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Aktuell Schädlinge

CDU bemängelt die Stadthygiene in Reutlingen

Die CDU-Gemeinderatsfraktion hat die Nase voll - von Ratten und anderen Tierchen, die das gemütliche Ambiente der Innenstadt stören. Nun appellieren sie an die Stadtverwaltung und fordern ein sofortiges Handeln. Die Stadt sieht allerdings keinen so großen Handlungsbedarf.

Essenreste im Müll sind für Ratten ein tolles Mahl. Auf der Suche nach Nahrung streichen sie auch über den Reutlinger Marktplatz
Essenreste im Müll sind für Ratten ein tolles Mahl. Auf der Suche nach Nahrung streichen sie auch über den Reutlinger Marktplatz. Foto: Julian Rettig
Essenreste im Müll sind für Ratten ein tolles Mahl. Auf der Suche nach Nahrung streichen sie auch über den Reutlinger Marktplatz.
Foto: Julian Rettig

REUTLINGEN. Die CDU-Gemeinderatsfraktion ist mit dem hygienischen Zustand der Reutlinger Alt- und Innenstadt unzufrieden. In einem nun an den Oberbürgermeister versandten Brief fordern die Gemeinderäte die Stadtverwaltung zum Handeln auf. Bereits im März hatte die CDU das Thema der mangelnden Hygiene an das Rathaus herangetragen. In jenem Schreiben wurde eine dringliche Verbesserung der »Sauberkeit und Aufenthaltsqualität« in der Innenstadt verlangt. Dazu gehöre auch, eine geeignete Lösung für die Abfallproblematik zu finden: »Der Reinigungszyklus und die Häufigkeit der Entleerung der Müllbehälter muss [...] erhöht werden«, hieß es damals. Getan hat sich bis dato zu wenig, findet die CDU-Gemeinderatsfraktion und macht jetzt erneut auf den Müll aufmerksam. Diesmal geht es außerdem um ein weiteres Thema: Ratten, Kakerlaken und andere ungern gesehene Gäste auf und rund um den Reutlinger Marktplatz.

»Wir haben die Vermüllung und die Tiere selbst bemerkt, doch auch Eigentümer, die Immobilien in der Innenstadt besitzen, sind auf uns zugekommen«, sagt die Reutlinger CDU-Fraktionsvorsitzende Gabriele Gaiser. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Vereins »Haus & Grund« und der Stadtverwaltung sei das Thema sauer aufgestoßen - dort sei von Kakerlaken befallenen Häusern und Wohnungen die Rede gewesen. »Es ist höchste Zeit etwas zu unternehmen, denn die Thematik wird sich nur weiter verschlimmern. Schließlich vermehren sich die Schädlinge auch«, erklärt Gaiser.

Möglicher Schaden für den Einzelhandel

»Es wird beantragt, dass das vermehrte Auftreten von Ungeziefer insbesondere in der Innenstadt und Altstadt fachgerecht bekämpft wird. Viele Gebäude sind bereits von Ungeziefer befallen, ebenfalls ist in der Fußgängerzone und teilweise in Gebäuden ein erhöhter Rattenbefall festzustellen«, lautet die erste Zeile des Antrags. Die Begründung: »Eine attraktive Innenstadt und gepflegte Fußgängerzone ist eine wichtige Voraussetzung für die Frequenz der Besucher. Sicher gibt es verschiedene Faktoren, für den Erfolg des Einzelhandels und der Gastronomie. Aber eine schmutzige, vermüllte und von Ungeziefer befallene Innenstadt ist keineswegs ansprechend und attraktiv.«

Die Situation klingt dramatisch, doch die Stadt sieht diese eher gelassen. Auf GEA-Nachfrage wird betont, der Marktplatz sei »alles andere als unsauber.« Die Stadtreinigung der Technischen Betriebsdienste (TBR) unterhalte in der Innenstadt einen separaten Stützpunkt, um vor Ort die jeweils aktuelle Situation im Blick zu haben und zeitnah auf Reinigungsbedarfe reagieren zu können. Die Abfallbehälter würden »bedarfsgerecht, jedoch mindestens zweimal täglich entleert«. Für Gabriele Gaiser und die CDU-Gemeinderatsfraktion ist das zu wenig: »Der Rattenbefall hängt mit der Vermüllung zusammen. Wenn es keine größeren Mülltonnen gibt, muss der Reinigungszyklus erneut erhöht werden«.

Pilotprojekt soll Sauberkeit garantieren

Das Pilotprojekt der TBR reiche für die Problematik nicht aus. Bei diesem Konzept, das seit vergangenem Mai läuft, reinigen zwei Mitarbeiter dienstags bis samstags (bis 17.15 Uhr) die Innenstadt, kontrollieren die »Hotspots« und entfernen wild abgelagerten Müll. Diese Mitarbeiter sind online mit dem Schadensmelder der Stadt vernetzt und können umgehend auf Meldungen der Bürgerschaft reagieren. Nach Abschluss des Pilotversuchs einer verlängerten Stadtreinigung, soll anhand der Ergebnisse über eine mögliche Verlängerung beziehungsweise Ausweitung diskutiert werden.

Zur Behandlung des Rattenproblems werde von der Stadtentwässerung Reutlingen bereits ein großflächiges Monitoring mit giftfreien Ködern betrieben, so die Stadt. Zusätzlich seien Köderschutzboxen mit Giftködern in der Kanalisation installiert, vor allem im Stadtkern und in Parkanlagen. »Die Stadtentwässerung Reutlingen übernimmt die Bekämpfung der Nager in der Kanalisation, während das Amt für öffentliche Ordnung in öffentlichen Parkanlagen beziehungsweise an der Oberfläche zuständig ist«, erklärt die städtische Pressesprecherin Sabine Külschbach.

Stadt sieht derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf

»Sobald eine Rattenmeldung bei der Stadt Reutlingen eingeht, wird umgehend darauf reagiert«, heißt es. »Beschwerden über Ratten im öffentlichen Raum (nicht in Kanalisationen oder an Gewässern) begegnen wir mit der Beauftragung eines Fachunternehmens mit Bekämpfungsmaßnahmen. Im Schnitt der letzten Jahre kommen wir auf 12-15 Bekämpfungsaktionen pro Jahr mit einem Aufwand von 8.000 - 10.000 Euro«, so die Sprecherin. »Dass diese Maßnahmen in aller Regel wirken, können wir daran ablesen, dass keine erneuten Beschwerden eingehen«. Was die von der CDU erwähnten, durch Kakerlaken befallenen Häuser angeht, sieht sich die Stadtverwaltung nicht in der Verantwortung: »Beschwerden über Kakerlaken im öffentlichen Raum sind uns überhaupt nicht bekannt. Diese Schädlinge sind vermutlich nicht auf der Straße, sondern in Gebäuden zuhause für die der Eigentümer verantwortlich ist.« Weitere Nachfragen zur geforderten Klärung der Kakerlaken-Situation wurden von Seiten der CDU nicht beantwortet, denn die Fraktionsvorsitzende war, trotz mehrmaliger Kontaktversuche, nicht mehr zu erreichen.

Um eine saubere Innenstadt garantieren zu können, bedarf es der Unterstützung durch die Bürger, so der Appell seitens der Stadt. Indem diese darauf achten, keine Lebensmittel- oder Essensreste an öffentlichen und privaten Plätzen wegzuwerfen, werde den Ratten der Zugang zum Nahrungsangebot verwehrt. Deshalb sollten auch keine Lebensmittelreste über die Toilette oder andere Abflüsse entsorgt werden. (GEA)