REUTLINGEN. »Für Freiheitsrechte mit klarer Kante gegen Rechts« demonstrieren am Samstag viele hundert Menschen auf dem Reutlinger Markplatz. Weil sie weder schweigend noch tatenlos die Umzüge von Gegnern der Coronapolitik oder die so genannten Spaziergänge der Querdenker hinnehmen möchten. »Seit Ende letzten Jahres laufen wöchentlich bis zu 2.000 Querdenker durch die Reutlinger Innenstadt, mittendrin und vorne dabei Mitglieder der faschistischen Kleinstpartei der dritte Weg«, heißt es im Aufruf zur Kundgebung, die von einem breiten Bündnis getragen wird.
Die Liste der Unterstützer der Samstagskundgebung gegen Rechts reicht vom Arbeitskreis Flüchtlinge über den Deutschen Gewerkschaftsbund, die Linke, den Kulturschock Zelle und Ver.di bis zu Ortsvereinen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Zu sehen sind viele in Reutlingen engagierte Menschen, darunter auch die grüne Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke.
»Reutlingen nicht den Rechten überlassen ist das Motto des heutigen Tages«, sagt eine Rednerin von Ver.di. Die Coronakrise habe »schonungslos offengelegt, wo unsere öffentliche Daseinsvorsorge nicht ausreichend ausgestattet ist«. Nicht Profit, sondern bestmögliche Versorgung von Patienten mit ausreichendem Personal müsse das Maß der Dinge sein, »von der rechten Seite hat uns bei dieser Forderung vor Corona übrigens nie jemand unterstützt«.
Weitere Redebeiträge betonen, berechtigte Kritik am Corona-Management sei nötig und erwünscht. Nicht jedoch andere Entwicklungen: Eine »rechts-offene Massenbewegung wie Querdenken, in deren Schutz sie nun auf die Straße gehen kann, erweitert die Handlungsspielräume des dritten Weges enorm«. Hier müsse man entschieden Widerstand leisten, den Anfängen wehren.
Laut Polizei waren etwa 150 bis 200 Teilnehmer vor Ort. Zu Störungen sei es nicht gekommen. (GEA)