REUTLINGEN. Am Morgen nach dem bewaffneten Raubüberfall auf ihr Hanf Haus sitzt Stefanie Giesel vor dem Laden in der Reutlinger Weingärtnerstraße, und kann es einfach nicht fassen. Ebenso geschockt wie nachdenklich erzählt sie von dem, was sie und ihre Mitinhaberin Melanie Deschner am Montagabend erleben mussten."
Kurz vor Feierabend um 18.30 Uhr sind zwei maskierte männliche Jugendliche in unseren Laden gekommen. Beide hatten große Fleischmesser dabei", berichtet sie vor dem Fachgeschäft für Produkte aus und mit dem Rohstoff Hanf. Sie war gemeinsam mit ihrer Kollegin im Raum, "und wir haben das erst für einen schlechten Scherz gehalten, den Ernst der Lage nicht erkannt. Aber da hatte meine Kollegin schon ein Messer am T-Shirt". Die beiden Frauen behalten die Fassung.
»Die wollten Geld. Wir sagten: keine Gewalt, ihr könnt das Geld haben«, beschreibt Giesel was dann passiert, »ich habe die Kasse aufgemacht, weil die Täter sie nicht aufbekommen haben«. Mit den beiden Ladeninhaberinnen müssen noch zwei Kunden den Raubüberfall erleben, werden aber aus dem Geschäft geschickt, »und die haben toll reagiert, sofort die Polizei gerufen und sind bei uns geblieben. Dafür waren wir echt dankbar«. Nach wenigen Minuten flüchten die Räuber, zu denen die Polizei bereits eine Täterbeschreibung verfasst hat.
Beide Täter sind demnach »maximal 1,70 Meter groß, zirka 15 bis 20 Jahre alt und haben jugendliche Stimmen sowie dunkle Augen. Einer trug eine weiße Anonymus Maske sowie einen schwarzen Kapuzenpullover und eine schwarze Jogginghose. Sein Komplize war mit einem schwarz/weißen Tuch maskiert. Er hatte eine hellgraue Jogginghose und einen grünen Pullover an. Weiteren Zeugen fiel auf, dass die Flüchtenden während dem Davonrennen ihre Pullover ausgezogen hatten und anschließend mit grünen T-Shirts bekleidet waren«, steht in der Polizeimeldung. »Das waren Jugendliche. Ich denke mal, die kannten unseren Laden«, vermutet Stefanie Giesel.
Die Beute des bewaffneten Raubüberfalls beträgt schätzungweise einige hundert Euro. Auf ihrer Flucht verlieren die Täter einen Teil der Geldscheine. Stefanie Giesel macht das fassungslos: »So ein schweres Verbrechen für so wenig Geld zu begehen«, sucht sie nach Worten. Mehr noch ist sie entsetzt über die Gewaltbereitschaft und Gedankenlosigkeit der beiden Kriminellen. »Der Schock ist schlimmer als der Schaden. Ich denke, den Tätern ist nicht klar, was sie uns antun - und was sie sich selbst antun«, sagt sie. Es war der erste Überfall auf das Hanf Haus, »das habe ich noch nie erlebt, und das will ich auch nie mehr erleben«, ist ihr Fazit. (GEA)