REUTLINGEN. Hohe Wellen schlägt eine Ankündigung der Reutlinger Stadtwerke, wonach Eltern von Schwimmkurskindern, die ihren Nachwuchs bislang kostenlos in die städtischen Bäder begleiten durften, künftig dafür zahlen sollen. Und zwar den vollen Preis, wie eine GEA-Leserin mitteilt, die es empörend findet, dass Mamas und Papas oder Omas und Opas – nur weil sie Knirpsen beim Umkleiden behilflich sind oder vom Beckenrand aus zuschauen– zur Kasse gebeten werden sollen. Ein dreister Fall von Abzocke?
In vielen kommunalen Bädern längst gängige Praxis
Nein, sagt Necdet Mantar. Davon könne keine Rede sein. Und zwar umso weniger, als die geplante Neuregelung in vielen anderen kommunalen Hallen- und Freibädern ja längst gängige Praxis ist. Derweil man in Reutlingen bislang Kulanz habe walten lassen. Jedoch: Immer mehr erwachsene Begleitpersonen neigen offenbar dazu, diese Großzügigkeit schamlos auszunutzen. »Sie gehen entgegen der Abmachung trotzdem ins Wasser«, weiß der Reutlinger Bäder-Chef und spricht in diesem Zusammenhang von hitzigen Diskussionen, die darob immer mal wieder zwischen Personal und »Schwarzbadern« geführt werden.
Personal wird zuweilen angepöbelt
»Auf ihr Vergehen hingewiesen«, so Mantar, geben sich die Ertappten nämlich meist dickfellig. Und anstatt sich zu entschuldigen, reiten sie zuweilen sogar wüste Verbalattacken. »Immer mehr Leute sind komplett uneinsichtig, manchmal auch unverschämt.« Und das, findet er, müsse unterbunden werden. Es könne ja schließlich nicht sein, dass die Bäder-Angestellten rüde angeranzt werden, nur weil sie auf geltendes (Haus-)Recht pochen und einfordern, was für jeden Badegast gilt: ein Ticket zu lösen.
Doch selbst, wenn Begleitpersonen von Schwimmkurs-Kindern auf dem Trockenen bleiben – in aller Regel benutzen sie halt doch die sanitären Anlagen; die Toiletten, seltener die Duschen. Kurz: Sie verursachen Unkosten und das wiederum rechtfertigt aus Sicht der Reutlinger Bäderleitung die Erhebung eines Eintrittsgeldes. Wiewohl, auch darauf weist Necdet Mantar hin, bislang nichts in Stein gemeißelt ist.
Weitere Gespräche geplant
»Wir werden weitere Gespräche führen«, kündigt Mantar an. Sollte dabei herauskommen, dass die Begleitpersonen kleiner Schwimmkursteilnehmer tatsächlich zur Kasse gebeten werden, »dann kündigen wir das rechtzeitig an«. Und dann wird der herkömmliche Tarif fürs Erwachsenen-Einzelticket fällig: nämlich 4,50 Euro.
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Und die Kinder? Die dürfen, so sie das sechste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, kostenlos in die Reutlinger Bäder: generell – egal ob als Kursteilnehmer oder als reguläre Badegäste. Sind sie indes älter, müssen 2,70 Euro berappt werden. Wobei hier seitens der Stadtwerke differenziert wird. Mantar: »Schwimmkurskinder über sechs Jahre fallen unter eine Sonderregelung und zahlen ausschließlich dann Eintritt, wenn sie ohne Begleitung eines Erwachsenen sind.« Haben sie jedoch ein (Groß-)Elternteil an ihrer Seite, ist der Eintritt für sie weiterhin gratis. In diesem Fall muss also ausschließlich der oder die Erwachsene eine Karte erwerben.
Finanzielle Belastung sprengt Familienbudgets
Dies freilich ist alles noch Zukunftsmusik, von der aktuell niemand sagen kann, ob sie 2025 tatsächlich gespielt wird. Was die eingangs erwähnte GEA-Leserin freilich nur bedingt beruhigen dürfte. Sie nämlich meint, dass die finanzielle Belastung von Kursgebühr plus Eintrittsobolus manch’ Familienbudget sprengen wird. Mit der Folge, dass sich die Zahl schwimmunfähiger Mädchen und Jungen drastisch erhöht. »Für mich«, lässt die Frau den GEA wissen, »ist dieser Gedanke sehr beunruhigend.«
Beunruhigend allerdings auch: die von Necdet Mantar angesprochenen Verrohungstendenzen – bis hin zu Pöbeleien gegenüber dem Personal. Würden derlei Vorfälle nicht gehäuft vorkommen und würden sich Begleitpersonen konsequent an die Bäderordnung halten, dann, so der Reutlinger Bäder-Chef sinngemäß, wäre vermutlich niemand auf den Gedanken gekommen, am Status quo zu rütteln. (GEA)