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25 Jahre »Stöfflerinnen« in Gönningen: Neue Gruppe geht an den Start

Mit einer Jubiläumsausstellung hat die Reutlinger Patchwork-Gruppe der »Stöfflerinnen« 2024 im evangelischen Gemeindehaus Gönningen ihr 25-Jähriges gefeiert. Acht der 16 Mitglieder sind von Anfang an dabei. Jetzt sollen jüngere Quilt-Fans dazukommen.

Gruppenbild mit modernen Quilts: Die Gönninger »Stöfflerinnen« blicken stolz auf ihre Ausstellung zum 25-Jährigen zurück und wol
Gruppenbild mit modernen Quilts: Die Gönninger »Stöfflerinnen« blicken stolz auf ihre Ausstellung zum 25-Jährigen zurück und wollen damit jungen Textilkünstlerinnen Lust auf ihre Nachwuchsgruppe machen. Hinten links Gruppenleiterin Ulrike Gerstlauer. Foto: Frank Pieth
Gruppenbild mit modernen Quilts: Die Gönninger »Stöfflerinnen« blicken stolz auf ihre Ausstellung zum 25-Jährigen zurück und wollen damit jungen Textilkünstlerinnen Lust auf ihre Nachwuchsgruppe machen. Hinten links Gruppenleiterin Ulrike Gerstlauer.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Alle zwei Jahre gönnen sich die »Stöfflerinnen« einen Workshop und alle fünf Jahre zeigen sie selbst, was sie draufhaben. Zuletzt hatte die Gönninger Quilt-Gruppe vor einem Jahr die Textilkünstlerin Anke Calzada eingeladen, die ihnen eine Technik gezeigt hat, um mit der Nähmaschine perfekte Kreise hinzubekommen. Entsprechend viele runde geometrische Formen waren in der jüngsten Ausstellung der Patchworkerinnen im evangelischen Gemeindehaus der Reutlinger Bezirksgemeinde zu sehen. Seit 25 Jahren treffen sich die Frauen zwischen 59 und 91 Jahren dort dienstagnachmittags zwischen 15 und 17 Uhr. Acht der aktuell 16 Mitglieder sind schon von Beginn an dabei.

Zu ihnen gehören Gruppenleiterin Ulrike Gerstlauer, als eine ihrer Vorgängerinnen Christel Pahl sowie Monika Maier-Geisel, die die Gruppe einst ins Leben gerufen hat. Sie war auf Reisen in den 1970er-Jahren dem Quilten in Ausstellungen und Museen in den USA erstmals begegnet. »Ich war hingerissen«, erzählt die 88-Jährige. Zurück in Deutschland, belegte die Ergo-Therapeutin entsprechende Kurse, um sich diese Handarbeitskunst selbst anzueignen. »Im Ruhestand hab' ich dann Lust gehabt, das hier aufzuziehen.« Nachdem sie für den Weihnachtsbasar 1998 »ein paar Sachen gemacht« hatte, sprach sie andere Gönningerinnen an. Ein paar waren tatsächlich bereit, mitzumachen.

Nach langjährigem Aufnahmestopp entsteht jetzt eine neue Gruppe

So entstanden 1999 die »Stöfflerinnen«. Der Name bezieht sich aufs bevorzugte Material - Stoffe in allen Farben und Ausprägungen - ebenso wie auf den nahen Stöffelberg. »Die Familie, die einst in der Stöffelburg lebte, hieß tatsächlich 'die Edlen von Stöffeln'«, berichtet Gruppenmitglied Roswitha Haussecker. Davon ist heute nur noch eine Ruine übrig. Die Stöfflerinnen jedoch blühten seitdem auf und erwiesen sich als »sehr treu«, wie Christel Pahl, bis vor Kurzem Gönninger Bezirksbürgermeisterin, erfreut erklärt.

Gönninger »Stöfflerinnen« beim gemeinsamen Handarbeiten. Monika Maier-Geisel (rechts) hat die Gruppe vor 25 Jahren ins Leben ger
Gönninger »Stöfflerinnen« beim gemeinsamen Handarbeiten. Monika Maier-Geisel (rechts) hat die Gruppe vor 25 Jahren ins Leben gerufen. Foto: Frank Pieth
Gönninger »Stöfflerinnen« beim gemeinsamen Handarbeiten. Monika Maier-Geisel (rechts) hat die Gruppe vor 25 Jahren ins Leben gerufen.
Foto: Frank Pieth

Schon bald kamen Frauen auch aus dem weiteren Umkreis hinzu. Lange Jahre gab es aufgrund der großen Nachfrage einen Aufnahmestopp. Doch jetzt sollen die Fertigkeiten in einer neuen Gruppe auch an jüngere Nähbegeisterte weitergegeben werden. »Es gibt viele Tricks«, erklärt Ulrike Gerstlauer. »Das muss einem jemand zeigen.« Wichtig sei Geduld, dazu Freude an Farben und an kreativem Gestalten. Wer dann auch noch weiß, wie eine Nähmaschine funktioniert, dem macht das Quilten laut Pahl »einfach Spaß«. »Für mich war es immer ein Ausgleich zur geistigen Arbeit«, sagt die Mathematikerin Gerstlauer, die zudem stellvertretende Schulleiterin am Pfullinger Gymnasium war. Doch Obacht: Ihren Männern gelten manche unter ihnen als »Suchtkranke«. Ohne etwas zum Nähen dabeizuhaben, fahren sie zum Beispiel nie in Urlaub.

Zurzeit nähen die »Stöfflerinnen« originelle kleine Deko-Vögel für ein Hilfsprojekt. Beim Tulpenmarkt am Palmsonntag sollen die
Zurzeit nähen die »Stöfflerinnen« originelle kleine Deko-Vögel für ein Hilfsprojekt. Beim Tulpenmarkt am Palmsonntag sollen die zugunsten des Bürgervereins verkauft werden. Foto: Frank Pieth
Zurzeit nähen die »Stöfflerinnen« originelle kleine Deko-Vögel für ein Hilfsprojekt. Beim Tulpenmarkt am Palmsonntag sollen die zugunsten des Bürgervereins verkauft werden.
Foto: Frank Pieth

Die Nachwuchs-Stöfflerinnen sollen ebenfalls vierzehntägig im Gemeindehaus, Hauptstraße 23, in Gönningen zusammenkommen. Damit möglichst auch Berufstätige Zeit haben, freitags ab 15 Uhr. Am 17. Januar geht es los. Zunächst stehen die entscheidenden Techniken auf dem Programm. Wer mag, kann auch später noch dazustoßen. Interessierte sollten sich vorab bei Ulrike Gerstlauer melden, per E-Mail an gerstlauer@aol.com.

Handwerkliches Können und aufwendige Gestaltung

»Was wir machen, hat nur noch wenig mit Amish-Quilts zu tun«, erklärt Christel Pahl. Patchworken bedeute heute nicht mehr, Blümchenstoffe zusammenzunähen, bekräftigt Gerstlauer. Mit aktuellen, auch mal selbst gefärbten Stoffen und abstrakten Mustern könne diese Kunst sehr modern sein.

Das zeigte auch die Jubiläumsausstellung von 11. bis 13. Oktober, von der die 16 Frauen stolz berichten. Darin boten sie als Querschnitt aus ihren Lieblingsprojekten einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der Patchwork-Technik. Mehr als 100 Exponate einzigartiger Textilkunst, die sie in den vergangenen 25 Jahren schufen: klassische wie moderne Quilts, in denen schon mal 200 Arbeitsstunden stecken, dazu Babydecken, Taschen, Kissen und Nadelkissen, Geldbeutel, Adventskalender und Dekoartikel. Mit Leidenschaft und Freude gefertigt. »Jedes Stück verkörpert individuelle Ideen und persönliche Geschichten«, fasst Christel Pahl zusammen. »Jedes Werk ist ein Unikat und steht für die Kombination aus Kunst, Handwerk, Kreativität und Präzision.« Etwa 1.000 Besucherinnen und Besucher hatte diese 5. Ausstellung in der Geschichte der Stöfflerinnen angelockt, deren Aufbau mit aufwändiger Deko eine ganze Woche in Anspruch nahm.

Tombola brachte 2.000 Euro ein

Als weiteres Highlight nahmen die Stöfflerinnen mit ihrer Tombola aus 25 eigens dafür angefertigten Einzelstücken 2.000 Euro ein. Das Geld kommt der evangelischen Kirchengemeinde Gönningen, der sie sich als offene Gruppe zugehörig fühlen, für die Küchenausstattung zugute. Ulrike Gerstlauer und Christel Pahl haben Pfarrer Niels Hoffmann jüngst einen entsprechenden Scheck übergeben. »Die Stöfflerinnen wollen mit ihrem Jubiläum nicht nur die Textilkunst feiern, sondern auch einen Beitrag für die Kirchengemeinde leisten, deren Dach sie für ihre Treffen nutzen dürfen«, erklärte Pahl dazu.

Scheckübergabe nach der Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen: Gruppenleiterin Ulrike Gerstlauer (von links) mit Pfarrer Niels Ho
Scheckübergabe nach der Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen: Gruppenleiterin Ulrike Gerstlauer (von links) mit Pfarrer Niels Hoffmann und Christel Pahl. Foto: Privat
Scheckübergabe nach der Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen: Gruppenleiterin Ulrike Gerstlauer (von links) mit Pfarrer Niels Hoffmann und Christel Pahl.
Foto: Privat

Bei aller Fingerfertigkeit und Kreativität: Mit am wichtigsten ist den »Stöfflerinnen« bei ihren zweiwöchentlichen Treffen die Gemeinschaft. In 25 Jahren haben sie nicht nur Einzel- und Gemeinschaftsquilts entworfen und umgesetzt. Sondern auch allerlei Ausstellungsbesuche und Ausflüge miteinander unternommen. Einander dabei gut kennengelernt. In Zeiten der Trauer unterstützt. Und zusammen so manches soziale Projekt angepackt. Im Moment nähen sie wieder originelle kleine Vögel mit Schnurbeinen. 2021 hatten sie mit deren Verkauf 3.000 Euro fürs Netzwerk Flüchtlinge eingenommen. Beim diesjährigen Tulpenmarkt am Palmsonntag, 13. April, sollen die mit Füllwatte gefütterten dreieckigen Flattermänner zugunsten des Bürgervereins verkauft werden - zur Finanzierung eines Bürgerautos. (GEA)

Gemeinsam an einem Tisch: Neben der Fingerfertigkeit bei ihren Handarbeiten und der Kreativität ist den Stöfflerinnen bei ihren
Gemeinsam an einem Tisch: Neben der Fingerfertigkeit bei ihren Handarbeiten und der Kreativität ist den Stöfflerinnen bei ihren 14-tägigen Treffen das Miteinander wichtig. Foto: Frank Pieth
Gemeinsam an einem Tisch: Neben der Fingerfertigkeit bei ihren Handarbeiten und der Kreativität ist den Stöfflerinnen bei ihren 14-tägigen Treffen das Miteinander wichtig.
Foto: Frank Pieth