«, so Jeanette Merges, Leiterin der Fachstelle Sucht in Reutlingen.

»Auch das Präventionsangebot ist betroffen, dies ist auch angesichts der bevorstehenden Cannabis-Legalisierung und der dafür notwendigen Unterstützung der Schulen ein bitterer Schritt«, so Merges.

Oliver Kaiser, der Geschäftsführer des Trägers, sieht das Land in der Verantwortung: »Das Land muss jetzt seiner Steuerungsverantwortung gerecht werden, um landesweit die bedarfsgerechte Versorgung suchtkranker Menschen vor Ort sicherzustellen. Wir fordern eine sofortige Anpassung der Landesmittel für die Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg auf 25.000 Euro je Vollzeit-Fachkraftstelle.«

»Statt zu kürzen, brauchen wir kluge Investitionen«

Gemeinsam mit anderen Wohlfahrtsverbänden will die Fachstelle Sucht in Reutlingen am Donnerstag, 8. November, um 17.30 Uhr ein Zeichen setzen und für 25 Sekunden das Licht ausschalten. »Statt zu kürzen, brauchen wir kluge Investitionen in die soziale Infrastruktur. Nicht nur, um Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, professionell zu helfen. Sondern auch, um ein Vielfaches höhere Folgekosten für die gesamte Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu vermeiden.«

Größter gemeinnütziger Träger

Der baden-württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH (bwlv) ist mit 54 Einrichtungen und über 940 Mitarbeitern der größte gemeinnützige Träger der Suchthilfe und -prävention in Baden-Württemberg, ist außerdem Träger der Kinder- und Jugendhilfe sowie Integrationsfachdiensten für schwerbehinderte Menschen.

Der gemeinnützige Verband betreibt seit über 100 Jahren Fachkliniken, Heime, Tageskliniken, ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen und Nachsorgeeinrichtungen. Unverzichtbar ist die Unterstützung von über 200 ehrenamtlichen Helfern, die die 180 Selbsthilfegruppen organisieren. (eg)

FACHSTELLE SUCHT

Die Fachstelle Sucht in Reutlingen betreut jährlich über 800 Menschen mit Sucht- und Drogenproblemen und dies längerfristig. Sie bietet Menschen Hilfe, die illegale Drogen konsumieren, Alkohol oder Medikamente missbrauchen oder auch bei nichtstoffgebundenen Süchten wie zum Beispiel Spielsucht, Computerspielsucht und übermäßiger Medienkonsum. (eg)