REUTLINGEN. Die sonst zu dieser Jahreszeit übliche Frühjahrsbelebung lässt weiter auf sich warten und fällt mit Blick auf den Kalender in diesem Jahr wohl aus. Zwar ist die Arbeitslosigkeit in »The Länd« leicht zurückgegangen, in der Region Reutlingen-Tübingen hingegen ist ein geringer Anstieg der Arbeitslosigkeit zu beobachten. Der leichte Zuwachs in der Grundsicherung (SGB II) kann durch den Rückgang in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) nicht ganz aufgefangen werden.
»Unterm Strich stagniert die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat. Allgemein ist auf dem Arbeitsmarkt – nicht nur bei uns hier im Reutlinger Agenturbezirk – wenig Dynamik zu beobachten«, sagt Oliver Kerl, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Reutlingen.
Positiv ist der Zuwachs an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zum Vorquartal. Um 2.224 Personen (oder 1,1 Prozent) ist der Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gestiegen, er lag im April bei 211.495. Der Anstieg liegt sowohl im Bundes- als auch im Landestrend.
Die Lage der Ukrainer
Im April waren im Agenturbezirk 3.185 erwerbsfähige Personen mit der Staatsangehörigkeit Ukraine gemeldet, davon 1.798 im Jobcenter Landkreis Reutlingen und 1.387 im Jobcenter Landkreis Tübingen. Gut ein Drittel davon, nämlich genau 1.066 Personen, sind Arbeitslose. Knapp 42 Prozent der arbeitslosen Ukrainerinnen und Ukrainern besitzen keine abgeschlossene Berufsausbildung, gelten also als ungelernt. Bedeutet im Umkehrschluss, dass 58 Prozent entweder eine betriebliche oder schulische Ausbildung abgeschlossen haben oder gar einen akademischen Abschluss vorweisen können. »Die Zahl ist vermutlich noch unterzeichnet, da die Anerkennung von Berufsabschlüssen und Studiengängen in vielen Fällen noch läuft. Somit ist davon auszugehen, dass der tatsächliche Anteil mit Berufsabschluss deutlich höher liegt«, so Oliver Kerl. Auch beim Personenkreis der 25- bis unter 55-Jährigen liegt der Anteil mit anerkanntem Berufsabschluss bei knapp zwei Dritteln.
Seit Jahresbeginn haben knapp 100 Ukrainer eine Erwerbstätigkeit aufgenommen. Deren Integration entwickelt sich besser als der Arbeitsmarkt insgesamt, denn im selben Zeitraum hat sich die Zahl der Arbeitslosen insgesamt um ein Prozent reduziert, die von Ukrainern hingegen um elf Prozent. Damit liegt der Anteil an ukrainischen Staatsangehörigen am Gesamtbestand der Arbeitslosen mit jetzt 9,5 Prozent erstmals seit vielen Monaten unter der Zehn-Prozent-Marke.
Im April wurden dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit 598 Stellenangebote neu gemeldet, 39 Stellen (7 Prozent) weniger als im März. Insgesamt hatten die Vermittlungsfachkräfte zum Statistikzähltag im April 3.199 Stellen im Bestand und somit 1,6 Prozent (beziehungsweise 51 Stellenangebote) weniger als im April 2023.
Entwicklung in den Landkreisen
Im Landkreis Reutlingen waren im April 6.987 Menschen (+13,2 Prozent gegenüber April 2023) von Arbeitslosigkeit betroffen. 2.672 (+11 Prozent gegenüber Vorjahresmonat) waren bei der Agentur für Arbeit gemeldet und 4.315 (+14,7 Prozent gegenüber Vorjahresmonat) beim Jobcenter Kreis Reutlingen. Im Landkreis Tübingen waren im April 4.278 Menschen arbeitslos gemeldet (+7,8 Prozent gegenüber Vorjahresmonat). (eg)