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Tübinger Nikolauslauf: 2021 dürfen nur doppelt Geimpfte mitlaufen

Seit 1976 gibt es den Tübinger Nikolauslauf schon. Der Halbmarathon über 21,1 Kilometer ist jedes Jahr ein großes Event. Jetzt steht fest: Aus Hygieneschutzgründen dürfen 2021 nur vollständig Geimpfte mitlaufen. Beim Nikolauslauf gilt die 1-G-Regel. Projektleiter Gerold Knisel erntet Lob und Kritik dafür. Warum er die Regelung trotzdem für richtig hält.

Nikolauslauf Tübingen
Gedränge am Start: So sah es vor Corona beim Nikolauslauf aus. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Gedränge am Start: So sah es vor Corona beim Nikolauslauf aus.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

TÜBINGEN. Der Nikolauslauf: In Tübingen ist der Halbmarathon eine feste Größe im Event-Kalender der Stadt. Seit 1976 starten bei dem Lauf jährlich rund um den Nikolaustag bis zu dreitausend Teilnehmer auf der 21,1 Kilometer langen Strecke im Tübinger Norden. Mitmachen kostet wenig und mitmachen durfte auch jeder - zumindest bisher.

Coronabedingt soll das dieses Jahr anders werden. »Wir haben uns als Verein entschieden, dass 2021 am Lauf nur vollständig Geimpfte teilnehmen dürfen«, teilt Gerold Knisel dem GEA mit. Knisel ist Vorsitzender des Tübinger Post-Sportvereins (Post-SV) und Projektleiter des Nikolauslaufs. »Bei dem Lauf gilt dieses Jahr die 1-G-Regel.« Bedeutet: Nur wer vollständig gegen Corona geimpft ist, darf am 5. Dezember an den Start gehen. PCR-Test, Schnelltest, Genesung ohne Nach-Impfung - all das reicht nicht für die Teilnahme.

Knisel ist klar, dass das nicht bei allen gut ankommen wird. Aber: Er ist sich sicher, dass der Verein richtig entschieden hat. »Wir haben uns lange Zeit gelassen und auf andere Städte geschaut.« Der Post-SV bekam mit, wie Marathon-Veranstaltungen in Düsseldorf, Köln, Frankfurt coronabedingt nicht stattfinden durften. »Wir wollten aber auf jeden Fall, dass unser Lauf genehmigt wird.« Ab da war die Leitlinie: Je strenger die Hygieneregeln, desto wahrscheinlicher die Genehmigung. »Es ging uns dabei auch um die Sicherheit der Läufer.«

Nikolauslauf Tübingen 2012
Beim Nikolaslauf tragen manche Teilnehmer auch ein Nikolaus-Outfit. Foto: Uschi Pacher
Beim Nikolaslauf tragen manche Teilnehmer auch ein Nikolaus-Outfit.
Foto: Uschi Pacher

Als politisches Zeichen will Knisel die Entscheidung für 1-G nicht verstehen. Aber darum, dass man »Impfgegner«, wie er sagt, nicht nachvollziehen kann, geht es schon - so zumindest hört es sich an, wenn er die Entscheidung begründet. »Wir als Verein sehen: Nur durch eine Impfung bekommen wir die Pandemie in den Griff.« Klar gebe es Grundrechte - »aber es gibt keine Grundrechte auf Teilnahme an einem Halbmarathon«. Auch bei der Hauptversammlung des Vereins dieses Jahr kann nur dabei sein, wer vollständig geimpft ist.

Der Post-SV hat neben der 1-G-Regel noch weitere Maßnahmen für den Nikolauslauf beschlossen: Zusätzliche Startwellen und ein entzerrter Startablauf sollen zu mehr Sicherheit beitragen. Glühwein oder Lumpenkapellen gibt es nicht - um Zuschaueransammlungen zu vermeiden. Auch eine Maskenpflicht am Start und Ziel schließt Knisel nicht aus. Der Verein erntete in den letzten Wochen Lob, aber auch Kritik für das Vorgehen.

Viel Lob, etwas Kritik

»99 Prozent der Leute loben uns«, sagt der Vorsitzende. In Gesprächen habe es aber auch Unmut gegeben. »Manche sagen, wir würden Leute ausgrenzen und fragen, warum wir keine Tests zulassen.« Der Verein habe sich aber gegen die Durchführung von PCR-Test für Ungeimpfte im Vorfeld entschlossen. »Ein solcher Test kostet 65 Euro, unsere Startgebühren liegen unter 30 Euro. Das wäre unverhältnismäßig und auch da hätte es dann wieder Kritik gegeben.«

Jene, die bisher nicht geimpft seien, könnten das bis Dezember ja immer noch nachholen. Und wer keine Impfung will oder sich beim Massenlauf nicht sicher fühlt, der kann - wie 2020 -  zwischen dem 27. November und dem 5. Dezember einen Einzellauf über 10 Kilometer absolvieren und das Ergebnis anschließend online eintragen. Auch für den Einzellauf ist eine Anmeldung nötig.

Bei der gibt es dann auch noch ein Lauf-Shirt dazu, das vom Verein zugeschickt wird. Es leuchtet 2021 in Regenbogenfarben. »Das ist nicht nur, aber auch eine politische Botschaft«, sagt Knisel. »Wir als Verein stehen für Vielfalt und Toleranz und grenzen niemanden aus - wenn auch vielleicht die Nicht-Geimpften beim Halbmarathon.« Aber die könnten ja trotzdem am Lauf-Wettbewerb teilnehmen. »Beim individuellen 10er-Lauf dann.« (GEA) 

Der Nikolauslauf 2021

Der Tübinger Nikolauslauf geht am 5. Dezember 2021 in seine 46. Runde. Für 29 Euro können Läufer sich zwischen dem 11. September (12 Uhr) und dem 15. November für die 21,1 Kilometer lange traditionelle Strecke im Tübinger Norden anmelden. Startschuss ist um 10 Uhr in der Waldhäuser Straße 118, unweit der Geschwister-Scholl-Schule. Wer sich anmeldet, bekommt im Vorfeld ein Shirt und den Transponder zugesendet. 

Wie 2020 wird es auch 2021 zusätzlich die Möglichkeit eines »individuellen Laufs« über 10 Kilometer geben. Angemeldet werden kann sich bis zum 5.12. für 25 Euro. Die Eintragung der zwischen dem 27. November und 5. Dezember gelaufenen Zeit auf einer eigenständig gewählten Strecke erfolgt dann ohne Nachweis über ein Onlineportal. (GEA)

nikolauslauf-tuebingen.de