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»Das verschreckt auch noch den letzten Wohnungsinvestor«

Die Reutlinger Eigentümer-Schutzgemeinschaft Haus und Grund beschäftigt sich bei der Hauptversammlung mit der Wohnbauflächenoffensive der Stadt.

Hauptakteure der Hauptversammlung (von links):  OB Thomas Keck, Ottmar Wernicke, Florian Stolz, Anja Keitel und Uwe Alle  FOTO:
Hauptakteure der Hauptversammlung (von links): OB Thomas Keck, Ottmar Wernicke, Florian Stolz, Anja Keitel und Uwe Alle FOTO: LEISTER
Hauptakteure der Hauptversammlung (von links): OB Thomas Keck, Ottmar Wernicke, Florian Stolz, Anja Keitel und Uwe Alle FOTO: LEISTER

REUTLINGEN. Thomas Keck bezeichnete die Reutlinger Eigentümer-Schutzgemeinschaft Haus und Grund während der Hauptversammlung im Zirkuszelt auf den Bösmannsäckern als »verlässlichen und vertrauenswürdigen Partner der Stadt«. In seinem Grußwort ging Reutlingens Oberbürgermeister unter anderem auf die zur Reform anstehende Grundsteuer ein – die sei enorm wichtig für die Kommunen, weshalb sie auch als »Brot- und Buttersteuer« bezeichnet werde. »Grundstückseigentümer tragen damit zur Entwicklung der Kommune bei.« Keck ging aber auch die Wohnbauflächenoffensive der Stadt ein – die sei notwendig, weil Reutlingen pro Jahr um jeweils rund 1 000 Einwohner wachse.

Investorenschreck

Gastredner war der Landesgeschäftsführer von Haus und Grund: Er kritisierte Vorstöße wie etwa von Tübingens OB Boris Palmer oder auch von Juso-Chef Kevin Kühnert in Richtung Enteignungen: »Das verschreckt auch noch den letzten Wohnungsinvestor«, so Wernicke. Statt Enteignung schlug er »das Anmieten von Grundstücken« vor. Wenn darauf Systembauten wie zur Flüchtlingsunterbringung gebaut würden, die nach zehn Jahren leicht wieder entfernt werden könnten, wäre alles bestens, so Ottmar Wernicke.

Zum sogenannten Baukindergeld betonte der Landesgeschäftsführer von Haus und Grund: »Das ist zu fast 80 Prozent in Bestandswohnungen geflossen, anstatt in Neubauten – das war ein klassischer Fehler der Politik.« Wernicke forderte stattdessen: Die »viel zu hohe Regelungsdichte« beim Bau von Wohnraum müsse gesenkt werden. Es gebe heute weit über 20 000 Regelungen und Vorschriften, wenn alle erfüllt würden, käme unterm Strich ein Mietpreis von mindestens 14,70 Euro pro Quadratmeter heraus.

Eine Durchschnittswohnung mit 75 Quadratmeter könne sich »ein Busfahrer oder die Krankenschwester nicht mehr leisten«. Es müsse also »an der Preisschraube gedreht und Regelungen für eine gewisse Zeit ausgesetzt werden«. Wie etwa beim Artenschutz oder auch beim Brandschutz – wobei Aufschreie aus allen Richtungen dann vorprogrammiert seien. Dennoch: »Wir müssen an die Baustandards ran«, sonst werde das nichts mit der Wohnbauflächenoffensive. Uwe Alle ging schließlich in seinem Geschäftsbericht als Vorsitzender von Haus und Grund Reutlingen auf den gerade neu erstellten Mietspiegel ein. Er lobte das Instrument (an dem Haus und Grund selbst mitgearbeitet hatte), kritisierte aber auch, dass allein die Mieter befragt wurden. Warum nicht die Vermieter? »Als Begründung wurde der Datenschutz angeführt«, so Alle. »Obwohl andere Städte die Vermieter trotzdem befragt haben.« Für Reutlingen forderte der Haus und Grund-Vorsitzende: die Verlagerung von Verwaltungsgebäuden, behutsame Nachverdichtung oder auch neue Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser. (nol)