REUTLINGEN. Das Frühjahrs-Event »Fit in den Frühling« muss – dem Coronavirus COVID-19 geschuldet – heuer ohne italienisches Flair auskommen. Wie die Leiterin des Reutlinger Stadtmarketings, Tanja Ulmer, auf GEA-Nachfrage sagt, hat man sich mit den Gästen aus der befreundeten Kommune Pistoia jetzt darauf verständigt, am Wochenende 4./5. April keinen Toskanischen Markt anzubieten. »Möglicherweise«, so Ulmer, werde die sechzehnte Auflage des beliebten Spezialitäten-Mercato nebst Verkostung und Verköstigung aber »zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt«.
Ob in Reutlingen oder in Pistoia – »wir alle bedauern es sehr, diesen Schritt gehen zu müssen«. Jedoch: Sicherheit habe in der aktuellen Situation definitiv Vorrang – sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus gesundheitlichen Erwägungen heraus. Zumal die Grenze der Provinz Pistoia nur 25 Kilometer von einem der aktuellen Corona-Hotspots, der Emilia-Romagna, entfernt liegt.
Ulmer: »Die italienischen Direktvermarkter brauchen Planungssicherheit.« Doch eine solche kann ihnen derzeit niemand gewähren. »Wir wissen ja leider überhaupt nicht, wie sich die Lage entwickelt, ob sie sich entspannt oder weiter zuspitzt.« Kurz: Der Markt käme für seine Beschicker einem ökonomischen Risiko gleich. Würde er nämlich kurz vor knapp abgesagt, blieben die italienischen Gäste auf ihren Erzeugnissen sitzen. Mal ganz davon abgesehen, dass bei der Reutlinger Kundschaft ohnedies mit einer gewissen Kaufzurückhaltung zu rechnen sei. »Viele sind doch sehr verunsichert« – und greifen deshalb lieber nicht zu Salami oder Mortadella aus Pistoia.
Ob sich diese vielen womöglich auch vor einem Besuch des Open-Air-Events »Fit in den Frühling« fürchten werden? Das bleibt abzuwarten. Obschon Tanja Ulmer guten Mutes ist, dass das Rahmenprogramm zum verkaufsoffenen Sonntag von COVID-19 unbeeinträchtigt bleibt. Stand heute soll die Plattform für Wellness-, Gesundheits- und Fitness-Anbieter jedenfalls wie geplant am 5. April über die Bühne gehen.
»Selbstverständlich beobachten wir das Geschehen genau und sind wachsam.« Allerdings ohne die Vorbereitungen für den verkaufsoffenen Fitness-Sonntag zu bremsen oder sie gar zu stoppen. Gleichwohl seien, sagt Tanja Ulmer, Stadtmarketing und Einzelhändlerinitiative RT-Aktiv »mit Augenmaß« unterwegs und außerdem – so dies wirklich notwendig werden sollte – bereit, die Reißleine zu ziehen.
Dass der Toskanische Markt abgeblasen werden muss, tangiert in hohem Maße auch die Reutlinger Volkshochschule, deren Leiter, Dr. Ulrich Bausch, dank langjähriger freundschaftlicher Verbindungen zu Pistoia mit Fug und Recht als Vater des Spezialitäten-Mercato bezeichnet werden darf. Neben dem Kulinarischen pflegen er und sein Bildungshaus allerdings auch den künstlerischen Austausch mit Pistoia. Weshalb dem Reutlinger Publikum während der zurückliegenden anderthalb Dekaden ergänzend zum Toskanischen Markt – und auch über dessen Gastspielzeit hinaus – immer wieder kulturelle Schmankerln aus Norditalien serviert wurden: Ausstellungen zum Beispiel oder Konzertabende. Was diese Seite des Miteinanders betrifft, lässt sich momentan kaum abschätzen, ob virusbedingte Planänderungen nötig werden. Eines sei aber klar: »Wir haben nicht vor, mal eben auf Verdacht alles abzusagen!«, so Bausch. Dessen ungeachtet stehe die VHS voll hinter der Entscheidung, den Markt für Anfang April aus dem Veranstaltungskalender zu streichen. Zum Besten der Beschicker, denen ein »Außer-Spesen-Nichts-Gewesen« erspart bleiben sollte. (GEA)